Profit-Preis-Spirale verursacht Weltwirtschaftskrise

Zentralbanken sollen Inflation verhindern, so ihr offizieller Auftrag. Inflation käme von einer hohen Kreditvergabe und dadurch zu großen Geldmenge M, glauben und lehren VWL-Professoren. Weil die zu schnell steigende Geldmenge mit einer bestimmten Geschwindigkeit V in der Wirtschaft umlaufe, wollen VWL-Professoren damit die Inflation erklären, das wegen zu viel umlaufendem Geld steigende Preisniveau P der geschäftlichen Transaktionen T:

Die Deppenformel lautet: M x V = P x T (Link zu Wiki)

 

Weil die Reichen von hohen Zinsen profitieren und die Professoren von ihren bestens besoldeten Auftritten vor Wirtschaftsverbänden, soll die Inflation von den Zentralbanken mit erhöhten Zinsen bekämpft werden. Bei steigenden Zinsen würde das Zentralbankgeld weniger nachgefragt, die umlaufende Menge des Geldes sinke und damit die Inflation, die es ja zu bekämpfen gelte.

 

Würden die Professoren nicht so gut dafür bezahlt und würden die Reichen von höheren Zinsen nicht so sehr profitieren, würde den Schwachsinn schon lange niemand mehr glauben. Aber es ist immer noch die in der VWL herrschende Lehre und mit einem Blick auf die Grafik des Board of Governors of the Federal Reserve System (US) können Sie sehen, wie die Zentralbanken nicht nur in den USA immer wieder mörderische Wirtschaftskrisen mit Hochzinspolitik verursacht haben und gerade wieder dabei sind, wie zuletzt im Jahr 2007. Die VWL-Professoren werden die Massenarbeitslosigkeit dann wieder mit überhöhten Löhnen und Renten, unzureichen Profiten für die Investoren, der Belastung der Wirtschaft mit zu hohen Steuern und Sozialabgaben und der Faulheit der Arbeitslosen erklären.

 

Auf der Abbildung rechts oben ist gut zu sehen, wie die Zentralbanken ab 1980 mit Hochzinspolitik Wirtschaftskrisen und Massenarbeitslosigkeit verursacht haben. Erst nach der letzten Finanzkrise 2008 wurden die Zinsen endlich für einige Jahre gesenkt, um die Wirtschaft wieder zu beleben.

Die Prime Rate ist der Zinssatz, zu dem Kredite an bestens besicherte Schuldner in den USA vergeben werden. Die Prime Rate liegt meist 3% über dem Zins für Zentralbankgeld. Zum Mai 2023 war die Prime Rate für bestens besicherte Kredite auf 8,5% angestiegen.

 

Zu 7% angelegtes Geld verdoppelt sich durch Zinseszins alle 10 Jahre. Der Käufer eines Hauses schuldet bei einem Kredit für 7% ohne Tilgung und mit zur Schuld hinzu gebuchtem Zins dem Kreditgeber nach 10 Jahren ohne Geldentwertung das Geld für 2 Häuser, nach 20 Jahren 4 Häuser, nach 30 Jahren 8 Häuser und nach 40 Jahren 16 neu gebaute Häuser. Umgekehrt wächst das Geldvermögen zu 7% mit Zinseszins für den Sparer in 40 Jahren auf die 16-fache Summe an. Jetzt reden wir aber nur von 7% gerade als Beispiel. In der Realität sind die Zinsen für Häuslebauer und andere Schuldner viel höher.

 

Sind die FED-Zinsen für Tagesgeld bei 5,5%, wie im September 2023 beschlossen wurde, wollen die Eigentümer von Gebäuden und Wohnungen für ihr da angelegtes Kapital mindestens diese Rendite von ihren Mietern und Pächtern, also etwa den Ladenbesitzern. Die Geschäfte legen ihre gestiegenen Kosten auf die Preise um, womit es der Kunde bezahlt. Das in die Betriebe investierte Geld soll wegen des Risikos noch deutlich über der Prime Rate liegende Profite abwerfen, da sind wir dann leicht bei mindestens 10% geforderten und erwarteten Renditen. Bei 10% verdoppelt sich das wieder angelegte Kapital alle 7 Jahre, vervierfacht sich alle 14 Jahre, verachtfacht sich alle 21 Jahre und so weiter. So viel Kapital kann keine Ökonomie weiter mit Zinsen und Profiten bedienen. Nur ein Börsencrash mit schwerer Wirtschaftskrise kann den Wahnsinn beenden, oder eben eine hohe Geldentwertung, um die Kaufkraft der verzigfachten Vermögen unserer reichen Erben zu entwerten. Diese Inflation genannte Geldentwertung wollen FED und EZB mit Hochzinspolitik bekämpfen, denn die Neoliberalen fordern für die reichen Erben Hochzinspolitik gegen die Inflation, am liebsten hätten sie noch einen Goldstandard mit 3% Deflation der Preise jährlich, also 10% Realzins für Reiche, den die Armen erarbeiten sollen.

Profite und Renditen treiben die Preise

Einkommen USA top 10% blau, bottom 50% grün
Einkommen USA top 10% blau, bottom 50% grün

Das oberste 1% der Einkommensbezieher schiebt sich 25% der gesamten Wirtschaftsleistung (BIP) in die Taschen, die obersten 10% die Hälfte des BIP. Das 1 Promille der reichsten Familien kann sich etwa ein Achtel der Weltwirtschaftsleistung krallen und will die Profite sicher und rentabel anlegen. Die World Inequality Database zeigt es deutlich, mangels Erfassung von Wertsteigerungen und schwarzen Einkommen aber noch weit untertrieben. Links im Bild das obere Zehntel mit 45% des Einkommens der US-Ökonomie gegenüber den nur etwa 14% des BIP der unteren 50% der Einkommensbezieher  in den USA, wo die Not der Armen ganz krass ist.

 

Das Problem der Wirtschaft mit den zu hohen Einkommen und Vermögen der Reichen ist längst bekannt. Nur VWL-Professoren beklagen für hohen Sold unentwegt einen Mangel an Investitionen: Profite für Investoren wären zu niedrig und es rentiere sich nicht, Arbeitsplätze zu schaffen. Die Löhne der Armen, nicht die Profite der Reichen, würden die Preise treiben und unser Geld entwerten.

 

Für die Hälfte des BIP, das sich das oberste Zehntel der Einkommensbezieher in seine Taschen schiebt, fehlen sinnvolle Anlagen, obwohl die Volkswirtschaftslehre an unseren Universitäten einen angeblichen Kapitalmangel predigt und ständig noch wegen unzureichender Profite fehlende Investitionen beklagt.

 

Neun Zehntel der Einkommensbezieher teilen sich die übrige Hälfte des BIP so, dass vier Zehntel von ihnen nicht ganz das Pro-Kopf-Einkommen der Ökonomie erreichen, während für die hart arbeitende Hälfte der Einkommensbezieher, die Arbeiter und einfachen Angestellten, nur zwei Zehntel des BIP für Löhne, Gehälter und Renten verbleiben. Diese 20% vom BIP der Löhne, Gehälter und Renten würden die Geldentwertung verursachen, so die dafür auf Lehrstühle berufenen und mit Forschungsaufträgen gedungenen VWL-Professoren. Es ist aber das zu viele Geld der Reichen, das die Preise treibt und die Wirtschaftsforschungsinstitute der Professoren besoldet.

Wenn der Staat die überschießenden Einkommen der Reichen nicht mit mindestens 80% Steuern auf Gewinne und Wertsteigerungen des Vermögens beseitigt, muss er den reichen Investoren Anleihen bieten mit realen Zinsen und ohne Geldentwertung. Tut er das nicht, fließt das überschüssige Geld aus den überhöhten Profiten in Aktien, Anleihen, Spekulationen mit Bauland und Agrarflächen, in Warentermin-Märkte und allen möglichen anderen Schwindel, der eines Tages platzen muss. Dann ist der überhöhte Profit wieder weg, der anderenfalls durch die Wirtschaft schwappt und alle realen Geschäfte weg schwemmt, jedoch wieder verbunden mit einer mörderischen Weltwirtschaftskrise wie ab 1929.

VWL-Professoren und Zentralbanken wollen Geldentwertung durch Massenarbeitslosigkeit bekämpfen

Short-Run Phillips Curve
Grafik von Asacarny bei Wikipedia (englisch)

Zuerst steigen die Börsenwerte, wie bis 1929 und seit der Volcker-Weltrezession ab 1980. Danach fließen überschüssige Profite in Land, Immobilien und Wohnungen und lassen deren Preise explodieren. Der Preisanstieg der Häuser in den letzten zehn Jahren hat den Mietertrag weit überholt. Vermietung und Verpachtung rentieren sich im Vergleich zur Wertsteigerung nicht mehr, das Eigentum an Immobilien schon. Am Besten ist es, die Gebäude und Wohnungen leer stehen zu lassen und ohne den realen Wertverlust der Abnutzung durch Mieter oder Pächter nur den Preisanstieg zu realisieren. In den Straßen der USA sehen wir Obdachlose, die eine einträgliche Arbeit haben, aber keine Wohnung bekommen oder mit ihren Löhnen und Gehältern nicht mehr bezahlen können.

 

Der VWL-Professor kennt aber nur eine Ursache der steigenden Preise: die Lohn-Preis-Spirale. Sobald der von reichen Investoren getriebene Preisanstieg aller Güter und vor allem der Mieten die Arbeiter und ihre Gewerkschaften höhere Löhne zum Inflationsausgleich fordern lässt, werden VWL-Professoren die Lohn-Preis-Spirale zur Ursache der Preissteigerung erklären und die Verursachung von Massenarbeitslosigkeit durch Hochzinspolitik der Zentralbanken fordern, um den Lohnanstieg zu dämpfen.

 

Um die Preissteigerung nicht mit den zu hohen Profiten der Reichen zu erklären, sondern mit angeblich zu schnell steigenden Löhnen der Arbeiter, hat die VWL die sogenannte Phillips-Kurve erfunden: steigende Löhne würden Inflation verursachen, nur Massenarbeitslosigkeit könne die Lohn-Preis-Spirale brechen und die Preise stabilisieren. VWL-Professoren lehren, wie Vollbeschäftigung Inflation verursacht und Massenarbeitslosigkeit für Preisstabilität sorgt. Damit Arbeiter wieder für niedrige Löhne schuften, müsse das Arbeitslosengeld gekürzt und nach wenigen Monaten gestrichen werden, so die VWL-Professoren.

 

Würde die Inflation mit den hohen Profiten und Zinsen erklärt, wodurch zu viel Geld der Reichen zuerst in Aktienbörsen, Anleihenmärkte, Immobilien, Bauland und Bodenspekulationen fließt, müssten die Maßnahmen gegen Inflation die Vermögen und Einkommen der Reichen senken, statt Millionen lohnabhängige Arbeiter auf die Straße zu werfen. Dank der VWL werden stattdessen von den Notenbanken zur Verursachung der Massenarbeitslosigkeit die Zinsen erhöht, zu denen die Reichen dann ihr Geld anlegen können, wie es die VWL-Professoren fordern.

Wirtschaftskrise durch Hochzinspolitik

Hochgesetzte FED-Zinsen haben die Börsen- und Finanzkrisen in den Jahren 2000 und 2007/8 ausgelöst.
Hochgesetzte FED-Zinsen haben die Börsen- und Finanzkrisen in den Jahren 2000 und 2007/8 ausgelöst.

Nach den Zinserhöhungen ab 2016 gab es im Frühjahr 2020 bereits einen scharfen Börseneinbruch, der aber wegen der Pandemie sofort wieder hochgekauft wurde, die Notenbanken haben den Zins wieder auf Null gesenkt. Der Dax stürzte damals im Februar 2020 von fast 14.000 Punkten auf unter 9.000 am 20. März 2020 ab und wurde bis Juni 2020 wieder auf fast 13.000 Punkte hochgekauft, vor allem mit billigem Geld der Notenbanken, weil die zur Pandemie nicht noch einen Crash der Börsen haben wollten.

 

Reiche Erben fordern Hochzinspolitik, die von ihnen besoldeten neoliberalen Ideologen haben die Nullzinspolitik bekämpft. Bei 7% verdoppelt sich das Vermögen durch den Zinseszins alle 10 Jahre. Wer im Alter von 20 Jahren 1 geerbte Million auf der Bank zu 7% anlegt und die Zinsen jedes Jahr ebenso, hat nach 10 Jahren 2 Millionen, nach 20 Jahren 4 Millionen, im Alter von 70 Jahren schon 32 Millionen. Alles ohne einen Finger dafür krumm zu machen, nur durch den Zinseszins. Wer mit 90 stirbt, kann seinen Erben sagenhafte 128 Millionen hinterlassen. Die ärgern sich über die Geldentwertung und wollen nicht glauben, dass ohne diese ihre Schuldner bankrott wären und das Erbe verloren.

 

Umgekehrt müsste ein armer Arbeiter, der sich zu 7% auf Kredit ein Haus baut und jedes Jahr den Zins schuldig bleibt und zu seinen Schulden aufrechnen lässt (nur theoretisch, um es hier einfach zu erklären, kein Kreditgeber und keine Bank würden das erlauben), im Alter von 90 Jahren mit seinen Kindern und Enkelkindern ohne Geldentwertung 128 Häuser neu gebaut haben und dem Kreditgeber umsonst für seine alte Schuld mit Zins und Zinseszins überlassen, damit er den Enkelkindern das inzwischen 70 Jahre alte Haus belastungsfrei vererben kann.

 

Jeder Mieter eines Hauses müsste aufgerechnet mit Zins und Zinseszins dem Eigentümer über 70 Jahre ohne Geldentwertung ebenso 128 Häuser bezahlen, weil der Hausbesitzer mindestens die gleiche Rendite durch Mieteinnahmen erzielen will, wie er für Geld auf der Bank bekommen könnte. Darum wollen Neoliberale keine Geldentwertung dulden und eine Goldwährung mit restriktiver Geldpolitik durch hohe Zinsen sollen den Interessen der reichen Erben dienen. Die Lohnabhängigen will man durch die Abschaffung der Sozialleistungen zu härtester Arbeit für die Reichen zwingen.

 

Die Einkommensverteilung ist das Problem, weil sich die andere Hälfte des BIP unter den 90% der Einkommensbezieher so verteilt, dass die etwa 40% umfassende Mittelschicht davon 30 % erhält, also jeder knapp das Pro-Kopf-Einkommen des Landes. Die verbleibende Hälfte der Bürger, die hart arbeiten muss, erhält als Lohn nur 20% der gesamten Wirtschaftsleistung. Es gilt generell, dass alle um so härter arbeiten müssen, je weniger sie verdienen, dagegen um so weniger arbeiten müssen, je mehr sie verdienen. Wer sich Millionen einschieben kann, arbeitet gar nichts mehr.

 

Die reichen Faulenzer suchen rentable Anlagemöglichkeiten für ihr zu vieles Geld, das sie den echten Leistungsträgern, also den Müllmännern, Fabrikarbeitern oder Altenpflegerinnen, abgepresst haben, und beherrschen dabei dank Geld und Freizeit die Politik, die diese für jede Ökonomie untragbare Einkommensverteilung nicht ändert, sondern weiter verschärft: Steuersenkungen für die Reichen und Sozialabbau für die Armen fordern Politiker wie VWL-Professoren und Journalisten, denn sie werden dafür hoch belohnt.

 

Es kann nicht funktionieren: Hohe Steuern, Inflation oder ein Börsencrash müssen die falsche Einkommensverteilung korrigieren, die zu Börsen- und Anleihenblasen, verbunden mit einer Inflation der Preise für Immobilien und Spekulationen mit den Preisen für normale Güter führt. Anders geht es nicht, aber man erzähle das mal einem VWL-Professor oder Neoliberalen, von denen nicht überhöhte Profite, sondern eine zu lockere Geldpolitik, steigende Löhne und Sozialleistungen zur Ursache der Preissteigerungen erklärt werden.

 

Wir sind erst ganz am Anfang der Katastrophe. Lesen Sie demnächst mehr.

 

Der Staat muss sich für den Saldo der Geldsparpläne der Privaten verschulden

Ohne Staatsdefizit dürfen die Privaten im Saldo kein Geld mehr sparen können! Das ist die Ursache aller Not und allen Elends der Wirtschaftskrisen.
Ohne Staatsdefizit dürfen die Privaten im Saldo kein Geld mehr sparen können! Das ist die Ursache aller Not und allen Elends der Wirtschaftskrisen.

Die Bürger verstehen nicht, dass sie kein Geld sparen können, wenn sich nicht andere Haushalte dafür verschulden.

 

Noch weniger versteht der Bürger, dass er verarmen muss, damit er wirklich kein Geld sparen kann, wenn sich nicht andere Haushalte, wie der Staat oder das Ausland, dafür verschulden. Denn hätte er noch ein ordentliches Einkommen jeden Monat, könnte er davon ja Geld sparen, ohne dass sich jemand dafür verschuldet hätte. Das geht eben nicht, es ist auf dem Bild rechts zu sehen. Hätte der Staat sich verschuldet, müssten die nicht in Lumpen hungrig da vor ihrer Hütte stehen. Sondern sie könnten auf der Veranda ihrer teuren Villa modisch und adrett gekleidet vor Kaffee und Kuchen sitzen oder sich am Grill ein saftiges Steak braten und danach noch in den Pool springen.

 

Aber dann könnten sie auch Geld sparen und für dieses Geld hätte der Staat sich verschulden, es also durch Kreditschöpfung erst schaffen müssen. Darum standen die Bürger der USA in der Weltwirtschaftskrise nach 1929 hungrig vor einer Blechhütte in Lumpen, weil der Staat sich nicht genug verschuldet hat und sie so tief im Elend leben mussten, damit sie auch wirklich kein Geld mehr sparen konnten.

 

Unsere sogenannten Wirtschaftswissenschaftler erklären das nicht, sollten sie es überhaupt selber jemals verstanden haben. Die VWL-Professoren meinen meist, die Frau hätte halt etwas Gescheites lernen, härter und billiger arbeiten und in ihren guten Zeiten für die Not sparen sollen.

 

Die schreckliche Weltwirtschaftskrise ab 1929 hatte eine ganz einfache Ursache:

In einer Geldwirtschaft wollen die Privaten (Haushalte und Unternehmen) Geld sparen und können das nicht, wenn sich andere Haushalte (ebenfalls private Haushalte und Unternehmen oder der Staat, das Ausland) nicht im Umfang des geplanten Geldsparens verschulden. Dadurch entstehen unsere Wirtschaftskrisen und der Staat kann und muss entweder die potenziellen Geldsparer so hart besteuern, dass denen kein Geld zum Sparen übrig bleibt, oder aber er muss diese Krisen durch eine ausreichende eigene Verschuldung verhindern, was die VWL bis heute ihren Studenten und dem Publikum vernebelt und stattdessen von angeblichen Staatsschuldenkrisen fabuliert und noch Schuldenbremsen fordert.

 

In einer Wirtschaftskrise kaufen sich die Haushalte ihre arbeitsteilig hoch effizient erzeugten Güter gegenseitig nicht mehr ab. Der Grund dafür ist nicht, dass diese Güter plötzlich zu schlecht für den Markt wären oder kein Bedürfnis danach bestünde - im Gegenteil: Während die Landwirte ihre Ernte nicht mehr verkaufen können, und kein Geld für einen neuen Traktor haben, hungern die erwerbslosen Industriearbeiter in den Städten und können sich Fleisch und Brot nicht mehr leisten. Die Banken bankrottieren wegen ihrer zahlungsunfähigen Schuldner, alles nur, weil jeder Geld sparen will und wegen seiner drückenden Schulden sogar muss, aber nicht kann, weil die Schuldner fehlen. Ein Teufelskreis: Wenn Geld nicht mehr ausgegeben wird, kann es nicht verdient werden, die Haushalte sparen sich gegenseitig ins Elend. Geld entsteht dadurch, dass jemand sich verschuldet und mit dem Geld Güter kauft. Plötzlich fehlt überall Geld.

 

Banken verleihen kein gespartes Geld

 

Das breite Publikum kann Wirtschaftskrisen nicht verstehen, weil den Leuten gezielt eingeredet wurde, die Banken würden das gesparte Geld der Haushalte wieder verleihen. Ein Haushalt verzichtet also auf Güterkäufe und bringe das Geld zur Bank, von der es dann an Kreditnehmer für Güterkäufe verliehen würde. In dieser falschen Darstellung wäre keine Geldschöpfung durch Kredit möglich und damit keine Belebung der Konjunktur durch eine erleichterte Kreditvergabe, weil ja immer erst jemand auf Güterkäufe verzichtet haben müsste, bevor ein Kreditnehmer sich verschulden und mehr Güter kaufen kann. Das Sparen würde der Wirtschaft auch nicht schaden, weil mit dem gesparten Geld dann ein Kreditnehmer Güter nachfragen könne, dem es von der Bank geliehen wird.

 

Der Zweck der falschen Darstellung

 

Wir sollten glauben, dass Wirtschaftskrisen nicht durch eine Zinssenkung und erleichterte Kreditvergabe oder gar eine steigende Staatsverschuldung beendet werden könnten.

Die Bankiers und Professoren stellten sich händeringend und Händchen reibend vor das Publikum und erklärten in jeder Krise hohe Zinsen und die erschwerte Vergabe von Krediten damit, dass von den Bürgern zu wenig Geld gespart und bei den Banken eingezahlt worden wäre:

 

"Alle wollen nur noch Schulden machen, aber niemand will mehr Geld sparen und es zur Bank bringen, damit die es wieder verleihen kann!", so die Bankiers und Professoren.

 

Man müsse jetzt härter sparen, also weniger kaufen (was die Krise verschärft), damit die Zinsen sinken! Man dürfe sich nicht weiter verschulden, damit die Zinsen sinken! So lauten die Lügen, mit denen Krisen durch restriktive Kreditvergabe verursacht werden können. Diese falsche Vorstellung, die Banken bräuchten zuerst gespartes Geld, um Kredite zu vergeben, hält sich bis heute, besonders unter Studenten und Professoren der Ökonomie, wobei wir bei den Professoren schwer sagen können, ob sie es besser wissen und lügen oder ob sie es gar noch selber glauben.

 

Geldschöpfung durch zusätzliche Verschuldung bei zusätzlichen Güterkäufen auf Kredit

 

Jeder zusätzliche Kreditkauf führt zu einem zusätzlichen Geldvermögen des Verkäufers. Auf dem Konto des Verkäufers befindet sich die "Einlage" von zusätzlichem Geld, das der zusätzlichen Verschuldung des Käufers entspricht. Diese zusätzliche Bankeinlage ist also durch die Verschuldung entstanden und nicht durch einen Sparer.

 

Jeder Güterkauf vermindert das Nettogeldvermögen des Käufers, mehrt das Nettogeldvermögen des Verkäufers und erhöht das Einkommern und die Produktion einer nicht ausgelasteten Ökonomie. In einer Wirtschaftskrise wollen alle verkaufen und das Geld sparen, weil sie schon morgen vielleicht selber nichts mehr verkaufen können. Nehmen wir einmal an, alle Konten in einer Ökonomie stünden gerade auf Null:

 

Konto A: 0 - Konto B: 0 - Konto C: 0 - Konto D: 0 und so weiter.

Jetzt kauft B von D Güter für 100 Geld:

Konto B: -100 - Konto D: +100

 

Das Einkommen der Ökonomie ist um 100 Geld gestiegen, Haushalt B hat sich für 100 Geld verschuldet und Haushalt D konnte dadurch 100 Geld sparen. Die Schulden eines Haushalts sind das Geldvermögen der anderen Haushalte und die Geldvermögen eines Haushalts entstehen durch den Geldvermögensabbau anderer Haushalte. Alle falschen Darstellungen der Makroökonomie durch die VWL-Professoren und besonders die Österreichische Schule der Ökonomie beruhen darauf, dass die Leute nur einzelwirtschaftlich denken, der geistige Horizont nur bis zum eigenen Tellerrand reicht, und damit so dumme Vorstellungen pflegen, wonach sich niemand verschulden müsse, wenn alle sorgfältig haushalten würden und nicht mehr Geld ausgeben, als sie verdienen. Mit diesem einzelwirtschaftlichen Wahn im Kopf werden die Krisen verursacht: Die Krisen kämen von zu hohen Schulden und zu geringen Ersparnissen, wir müssten halt alle mehr sparen und hohe Zinsen wären gut, weil sie das fahrlässige Schuldenmachen vor allem der Staaten verhindern würden und jetzt alle mehr Geld sparen. Fragen Sie mal ihren VWL-Professor.

 

John Maynard Keynes hat die Ursache der Großen Depression ab 1929 fast korrekt beschrieben: Wenn die Haushalte sparen wollen, aber aus gesamtwirtschaftlichen Gründen nicht können, dann müssen die Haushalte so weit verarmen, die gesamte Ökonomie muss so stark verelenden, dass die Haushalte wegen ihrer Armut nicht weiter sparen können. Denn wären die Haushalte nicht arm, könnten sie ja weiter Geld sparen, trotz der fehlenden Schuldner, im Widerspruch zu den Gesetzen der Makroökonomie, was die VWL als die Ursache von Armut und verheerenden Wirtschaftskrisen nicht diskutieren will.

 

Der Bestand an Kapital und das Niveau der Beschäftigung werden folglich schrumpfen müssen, bis das Gemeinwesen so verarmt ist, dass die Gesamtersparnis Null geworden ist, so dass die positive Ersparnis einiger Einzelner oder Gruppen durch die negative Ersparnis anderer aufgehoben wird. In einer unseren Annahmen entsprechenden Gesellschaft muss das Gleichgewicht somit unter Verhältnissen des laissez-faire eine Lage einnehmen, in der die Beschäftigung niedrig genug und die Lebenshaltung genügend elend ist, um die Ersparnisse auf Null zu bringen.

 

Allgemeine Theorie, Berlin 1936/2006, S. 183

 

Hence the stock of capital and the level of employment will have to shrink until the community becomes so impoverished that the aggregate of saving has become zero, the positive saving of some individuals or groups being offset by the negative saving of others. Thus for a society such as we have supposed, the position of equilibrium, under conditions of laissez-faire, will be one in which employment is low enough and the standard of life sufficiently miserable to bring savings to zero.

 

John Maynard Keynes: The General Theory of Employment, Interest and Money, Chapter 16/III

 

Denn solange die Haushalte noch ein genügend hohes Einkommen beziehen, bei dem sie versuchen könnten, ihre Ausgaben unter ihre Einnahmen zu senken, wäre das Sparen von Geld für jeden einzelnen Haushalt ja immer noch möglich, kann aber gesamtwirtschaftlich nicht erfolgen. Die Einnahmen einer Ökonomie sind immer mit den Ausgaben identisch, daher das Sparparadoxon: Bei dem Versuch aller einzelnen Haushalte, weniger Geld auszugeben, werden die Einnahmen der jeweils anderen Haushalte sofort wegbrechen, bis alle derart verarmt sind, dass sie ihre Ausgaben nicht weiter einschränken können oder wollen. Das und nur das ist die monetäre Ursache aller großen Wirtschaftskrisen und des ganzen Elends der Weltwirtschaftkrisen wie ab 1929.

 

John Maynard Keynes hatte noch nicht erkannt, dass es um das Sparen von Geld geht. Keynes hat in seinem Werk das Problem erst für den Moment gesehen, in dem auch kein reales Sparen mehr möglich ist. Er glaubte, dass der Kapitalmangel der Ökonomie ziemlich schnell überwunden sein würde und dann erst das Problem auftauche, dass ja kein Sparen mehr möglich ist und die Ökonomie darum unter den Verhältnissen des laissez-faire verelenden müsse. Weil es um das Sparen von Geld geht, ist dieser Mechanismus der Makroökonomie nach Keynes (von dem die VWL bis heute nichts wissen will) aber eben unabhängig von der Überwindung des realen Kapitalmangels wirksam.

 

Wie funktioniert die Schwarze Null? Der deutsche Exportüberschuss als Folge des Lohn- und Sozialdumpings durch die Agenda 2010 von SPD und GRÜNEN ist eine durch die Konstruktionsfehler des Euros mögliche Zwangsverschuldung der deutschen Handelspartner. Eigentlich dürfte es in einer Währungsunion kein Lohn- und Sozialdumping geben. Anstelle des Staates wird das Ausland für das Sparen der deutschen Haushalte verschuldet, letztendlich sind es die anderen Staaten, die sich für die Schwarze Null in Berlin zusätzlich verschulden müssen. Ohne den Exportüberschuss würde die Politik der Schwarzen Null eine verheerende Krise der deutschen Wirtschaft verursachen, bis hier niemand mehr in der Lage wäre, Geld zu sparen. Denn für alles Geld, das jemand spart, müssen andere sich verschulden, entweder andere private Haushalte, Firmen, der Staat oder eben das Ausland. Sonst muss der Geldsparer verarmen, bis er nicht länger seine Ausgaben unter seine Einnahmen senken kann.

 

Schließlich haben wir die böswillig von Politik, VWL und Medien propagierte und in das Grundgesetz und die Verfassungen geschriebene Schuldenbremse. Es handelt sich dabei um eine vorsätzliche Vorbereitung und Verursachung von weiteren verheerenden Wirtschaftskrisen durch die hinter der Politik und Volkswirtschaftslehre stehenden Interessen, die diese monetären Zusammenhänge selbstverständlich seit langem kennen und ihre Politiker wie VWL-Professoren als sogenannte Deficit Hawks in allen Massenmedien auftreten lassen. Wir müssen diese Schuldenbremsen wieder aus den Verfassungen heraus bekommen, ehe mit ihrer Hilfe die nächsten verheerenden (Welt-)Wirtschaftskrisen inszeniert werden können.

 

VWL ist nur Tautologie und Zirkelschluss aus Modellen

Angeblich wäre die Realität so verwirrend, dass man Ökonomie vereinfacht an Modellen diskutieren müsse. In diesen Modellen der VWL gibt es neben der Arbeit einen weiteren Produktionsfaktor: Kapital. Das Kapital sei knapp und der Kapitalmangel würde die Produktion und damit das Grenzprodukt der Arbeit, also den Lohn, beschränken. Niedrige Löhne wären also die Folge fehlenden Kapitals und fehlendes Kapital müsse durch Investitionen vermehrt werden, was, wir ahnen es, noch niedrigere Löhne durch mehr Druck auf Arbeitslose und die Senkung der Lohnnebenkosten durch Rentenkürzung und Sozialabbau brauche, um die Investoren mit möglichst hohen Profiten für ihr Sparen am Konsum (der Arbeiter) zu belohnen. Konsum wäre überhaupt schädlich und möglichst gering zu halten, weil er das Kapital für Investitionen auffresse. Das Sparen am Konsum sei darum mit hohen Zinsen und Renditen zu belohnen, weil nur mehr Kapital das Grenzprodukt der Arbeit, also den Lohn, steigern könne.

 

Alle Lehren der VWL sind nur Tautologie und Zirkelschluss aus den Voraussetzungen und Annahmen ihrer Modelle, wonach Kapital fehle und mit Ersparnissen vermehrt würde. Es fehlt aber kein Kapital, sondern die elenden gesellschaftlichen Verhältnisse, wofür die käuflichen Lehren der Lohnsenkung und Sozialabbau propagierenden Professoren an den Universitäten das beste Beispiel sind, verhindern eine effizientere Produktion durch verbesserten Kapitaleinsatz und einen höheren Lebensstandard aller Bürger. Wieviel Kapital wurde allein durch die von den Lehren der VWL verursachten Wirtschaftskrisen, durch Nachfragemangel und Bankrotte, schon vernichtet?

 

Studieren Sie lieber Psychologie, um mir zu erklären, warum Professoren so einen korrupten Dreck lehren und ihre Studenten das bis heute glauben.

 

Produktion und Einkommen der Ökonomie sind monetär beschränkt

Produktion und Einkommen durch Verschuldung und Sparquote bestimmt
Produktion und Einkommen durch Verschuldung und Sparquote bestimmt

Wir produzieren arbeitsteilig und damit sehr effizient. Doch die arbeitsteilig erzeugten Güter müssen verkauft werden, sonst sind sie wertlos. Warum die von uns erzeugten Güter in Krisen plötzlich unverkäuflich sind, wollte die VWL nie erklären.

 

Um Geld zu sparen, braucht ein Haushalt einen Einnahmeüberschuss. Dazu müssen andere Haushalte sich im Saldo in genau dessen Höhe durch einen Ausgabenüberschuss verschulden oder ihre Geldvermögen abbauen. Alle Geldvermögen erfordern die Verschuldung anderer Haushalte einer Ökonomie in der genau gleichen Höhe.

 

Verkäufer und Käufer wie Sparer und Schuldner verhalten sich alle einzelwirtschaftlich nach ihren persönlichen Wünschen und Interessen, sind aber gesamtwirtschaftlich immer genau verbunden: Ihre Ausgaben sind ihre Einnahmen und ihr gespartes Geldvermögen ist ihre Verschuldung bis auf den letzten Cent.

 

Der Mechanismus, der die Übereinstimmung zwischen allen Sparern und Schuldnern bewirkt, wurde in der sogenannten Saldenmechanik beschrieben. Dies ist der Beweis für die monetär bestimmte Konjunktur jeder Geldwirtschaft. Denn nur die Konjunktur kann bewirken, dass voneinander völlig unabhängige Sparer und Schuldner einer Ökonomie, die sich gar nicht kennen oder absprechen könnten, zu jedem Zeitpunkt genau in der Höhe ihrer Geldvermögen verschuldet sind.

 

Die VWL betrachtet bis heute diese monetären Zusammenhänge nicht und ist somit nur eine Tauschwirtschaftslehre ohne Erklärung für Konjunktur und Krise. Dass es nach dem Modell der Neoklassik gar keine Krisen und unfreiwillige Erwerbslosigkeit geben könne, ist also völlig richtig: Das Modell beschreibt keine Geldwirtschaft.

 

Ein allgemeines Gleichgewicht der Märkte, zu dem diese angeblich von selber streben, kann sich nur aus einer Tauschwirtschaftslehre ergeben. In einer Geldwirtschaft führt die Inflation zu sinkenden, eine Deflation zu steigenden Realzinsen. Inflation und Deflation verstärken sich also und die Märkte reagieren prozyklisch, bis die Ökonomie entweder in der Hyperinflation oder der deflationären Depression versinkt. Die Geld- und Finanzpolitik kann und muss die Konjunktur richtig steuern, die Märkte können das nicht. Doch der VWL-Modellbau beschreibt in keinem seiner Modelle - von den neoklassischen bis zu den bastardkeynesianischen - die monetären Zusammenhänge einer Geldwirtschaft.

 

Die monetäre Bestimmung der Produktion

Grafik 1:  Einkommen und Produktion sind monetär beschränkt
Grafik 1: Einkommen und Produktion sind monetär beschränkt

Die Produktion ist identisch mit dem Einkommen der Ökonomie. Das Einkommen ermöglicht immer ein Sparen von Geld und das Sparen von Geld ist limitiert, weil genau im gleichen Umfang des Geldsparens die Verschuldung anderer Haushalte erfolgen muss. Geldsparer und Schuldner handeln dabei scheinbar unabhängig in ihrem privaten Interesse, sind jedoch durch die Konjunktur, also die Entwicklung ihrer Einkommen, untrennbar verbunden: Die Summe des neu gesparten Geldes ist immer genau identisch mit der laufenden Neuverschuldung.

 

Der Grund für die Identität von Ersparnis und Verschuldung – mit Sparen oder der Ersparnis ist nachfolgend immer das Sparen von Geld gemeint – besteht in der Gegenseitigkeit der Käufe und Verkäufe. Der Sparer braucht für jede Ersparnis einen Überschuss der Einnahmen über seine Ausgaben, die anderen Haushalte müssen dafür zwangsläufig einen Überschuss ihrer Ausgaben über die Einnahmen akzeptieren.

 

Die Einnahmeüberschüsse sind gleich den Ausgabenüberschüssen.

 

Wissen wir von einer Ökonomie für eine Zeitspanne die Höhe der laufenden Neuverschuldung und die Geldsparquote vom Einkommen, sind Einkommen und Produktion Y damit eindeutig bestimmt.

 

Statt Y = f(Kapital, Arbeit) gilt eine monetäre Produktionsfunktion in der Ökonomie: Y = f(Neuverschuldung, Geldsparquote)

 

 

Das Sparparadoxon

Sparparadoxon bei steigender Sparquote
Grafik 2: Sparparadoxon bei steigender Sparquote

 

Mehrere Ursachen können zu einer steigenden Geldsparquote führen:

  • Platzen von Spekulationsblasen (Börse, Immobilien)
  • Zinserhöhungen der Notenbank
  • Spannungen zwischen Staaten, drohende Bürgerkriege
  • Sozialabbau und sinkende Löhne
  • Steuergeschenke für die Reichen, steigende Profite
  • Wachstums- und Investitionsschwäche
  • Wegfall ausländischer Schuldner (Exportüberschüsse)

In der Grafik der monetären Produktionsfunktion ist leicht zu erkennen, warum unter der Ceteris-paribus-Bedingung eine Erhöhung der Geldsparquote nicht größere Ersparnisse, sondern sinkende Einkommen Y(A,S+) bewirkt, denn der Ausgabenüberschuss bestimmt den Einnahmeüberschuss.

 

Mit dem Ziel der Erhöhung ihrer Sparquote vermeiden die Sparer Ausgaben und senken die Einnahmen der anderen Haushalte. Umgekehrt bewirkt  ein Sinken der Geldsparquote steigende Einkommen.

 

Die höhere Sparquote lässt zuerst die Einkommen sinken. In einem zweiten Schritt werden die niedrigeren Einkommen die Bereitschaft zur Verschuldung mindern, wodurch das Einkommen weiter fällt (wie in der nächsten Abbildung zu sehen) und sogar die Ersparnisse sinken. Damit hat das verstärkte Sparen makroökonomisch ganz das Gegenteil seiner einzelwirtschaftlichen Ziele erreicht.

 

 

Restriktive Geld- und Finanzpolitik

Steigerung der Sparquote bei sinkender Verschuldung
Grafik 3: Steigerung der Sparquote bei sinkender Verschuldung

 

Sobald wir der Forderung unserer VWL-Professoren folgen, zur Behebung des von ihnen erfundenen Kapitalmangels mehr zu sparen und für Konsum weniger Schulden zu machen, damit höhere Investitionen möglich werden, erleiden wir eine schwere Wirtschaftskrise durch rein monetäre Ursachen.

 

Produktion und Einkommen sinken nicht nur nominal durch eine Preisdeflation, wie  viele Professoren behaupten werden, sondern real: Die Haushalte kürzen ihre Güternachfrage, bis die reale Verarmung weiteres Sparen an den Ausgaben hindert. Es war in allen Krisen so.

 

Wenn die Geldpolitik die Verschuldung mit hohen Realzinsen bestraft und durch die Senkung der Inflation oder gar eine Deflation das Geldsparen fördert, verursacht dies eine einbrechende Produktion und sinkende Einkommen der Ökonomie. Die dafür einschlägig bekannten Wirtschaftsweisen werden aber behaupten, unsere überhöhten Löhne und Sozialleistungen bei unzureichenden Profiten für das Kapital wären die Ursachen der Massenerwerbslosigkeit.

 

Nun fällt auf, dass die Hemmung der Verschuldung in der Ökonomie und die Förderung des Sparens die Kernelemente der neoliberalen Politik sind. Die Kenntnis der monetären Produktionsfunktion nach Keynes darf bei den Neoliberalen vermutet werden. Neoliberale Forderungen nach Geldwertstabilität und privater Vorsorge durch das Sparen der privaten Haushalte, sowie die Erhöhung der Einkommen der geldsparenden Reichen zu Lasten der überwiegend ihr Einkommen konsumierenden Armen, verschärft durch eine Schuldenbremse für den Staat, sind ganz gezielte Maßnahmen zur Senkung von Produktion und Einkommen der Ökonomien und bewirken die Verelendung der von neoliberaler Reformpolitik geschädigten Staaten und Völker.

 

 

 

 

Deficit Spending

Anstieg des Einkommens durch Staatsdefizit
Grafik 4: Anstieg des Einkommens durch Staatsdefizit

 

 

Der Zweck und die monetäre Auswirkung der Defizite öffentlicher Haushalte lassen sich aus dieser Darstellung der monetären Produktionsfunktion wieder leicht erkennen. Durch das zusätzliche Haushaltsdefizit A+ wurde der Anstieg der Geldsparquote ausgeglichen und den Haushalten die gewünschte höhere Ersparnis E+ ermöglicht. Dabei ist das Einkommen der Ökonomie wieder auf den vor dem Anstieg der Sparquote erreichten Stand gestiegen.

 

Das Deficit Spending erfolgt in normalen Zeiten auch durch Private, wie zum Beispiel die Häuslebauer. Während eines Immobilienbooms oder bei extrem hohen Exportüberschüssen (das Ausland verschuldet sich), kann der Staatshaushalt auch problemlos Überschüsse aufweisen. Brechen Immobilienboom und Export ein, muss die Staatsverschuldung das Geldsparen der Privaten ermöglichen.

 

In Krisenzeiten kann sich nur der Staat zur Belebung der Ökonomie verschulden, weil die Privaten bei ihren Entscheidungen keine Rücksicht auf makroökonomische Zusammenhänge nehmen und sich gegenseitig immer tiefer ins Elend sparen.

 

Nur ein Staatsdefizit ermöglicht das Geldsparen des Privatsektors der Ökonomie.

 

 

 

 

Die monetäre Produktionsfunktion nach Keynes

Die orthodoxe Ökonomie lehrte, dass die Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit auf dem jeweiligen Stand der Technologie die Produktion und damit das Einkommen der Ökonomie bestimmen würden. Einen Mangel an Nachfrage konnte es im neoklassischen Modell nicht geben, weil das Modell nur Konsum und Ersparnis im Sinne von Investition kennt, aber das Sparen von Geld gar nicht diskutiert.

 

Geldvermögen und Schulden haben makroökonomisch immer den Saldo Null und werden einfach im Modell der herrschenden Lehre nicht behandelt. Den Studenten fällt das nie auf, weil ja ständig vom Sparen für Investitionen die Rede ist: Haushalte sparen Geld und die Investoren verschulden sich sofort entsprechend, Professoren und Studenten können da kein Problem erkennen: Konsum wie Investition sind Nachfrage nach Gütern, da konnte ewig am Konsum gespart werden und doch nie die Nachfrage fehlen.

 

Weil die Modelle der VWL keine Geldpolitik erörtern, konnte die Ursache der Krisen nur entweder ein Mangel an Kapital sein, es wäre nicht genug gespart und zu viel konsumiert worden, oder ein Anspruchsdenken der Arbeiter, weil die Arbeiter nicht bereit wären, zum niedrigeren Marktlohn - der den Arbeitsmarkt im Tauschwirtschaftsmodell räumen würde - zu arbeiten. Also fordern VWL-Professoren noch heute, dass mehr gespart werden müsse und den Arbeitslosen die Unterstützung gestrichen werden solle, was die Krisen weiter verschärft.

 

Die Weltwirtschaftskrise 1929-33 überzeugte Keynes, dass kein Mangel an Kapital oder Arbeit den Einbruch der Einkommen verursacht haben konnte. Die Technologie sah Keynes auch nicht als Ursache der Krise - schon damals wurde behauptet, Arbeitslosigkeit wäre die Folge des technischen Fortschritts, um von der Geldpolitik abzulenken.

 

Die Krise musste eine monetäre Ursache haben. Keynes fand diese Ursache und verfasste darüber sein berühmtes Werk, das leider für das einfache Publikum nicht leicht zu verstehen ist. Der von Keynes lang und breit erläuterte Grundgedanke seiner monetären Theorie der Produktion wurde von seinen Gegnern bis heute mit Erfolg verfälscht und vernebelt. Die Produktion schafft nämlich Einkommen, aus dem die Haushalte Geld sparen wollen. Die Kreditgeldschöpfung ist gleichzeitig limitiert, wenn die Zentralbank mit Hochzinspolitik die Verschuldung sanktioniert, die Risiken von Investitionen bei Unterauslastung in Krisen zu groß werden oder eine Deflation einen Geldwertverlust verursacht, der über der Rendite liegt, und die Regierung unbedingt den Haushalt ausgleichen will.

 

Wenn sich niemand ausreichend hoch verschuldet, kann das ein Sparen von mehr Geld ermöglichende Einkommen gar nicht erst entstehen. Das allein ist die Ursache aller Konjunkturschwankungen und Krisen und beschränkt die reale Produktion.

 

Die auf die Höhe der laufenden Verschuldung beschränkte Ersparnis von Geld beschränkt monetär die Produktion und das Einkommen der Ökonomie. Die Produktionsfunktion der orthodoxen Lehre Y = f(Kapital, Arbeit) ist ungültig. Sogar bei einer Vollauslastung des Produktionspotenzials der Arbeit in einem Boom bei Vollbeschäftigung würde es keinen Kapitalmangel geben, weil Kapital nicht knapp ist. Völlig absurd ist das Argument der VWL, niedrigere Löhne würden deshalb Arbeitsplätze schaffen, weil dann mit weniger Kapital und mehr Arbeit produziert werde. Weil die Hochzinspolitik der Notenbanken das Kapital verteuert, müssten hohe Zinsen nach der Neoklassik dann auch zu Vollbeschäftigung und nicht zu Massenarbeitslosigkeit führen. Die Neoklassiker diskutieren diesen Punkt aber gar nicht, weil nach ihrem Modell die hohen Zinsen von dem von der VWL erfundenen Kapitalmangel kommen und nicht von der restriktiven Geldpolitik der Zentralbank. Es müsse also mehr gespart werden, dann könnten die Sparer ihre Ersparnis zum Kapitalmarkt tragen und dort die Zinsen senken. Dass das Sparen keine Ersparnis verursacht, sondern eine Wirtschaftskrise, verraten die Professoren ihren Studenten nicht.

 

Dass die Haushalte mehr Geld sparen wollen, als die Investoren an Kredit nachfragen, ist in der VWL bis heute kein Thema. Da bleibt nur noch die Frage, ob VWL-Professoren so dumm überhaupt sein können - trotz aller schweren Krisen der Ökonomie. Die Professoren haben ohne Diskussion vorausgesetzt, dass an ihrem Kapitalmarkt immer genug Investitionsbedarf und damit Kreditbedarf herrscht, egal wie hoch die Notenbank gerade die Zinsen für Geld getrieben hat oder wie hoch der Realzins durch Deflation wurde oder wie gering die Auslastung des Produktionspotenzials durch restriktive Geld- und Finanzpolitik ist.

 

 

Das Ramsey-Modell mit unbeschränktem Investitionsbedarf ist falsch

Im neoklassischen Modell bewirken Ersparnisse höhere Investitionen
Im neoklassischen Modell bewirken Ersparnisse höhere Investitionen

Die falschen und unsinnigen Vorstellungen der Neoklassik werden heute an den Universitäten vor allem mit dem Ramsey-Modell gelehrt. Dieses ist mit den folgenden zwei Punkten sofort widerlegt:

  • In einer Deflation oder bei Hochzinspolitik fällt die Rendite der Investition unter den realen Zins der Geldvermögen. Weil immer I = S gilt und I stagniert oder gar fällt, darf kein Einkommen entstehen, aus dem ein höheres S zu sparen wäre. Das Einkommen muss durch die Erhöhung der Sparquote sinken. (Siehe unten Grafik 2 und Grafik 3)
  • Es gibt keinen Kapitalmangel in der Ökonomie und keinen Bedarf an höheren Ersparnissen. Einschränkungen des Konsums führen nicht zu mehr Investition und höheren Ersparnissen. Der Verzicht auf Ausgaben führt zu niedrigeren Einkommen in der Ökonomie, denn es git immer: Ausgaben = Einnahmen

Der Kapitalmangel wird in einem unten folgenden Kapitel noch näher behandelt. Hier sei nur kurz erwähnt, dass der Kapitalquotient als Investitionsbedarf für die höhere Produktion etwa bei zwei liegt. Um für alle Zeiten jedes Jahr eine Einheit mehr zu produzieren, müssen zwei Einheiten einmal investiert werden. Die Kapitalausstattung für eine höhere Produktion wird in nur zwei Jahren erwirtschaftet.

 

Ausnahmen mit einem größeren Kapitalbedarf sind nur die Immobilienwirtschaft und die in Staatsanleihen und dergleichen investierenden Zweige der Finanzwirtschaft. Es darf aber niemand erwarten, dass VWL-Professoren den wichtigsten Punkt im Modell ihrer herrschenden Lehre, also den angeblichen Kapitalmangel, jemals wissenschaftlich belegt oder auch nur kritisch untersucht hätten. Der Kapitalmangel wurde von der VWL nur erfunden, um höhere Profite für das Kapital und bessere Renditen für seine Investitionen fordern zu können, wofür sich die Interessenten immer zu großzügigen finanziellen Förderungen der einschlägigen Forscher und ihrer Institute hinreißen ließen.

 

Die Keynes-Ramsey-Regel KRR widerspricht den Erkenntnisse von Keynes

 

Die meisten in der VWL unter dem Namen von Keynes gelehrten Schulen (Neue Keynesianer) und Modelle (IS-LM-Modell) oder Regeln (KRR) sollen die Studenten täuschen. Sie sind nicht keynesianisch im Sinne der Erkenntnisse von Keynes:

 

1. Die Konjunktur wird monetär gesteuert von der Geldpolitik (zur Geldpolitik gehören auch die Lohnpolitik und Finanzpolitik).

 

2. Konsumverzicht führt nicht zu mehr Investition in den Kapitalstock, sondern zu Wirtschaftskrisen und Kapitalvernichtung.

 

3. Makroökonomie lässt sich nicht mikroökonomisch fundieren. Einzelwirtschaftliche Rationalität (am Konsum heute für den Konsum morgen sparen) widerspricht meist der gesamtwirtschaftlichen Rationalität (wenn alle Haushalte heute am Konsum sparen, sinken in einer verheerenden Wirtschaftskrisen ihre Einkommen und Ersparnisse).

 

Keine dieser fundamentalen Erkenntnisse von Keynes ist in diesem zur Täuschung der Studenten Keynes-Ramsey-Regel genannten Unsinn enthalten.

 

Ramsey entwickelte die Regel 1928 in seinem Aufsatz A mathematical theory of saving. Sie ist die falsche Antwort auf die Frage, wie viel eine Nation sparen sollte und lautet:

 

„The rate of saving multiplied by the marginal utility of money should always be equal to the amount by which the total net rate of enjoyment of utlity falls short of the maximum possible rate of enjoyment.“

Frank Ramsey, 1928.

 

Die Benennung wird mit dem Lob von Keynes für die mathematische Darstellung bei Ramsey begründet:

 

„[Ramsey's 1928 article] is, I think, one of the most remarkable contributions to mathematical economics ever made, both in respect of the intrinsic importance and difficulty of its subject, the power and elegance of the technical methods employed, and the clear purity of illumination with which the writer's mind is felt by the reader to play about it subject. The article is terribly difficult reading for an economist, but it is not difficult to appreciate how scientific and aesthetic qualities are combined in it together.“

John Maynard Keynes, "F.P. Ramsey", Economic Journal, 1930

 

Keynes war halt ein netter Kerl und hat auch mal die schöne mathematische Gestaltung nur einzelwirtschaftlich richtiger Thesen gelobt. Damit hat man ihn immer wieder missbraucht, um die Studenten und das Publikum gezielt zu täuschen. Das Ramsey-Modell ist grundsätzlich Unsinn, weil der Konsumverzicht der Haushalte etwa im Jahr 1930, als Keynes diese nur einzelwirtschaftlich sinnvolle These gelobt hat, gesamtwirtschaftlich den Nutzen der Haushalte und ihre Ersparnisse vermindert hat. Die Zahl der bankrottierenden Firmen und Banken zusammen mit der Menge erwerbsloser Arbeiter erhöhte sich durch das Sparen.

 

Bis zum heutigen Tag werden von der VWL mit nur einzelwirtschaftlich richtigen Thesen völlig falsche makroökonomische Modelle fundiert.

 

 

Der Multiplikator im E-Book von CORE-Econ

Aus dem E-Book Kapitel 13.6 The multiplier model Figure 13.11 - meine Verbesserung grün
Aus dem E-Book Kapitel 13.6 The multiplier model Figure 13.11 - meine Verbesserung grün

Nach der heftigen Kritik der globalen Studentenschaft an den Lehrinhalten der VWL hat das CORE-Project ein für die Leser kostenloses E-Book online gestellt, das eine verbesserte Darstellung und Lehre enthalten soll.

 

Sie müssen sich zur Lektüre hier registrieren: The CORE Project

 

Wie Sie bei der Lektüre merken werden, sollen Schwankungen der Konjunktur weiter realwirtschaftlich aus Investitionsschüben resultieren und nicht aus der Geldpolitik. Es wird auch immer noch ein Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage am Gütermarkt diskutiert, obwohl Nachfrage, Produktion und Einkommen Tautologien sind.

 

Die Geldschöpfung durch Kredit wird endlich richtig dargestellt, allerdings ohne den perfiden Grund für die bis dahin falsche Darstellung in der VWL zu erklären:

 

If I decide to cut back on my spending and stash the funds in a bank, which lends them out to someone else, this doesn’t have to represent a net increase in demand.

Paul Krugman, March 27, 2012

 

Der Ökonomie-Nobelpreisträger bestärkt seine Leser hier in der falschen Vorstellung der VWL, dass die Sparer den Topf füllen, aus dem die Banken Kredit vergeben. Dann würde ein Staatsdefizit die Kreditnachfrage der Unternehmen verdrängen oder gar die Zinsen hochtreiben, weil der Topf mit dem Geld der Sparer durch die Verschuldung der Staaten geplündert worden wäre. Tatsächlich erzeugt die Verschuldung der Staaten erst das Geld für das Sparen der Privaten, was die VWL bis heute nicht zu wissen vorgibt.

 

Würden Haushalte erst Geld sparen müssen, damit Banken Kredite vergeben können, könnte eine expansive Kreditpolitik die Konjunktur nicht durch steigende Nachfrage beleben. Es hätten  andere Haushalte immer zuerst auf Güternachfrage verzichten müssen, damit jemand auf Kredit von dem gesparten Geld Güter kaufen kann. So wurden die Studenten der VWL und das Publikum seit mehr als 200 Jahren über die Geldschöpfung durch Kredit getäuscht und belogen, so dass sie die Möglichkeiten der Geldpolitik, jede Krise durch Kreditverknappung zu verursachen oder mit einer expansiven Kreditpolitik sofort wieder zu beenden, einfach durch diese falschen Darstellungen nicht begreifen konnten.

 

Dass Produktion und Einkommen der Ökonomie monetär beschränkt sind und wie diese Beschränkung wirkt, wird den Studenten aber wieder kunstvoll vernebelt.

 

Rechts haben wir die Darstellung aus dem E-Book, wie eine Senkung des Konsums und der Ausgaben der Regierung zu sinkenden Einkommen führt. Es ist das übliche Verwirrspiel der VWL, weshalb ich in grüner Farbe die Darstellung verbessert habe.

 

Wenn jetzt die Investition weggelassen wird und die Sparquote nur das Sparen von Geld erfasst, erhalten wir die klare und leicht verständliche Abbildung der monetären Beschränkung der Produktion und damit der Einkommen einer Ökonomie.

 

 

Figure 13.5: Grün die vereinfachte und klare Darstellung der monetär beschränkten Produktion
Figure 13.5: Grün die vereinfachte und klare Darstellung der monetär beschränkten Produktion

Rechts habe ich nun auch für die Abbildung 13.5 aus dem E-Book den monetären Zusammenhang deutlich werden lassen. Meine Bearbeitung ist wieder in grüner Farbe und Sie können sofort die gewaltige Vereinfachung der Darstellung sehen:

 

Die x-Achse zeigt die Beschränkung der Ersparnis der Ökonomie: Im Umfang des monetären Entsparens durch den sogenannten autonomen Konsum und der Nettoinvestition können die Haushalte neues Geld- und Sachvermögen bilden.

 

In dieser Modelldarstellung 13.5 (noch ohne Staat und Ausland) gilt:

 

monetary dissaving + investment = new savings (Y)

 

Die neuen Ersparnisse sind in ihrer Höhe eine Funktion von Y, oder umgekehrt, das Einkommen der Ökonomie liegt immer genau so hoch, dass die entsprechend der Sparquote vom Einkommen neu gebildete Ersparnis der Summe des Entsparens und der realen Investition entspricht.

 

Die monetäre Beschränkung der Produktion ist jetzt klar zu erkennen. Zur weiteren Vereinfachung sollte aber noch die reale Ersparnis ausgeblendet und lediglich eine Geldsparquote betrachtet werden. Das Entsparen fällt durch Saldierung auch aus der Darstellung heraus, so dass das Sparen von Geld genau in der Höhe der laufenden Neuverschuldung bleibt. Das ist dann der monetäre Zusammenhang in seiner reinen Form, von allen Verwirrspielen mit dem autonomen Konsum und der realen Investition befreit. 

 

 

Verwirrspiele der VWL

Wikipedia: Das bastardkeynesianische IS-LM-Modell
Grafik 6: Das bastardkeynesianische IS-LM-Modell

Bereits mit dem IS-LM-Modell war es der VWL gelungen, bei den Studenten und dem Publikum den Eindruck zu erwecken, das Monetäre an der Theorie von Keynes müsse sich irgendwie auf umlaufende Zahlungsmittel und Kassenbestände statt auf Geldvermögen und Schulden beziehen. Der Umlauf der Zahlungsmittel soll ja laut VWL sogar Inflation oder Deflation steuern und die Märkte streben angeblich von allein zu einem optimalen Gleichgewicht im IS-LM-Modell wie in der Neoklassik.

 

Die LM-Kurve beschreibt eine vorgegebene "Geldmenge" an Zentralbankgeld. Wächst die Wirtschaft, wird im Modell die Geldmenge knapp und der Zins steigt. Allerdings ist die Zentralbank der einzige Anbieter dieser "Geldmenge", die Zentralbank kann diese "Geldmenge" jederzeit dem gewünschten Wachstum der Ökonomie anpassen.

 

In Wirklichkeit betreibt die Zentralbank gar keine "Geldmengenpolitik", sondern eine Zinspolitik: Die Banken können zum ZB-Zins das ZB-Geld leihen. Der Zins für dieses ZB-Geld beeinflusst den Zins für Anleihen und Kredite, denn die Zentralbank bestimmt auch langfristig den kurzfristigen Zins ganz allein. Durch die Erhöhung oder Senkung der Zinsen kann und muss die Zentralbank die Konjunktur steuern.

 

Wurden die Zinsen durch die Zentralbank erhöht, kommt es wie in der Abbildung rechts zu einem Schrumpfen der Ökonomie, jedoch nicht zu einem bei Y`und i`liegenden neuen Gleichgewicht A`, falls die optimale Auslastung des Produktionspotenzials vorher bei Y und A gewesen wäre. Denn mit dem von der Hochzinspolitik ausgelösten Einkommensverlust der Erwerbslosen und der Unterauslastung der Unternehmen beginnt ein deflationärer Prozess, der sich immer weiter fortsetzt, bis die Notenbank ihn mit Zinssenkungen wieder beendet.

 

Im bastardkeynesianischen IS-LM-Modell gaukeln die Professoren den Studenten ein neues Gleichgewicht vor. Das Modell wird in der Regel zusammen mit dem neoklassischen Arbeitsmarktmodell gelehrt, in dem die Arbeiter nun nur noch zum niedrigeren Marktlohn arbeiten müssten, so dass wieder Vollbeschäftigung und Friede, Freude, Eierkuchen im allgemeinen Gleichgewicht der Märkte herrschen.

 

Andere Professoren wollen sogar ein "Unterbeschäftigungsgleichgewicht" am Punkt A`erkennen und halten das für Keynesianismus. Dagegen ist klar, dass ein Schrumpfen der Ökonomie durch Hochzinspolitik zu immer weiteren Einbrüchen bei Löhnen, Preisen und Produktion führen muss, bis die Krise mit expansiver Geld- und Finanzpolitik beendet wird.

 

Wichtig ist den VWL-Professoren aber, dass die Studenten mit dem IS-LM-Modell die monetäre Ursache der Krisen nicht verstehen können. Vergleichen Sie nur diese Darstellung nach dem IS-LM-Modell mit meiner Grafik 3 oben, die ebenfalls den Einkommensverlust durch restriktive Geld- und Finanzpolitik zeigt. Da sind dann Ursache und Wirkung sehr klar zu erkennen und es wird ganz offensichtlich kein neues Gleichgewicht an Y`erreicht.

 

Was den Studenten hier als keynesianisches Modell gelehrt wird, ist eine Verfälschung der Erkenntnisse von Keynes. Das wissen die Studenten aber nicht und machen zuletzt noch Keynes für den ihnen gelehrten Blödsinn verantwortlich, den sie gerade darum erst recht nicht mehr im Original lesen möchten. Das ist dann ganz im Sinne der VWL-Professoren.

 

Das Entsparen oder (VWL) der autonome Konsum

Mindesteinkommen durch das Entsparen
Grafik 5: Mindesteinkommen durch das Entsparen

 

Die VWL diskutiert im Zusammenhang mit dem Multiplikator einen autonomen Konsum, bei dem die Ausgaben aus vorhandenen Ersparnissen der Haushalte stammen. Bei unserer Betrachtung ist nicht nur der Konsum, sondern auch der Erwerb von Sachvermögen aus den vorhandenen Geldersparnissen möglich. 

 

Es gibt in jedem Zeitraum ein Entsparen: Haushalte konsumieren oder investieren und bezahlen aus ihrem Geldvermögen. Im Umfang dieses Entsparens können andere Haushalte mehr Geld sparen und ein höheres Einkommen erzielen. Ebenso wird ein Teil der Einnahmeüberschüsse einzelner Haushalte zur Tilgung bestehender Schulden verwendet. Es wäre sinnvoll, nur die Salden zu betrachten, da entspricht immer jeder Anstieg der saldierten Geldvermögen dem Anstieg der saldierten Verschuldung.

 

Das Entsparen oder die Tilgung durch einzelne Haushalte ist in den Ausgaben- und Einnahmeüberschüssen enthalten. Aus den Ausgaben- und Einnahmeüberschüssen aller Einzelhaushalte sind wegen des Entsparens und der Tilgung erst noch die Salden der zusätzlichen Verschuldung und des Anstiegs der Geldvermögen zu ermitteln.

 

Die Darstellung des Entsparens ändert die monetären Zusammenhänge nicht, sie lässt deren Darstellung zur Freude der Professoren nur gleich viel komplizierter erscheinen. Allein für den theoretischen Fall des Entsparens ohne Neuverschuldung müsste wie in der Abbildung das Entsparen nach unten auf der x-Achse eingezeichnet werden, damit die Linie für die Geldsparquote die y-Achse schneiden kann. In der VWL dient das Thema der Verwirrung der Studenten und des Publikums mit dem konstruierten Sonderfall eines autonomen Konsums aus Ersparnissen in einer Ökonomie ohne Einkommen, sonst verschwinden Entsparen wie Tilgung in den Salden und einer entsprechend angepassten Netto-Geldsparquote.

 

 

Der Gütermarkt im tautologischen Gleichgewicht

Gütermarktgleichgewicht von Angebot und Nachfrage
Grafik 7: VWL-Verwirrspiel mit einem Gütermarktgleichgewicht von Angebot und Nachfrage

 

Rechts sehen Sie die in der VWL übliche Herleitung des "Gütermarktgleichgewichts", in dem die Güternachfrage durch Konsum, Investition und Staatsausgaben gleich der Produktion ist. Zunächst haben wir hier kein Gleichgewicht, sondern die Begriffe Produktion, Einkommen und Nachfrage sind eine Tautologie.

 

Ansonsten wird derselbe Zusammenhang wie oben in meiner Grafik 1 behandelt. Dass jedoch die monetäre Beschränkung der Produktion in der Darstellung rechts nicht erkannt und verstanden werden kann, ist ganz sicher gewollt.  

 

In der makroökonomischen Betrachtung ist die Produktion immer mit dem Einkommen der Ökonomie identisch. Es würde also eine der beiden Achsen des Diagramms für Einkommen und Produktion genügen. Doch dann wäre die andere Achse womöglich zur Darstellung der Verschuldung und des Geldsparens frei, was die VWL vermeiden möchte.

 

Also verwendet die VWL die x-Achse für die Produktion und spiegelt diese an der 45-Grad Linie auf die y-Achse mit dem Einkommen. So sieht der Student nur einen Multiplikator für Ausgaben und erkennt den Zusammenhang zwischen Verschuldung und Einkommen in der Ökonomie nicht.

 

Rechts von Y ist die rote ZZ-Achse unter der Achse für die Produktion, weil die für höhere Einnahmeüberschüsse nötigen Ausgabenüberschüsse fehlen. Können Sie das an dieser in der VWL üblichen Darstellung erkennen?

 

 

Bildquelle: Wikipedia

 

 

 

Zusätzliche Staatsausgaben in der VWL-Grafik

VWL-Verwirrspiel mit dem nicht zu erkennenden Staatsdefizit
Grafik 8: VWL-Verwirrspiel mit dem nicht zu erkennenden Staatsdefizit

 

Wir haben oben in der Grafik 4 gesehen, dass ein Ausgabenüberschuss (Defizit) im Staatshaushalt den Einnahmeüberschuss (gespartes Geld) der Privaten ermöglicht. Die Verschuldung des Staates ist die einzige Möglichkeit, wie die Privaten mehr Geld sparen können. Nicht mehr Arbeit oder Kapital, sondern dass die Privaten mehr Geld sparen können, ist die entscheidende Voraussetzung für steigende Einkommen und eine höhere Produktion der Ökonomie.

 

Das Haushaltsdefizit des Staates ist nach dieser Darstellung der VWL (Abbildung rechts) nicht zu erkennen. Der Betrachter sieht nur eine zusätzliche Nachfrage, die weitere Ausgaben entsprechend der Konsumquote zur Folge hat.

 

Jede zusätzliche Ausgabe muss durch Geldvermögen oder Verschuldung finanziert werden und ermöglicht anderen Haushalten eine zusätzliche Ersparnis.

 

Darauf müsste der Student der VWL aber von selber kommen, dass die zusätzliche Nachfrage des roten Pfeils nur wegen ihrer Finanzierung aus Geldvermögen oder auf Kredit mehr Ersparnis und deswegen höhere Einkommen ermöglicht.

Hier ist die Vernebelung von Sinn und Zweck der Defizite des Staates zur Belebung der Konjunktur der ganze Sinn und Zweck der Darstellung in der VWL.

 

 

 

Bildquelle: Wikipedia

 

 

Der Multiplikator in der VWL

 VWL-Verwirrspiel mit einer unendlichen geometrischen Reihe
Grafik 9: VWL-Verwirrspiel mit einer unendlichen geometrischen Reihe

 

Ganz besonders lustig wird die Berechnung des Multiplikatoreffekts in der VWL, wie in der Abbildung rechts zu sehen ist. Die "primäre Investitionsausgabe" (VWL) ist nämlich nichts anderes als ein Entsparen oder eine neue Verschuldung. Die davon "ausgelösten Sekundärausgaben" bei einer "marginalen Konsumneigung" von 2/3 entsprechen also einer Sparquote von 1/3 in der Ökonomie.

 

Wir können bei einem Deficit Spending von 1000 € und einer Sparquote von 1/3, die einem Multiplikator von 3 entspricht, sofort das daraus folgende Wachstum der Einkommen angeben: 3000 €

 

Warum nur rechnet die VWL so umständlich und verwirrend?

 

 

Die in der VWL gebräuchliche Darstellung einer durch autonome Ausgaben ermöglichten Produktion, die in mehreren Schritten zu Einkommen und um die Sparquote verminderten neuen Ausgaben führt, bietet nur einen Vorteil: Der monetäre Zusammenhang einer durch die Verschuldung beschränkten Ersparnis und damit monetär limitierten Produktion kann so von den Studenten kaum gesehen und verstanden werden.

 

 

Bildquelle: Wikipedia

 

 

 

 

 

Die kurze, mittlere und lange Frist in der VWL

Grafik 10: Das AS-AD-Modell mit Wachstum durch fallende Preise
Grafik 10: Das AS-AD-Modell mit Wachstum durch fallende Preise

 

In den Lehrbüchern der VWL (wie etwa Blanchard/Illing, Makroökonomie) wird einfach behauptet, dass die von Keynes entdeckten monetären Zusammenhänge nur für die kurze Frist gelten würden. Das ist völliger Unsinn, weil selbstverständlich in aller Zukunft immer noch aus Einkommen Geld gespart wird, das nur gespart werden kann, wenn nach der Saldenmechanik dem gesparten Geld eine entsprechende Verschuldung gegenüber steht. Ohne die Verschuldung kann auch in 20, 200 oder 2000 Jahren das Einkommen erst gar nicht entstehen, aus dem das gewünschte Geldvermögen zu sparen wäre.

 

Die VWL-Lehrbücher beginnen meist mit der kurzen Frist und wenigen Seiten zum Multiplikator, danach beweisen sie, dass eine kurzfristig restriktive Geldpolitik auf die mittlere Frist nicht mehr restriktiv wirken würde, woraus der Trugschluss gezogen wird, dass das Geld auf mittlere Sicht neutral wäre.

 

Die Abbildung zeigt das Argument der VWL: Die restriktive Geldpolitik reduziere nur kurzfristig das Einkommen. Danach erfolge bei weiter fallenden Preisen ein Wachstum der Ökonomie entlang der AD-Linie. Mittelfristig habe die restriktive Geldpolitik das Preisniveau gesenkt, nur kurzfristig das Produktionsniveau.

 

Dagegen gilt: Ein sinkendes Preisniveau würde das Geldsparen belohnen und die Verschuldung hemmen, beides würde Produktion und Einkommen weiter senken und nicht "die mittelfristige Neutralität des Geldes beweisen" (VWL). Hier geht es weiter mit dem ganzen VWL-Schwindel.

 

Die AS-Kurve (aggregiertes Angebot) im AS-AD-Modell enthält einfach die Vorstellung, dass es mit einem steigenden Y zu steigenden Preisen der angebotenen Güter kommen muss. Die AD-Kurve (aggregierte Nachfrage) verschiebt sich durch eine Kürzung der Staatsausgaben nach links und der Schnittpunkt der Achsen von A nach B, wo die niedrigere Produktion ein niedrigeres Preisniveau P`bewirkt. Das niedrigere Preisniveau bewirke eine Erhöhung der Reallöhne, so dass die Arbeiter mehr Arbeit anbieten. Dabei würden die Löhne und Preise weiter sinken, bis am Punkt C wieder Vollbeschäftigung zu niedrigeren Preisen herrsche. Die Ursache der Arbeitslosigkeit sind die Arbeiter, die erst genug Arbeit anbieten, wenn sie endlich die steigenden Reallöhnen durch die Preissenkung realisieren. Das ist aber Unsinn, weil die monetären Zusammenhänge gar nicht untersucht wurden: Die Kürzung des Staatsdefizits reduziert die Ersparnisse der Haushalte, deren Einkommen daher sinken müssen (Grafik 3), denn mit den höheren Einkommen (Yn) könnte niemand die Haushalte daran hindern, auch so viel Geld wie vorher zu sparen, obwohl der Staat sich nicht mehr ausreichend für diese privaten Ersparnisse verschuldet.

 

Für die lange Frist benutzen die Professoren Wachstumsmodelle, in denen das Wachstum der Ökonomie ständig durch Kapitalmangel verhindert wird. Die Studenten sollen dann berechnen, wie durch das Sparen am Konsum (Löhnen und Sozialausgaben) mehr Investitionen in das Real- und Humankapital möglich werden, den von der VWL erfundenen Kapitalmangel zu überwinden und Wachstum zu ermöglichen. Das dient der Forderung nach höheren Renditen für mehr Investitionen und begeistert die Kapitaleigner, die mit Hilfe dieser für die Professoren sehr einträglichen VWL-Modelle den Abbau der "Belastungen der Wirtschaft durch Löhne, Steuern und Sozialleistungen" fordern.

 

Bildquelle Wikipedia

 

 

 

Warum es der Ökonomie nicht an Kapital mangelt

Am Beispiel des angeblichen Kapitalmangels kann die herrschende Lehre der VWL sehr schön als dreiste Interessenideologie für nur einzelwirtschaftlich denkende und mit Geld und Einfluss auf die Vergabe von Lehrstühlen ihre unreflektierten Partialinteressen verfolgende Kapitaleigner entlarvt werden.

 

Der angebliche Kapitalmangel begründet die These, warum die Löhne nicht höher sein dürfen und steigende Löhne und sogenannte Lohnnebenkosten angeblich Arbeitslosigkeit verursachen. Es fehle nämlich für bessere Löhne an Kapital, um die Grenzproduktivität der Arbeit zu erhöhen. Wenn die Arbeiter bessere Löhne wollten, dann müssten die Arbeiter erst einmal - Sie ahnen es sicher schon - kräftig auf Lohn verzichten, damit die Renditen steigen und sich der Einsatz von mehr Kapital durch Investitionen stärker rentiere. Die Renditen des Kapitals und seiner Investitionen, die angeblich im Gegensatz zur Güternachfrage durch Konsum Arbeitsplätze schaffen, müssten steigen, lehren die Professoren, um den Kapitalstock und die Produktivität zu erhöhen. Wenigstens ihren eigenen Kapitalstock können die Professoren mit Forschungsaufträgen und hoch dotierten Referaten vor Ausbeuterverbänden und Krauterorganisationen zum Thema der Förderung der Investitionen sicher erhöhen.

 

Ohne Kapitalmangel sind die ganzen Rechtfertigungen für Lohnkürzung und Sozialabbau durch die VWL erledigt. Obwohl das Thema also wichtig ist, findet man von Seiten der offiziellen Keynesianer an den Universitäten praktisch keine Kritik an dem für die Dogmen der VWL fundamentalen Kapitalmangelstuss. Die Statistiken zeigen niedrige und sogar weiter sinkende Raten der Nettoinvestition in den Kapitalstock, wie ja auch zu erwarten ist, wenn gar kein Kapital fehlt; aber die Vertreter der herrschenden Lehre dürfen ohne Kritik von Seiten der offiziellen Keynesianer an den Unis die jede Kapitalmangeltheorie als Lüge entlarvenden Statistiken jedes Jahr als weiteren Beweis dafür nehmen, dass die Profite halt immer noch zu niedrig wären und sich die Ausbeutung der Arbeiter noch immer nicht genug rentiere.

 

Die Unfähigkeit der Keynesianer an der Uni, die VWL-These eines Kapitalmangels grundsätzlich zu widerlegen oder ihr wenigstens klar zu widersprechen, ist erstaunlich, da schließlich das Mackenroth-Theorem über die Rente genau darauf beruht, dass eine Volkswirtschaft nicht sparen kann, also auch kein fehlendes Kapital durch Konsumverzicht für höhere Investitionen zu ersparen ist. Solange der Kapitalmangelstuss der VWL unwidersprochen bleibt, muss diese Aussage des Ökonomen Gerhard Mackenroth für die Studenten und das Publikum völlig unverständlich bleiben und gar als absolut dumme Behauptung des Keynesianismus erscheinen.

 

Langfristig käme es nach den VWL-Lehrbüchern darauf an, durch hartes Sparen am Konsum möglichst viel Kapital zu bilden und die Grenzproduktivität der Arbeit zu steigern. In den neuesten Wachstumstheorien ist die Investition von Ersparnissen in Humankapital erforderlich. Alles korrupter Unsinn im unreflektierten Partialinteresse der Kapitaleigner, als würde einer Ökonomie Kapital fehlen und das Sparen (an den Löhnen und Sozialleistungen) den von der VWL erfundenen Kapitalmangel beseitigen oder gar noch den technischen Fortschritt durch ersparte Investitionen in Forschung und Humankapital steigern.

 

Der Ökonomie fehlt aber kein Kapital, weder kurz-, noch mittel- oder langfristig. Der Kapitalkoeffizient in den Industriestaaten ist seit über 100 Jahren stabil, wie der Prof. Carl Christian von Weizsäcker herausgefunden hat, eine Ausnahmeerscheinung unter den Professoren. Damit sind die ganzen Wachstumstheorien der VWL erledigt, die alle nur um die Frage kreisen, wie durch intensives Sparen an den Löhnen und die Förderung der Investitionen durch hohe Profite möglichst viel Kapital geschaffen werden könne.

 

Der Kapitalkoeffizient, das ist das Verhältnis von Realkapital zu jährlichem Konsum, ist in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr gewachsen und hat eine Größenordnung von etwa 5 Jahren.

FAZ: Carl Christian von Weizsäcker über den Nutzen von Staatsschulden für die schwäbische Hausfrau, die Logik von Nullrenditen und die Bedeutung der Kapitaltheorie

 

Aus dem berühmten Werk von Piketty wissen wir, dass das gesamte Privatvermögen etwa bis zum 6-fachen des BIP betragen kann. Davon ist nur ein kleiner Teil echtes Produktivkapital. Es fehlt also nicht an Kapital und das Sparen am Konsum (an den Löhnen der Arbeiter im kurzsichtigen Interesse des Kapitals, das die Forschungsinstitute unserer Professoren finanziert) behindert nur den sonst möglichen wachsenden Wohlstand aller Menschen.

 

Ganz aktuell hat Hartmut Elsenhans auf Makroskop den Kapitalmangelstuss der VWL widerlegt:

 

Die Kapitalproduktivität, der Kehrwert des Kapitalkoeffizienten, in der verarbeitenden Industrie stieg von 1991 100 auf 2014 115. Für eine Produktionssteigerung von 1% wurde eine Steigerung des Werts des eingesetzten Kapitals von 0.86 % benötigt.

 

Ein fallender Kapitalkoeffizient besagt, dass für eine gleiche Wachstumsrate des Volkseinkommens insgesamt weniger Kapital benötigt wird als zuvor. Die schneller wachsenden Einkommen der Reichen können nicht mit dem Argument gerechtfertigt werden, sie seien für Investitionen notwendig.

 

Abgesehen von der Immobilienwirtschaft und den in Wertpapieren investierten Finanzdienstleistern liegt der Kapitalquotient unter 1 bis höchstens 2. Die Wertschöpfung kann in maximal zwei Jahren die Investitionen in den Kapitalstock erwirtschaften, wenn nicht die Nachfrage durch Konsumenten fehlen würde. An Kapital für Investitionen kann es jedenfalls gesamtwirtschaftlich betrachtet niemals fehlen. Kapital fehlt höchstens dem einzelnen VWL-Professor, weshalb der im Interesse der Reichen fehlende Investitionen, endlosen Kapitalmangel und unzureichende Profite beklagt und sich dafür von interessierter Seite mit Forschungsaufträgen fördern lässt.

 

Soweit Daten vorhanden sind, zeigen die Zahlen für Deutschland, und die USA eine hohe Stabilität des Kapitalkoeffizienten um ungefähr zwei mit konjunkturellen Schwankungen. Es handelt sich also nicht um ein Phänomen, das Mainstream und marxistische Autoren aufgrund fehlender Empirie bisher nicht hätten wahrnehmen können. Sie haben es einfach ignoriert, weil ein konstanter oder sinkender Kapitalkoeffizient nicht in ihre politische Analyse passte: Mainstream Ökonomen mussten begründen, warum die Reichen reicher werden sollten (damit Investitionen finanziert werden können), und Marxisten, warum die Armen auf keinen Fall den Reichen einen Ausgleich bei der Einkommensverteilung aufdrücken konnten (weil das „System“ auf dem Weg von Reformen nicht zu verändern war). (Elsenhans, ebenda)

 

Gerade weil die Renditen der Kapitaleigner jeden realen Investitionsbedarf der Ökonomien gewaltig übersteigen, kommt es zu der Forderung nach einer Geldpolitik, die nur noch die Stabilität der Kaufkraft des Geldes im Blick haben soll. Denn die Masse der jedes Jahr jeden Investitionsbedarf übersteigenden Profite soll als Geldvermögen zu hohen Zinsen angelegt werden. Dass diese Geldpolitik zu heftigen Krisen, Bankrotten und Kapitalverlusten führen muss, dürfte für die meisten Kapitaleigner jenseits ihres privaten Tellerrands liegen, bis zu dem sie zu denken und ihre Interessen zu verfolgen versuchen.

 

Was wirklich Produktivität und Wohlstand erhöht

Abschließend noch der Hinweis, dass weder die Klassik, noch die Neoklassik und auch nicht Keynes die eigentliche Frage beantwortet haben, was die Produktivität und damit den Wohlstand in den verschiedenen Ländern bestimmt. Mangel an Kapital oder Arbeit oder Technologie kann es nicht sein, warum manche Völker im Elend leben und andere im Wohlstand. Nur eine Ausweitung der Staatsverschuldung wird auch nicht die Armut zu überwinden helfen, wenn nicht gerade eine von Neoliberalen durch restriktive Geld- und Finanzpolitik inszenierte Krise die Ursache des Elends ist.

 

Eine effiziente Ökonomie ist nur dort möglich, wo Menschen möglichst unbehindert durch Korruption, Kriminalität und Dummheit ihren Wohlstand erarbeiten können. Man denke nur an die Lehren der VWL, die davon verursachten Wirtschaftskrisen und deren Opfer, wie in den Jahren 1929-33 oder durch den Haushaltsausgleich in den USA noch 1937 und dann wieder die absichtlich von den Neoliberalen verursachten Krisen von 1973/74 und ab 1980. Eine effiziente Wirtschaft braucht entsprechend reelle gesellschaftliche Verhältnisse, die auch bei uns in Deutschland noch lange nicht optimal sind. Auch bei uns sind die Reibungsverluste noch immer sehr hoch, sonst würde es sich in wenigen Tagen herumsprechen, wenn die Neoliberalen wieder einmal Krisen und Massenarbeitslosigkeit verursachen, statt dass VWL-Professoren mit ihrer herrschenden Lehre seit über 200 Jahren diese Machenschaften decken können, ohne von den Studenten aus den Unis verjagt zu werden, wenn sie wieder behaupten, dass halt die Löhne zu hoch und die Profite zu niedrig wären und Sozialleistungen die Wirtschaft belasten würden.

 

Die Weltwirtschaftskrise 1929-33

 

Kaum jemand hat heute noch eine zutreffende Vorstellung von den verheerenden Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise ab 1929. Diese dauerte in den USA bis zum Zweiten Weltkrieg, weil erst mit dem Krieg das zur Überwindung der Krise notwendige Staatsdefizit politisch durchsetzbar wurde.

 

Noch im Jahr 1937, als in Deutschland längst wieder Vollbeschäftigung herrschte, kam es in den USA durch einen politisch gewollten und massiv propagierten Haushaltsausgleich zu einem schweren Rückfall in die Depression der Wirtschaft mit 12 Millionen Erwerbslosen.

 

In Europa sind die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise trotz ihrer Millionen Opfer wegen der zwei Weltkriege in der Bevölkerungsstatistik schlecht zu erkennen. Es waren auch die Staatsgrenzen verschoben worden und Flüchtlingsströme hatten die Bevölkerung stark verändert.

 

Anders ist es in den USA, die zwar einen starken Zustrom von Einwanderern hatten, aber von den Weltkriegen kaum betroffen waren. Was Sie rechts im Bild sehen, ist allein die mörderische Auswirkung der Großen Depression in den USA von 1930 bis 1940. Beachten Sie bitte in dieser Bevölkerungspyramide der USA aus dem Jahr 1950 die gewaltige Delle bei den Jahrgängen in der Zeit der Weltwirtschaftskrise. In den USA gab es kaum Hilfen für die Millionen erwerbslosen Familien.

Hochzinspolitik - Wirtschaftskrisen - Massenarbeitslosigkeit

Weltwirtschaftskrise 1929-33
Historiker und Ökonomen bestreiten die absichtliche Verursachung der Weltwirtschaftskrise bis heute. Die Quellen und Beweise für die lange geplante Verursachung der Großen Depression 1929-33 finden Sie auf dieser Seite als PDF zum freien Download. Sie dürfen die PDF (Stand 09.08.2016) kopieren und an Freunde und interessierte Leute weiter geben oder auch auszugsweise zitieren und ganz nach Wunsch in eigene Texte einarbeiten.
WWK1929-33.pdf
Adobe Acrobat Dokument 864.6 KB

Warum die Weltwirtschaftskrise 1929-33 absichtlich verursacht wurde

Great Depression USA
Great Depression USA

“Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden.” (Verfasser unbekannt, fälschlich Keynes zugeschrieben)

 

Vergessen Sie alles, was Sie bisher über die Weltwirtschaftskrise zu wissen glaubten. Sie war nicht die Folge des Börsenkrachs 1929 und sowohl die Wirtschaftswissenschaftler als auch die Politiker und Journalisten wussten sehr genau, wie die Geldpolitik eine deflationäre Depression sofort beenden kann, wenn das gewollt ist.

 

Politiker, Journalisten und Ökonomen wussten auch, dass die Depression von der Geldpolitik absichtlich verursacht wurde. Schließlich war offen im britischen Parlament schon 1918 diskutiert worden, wie man nach dem Kriegsende die Löhne und Preise wieder senken wollte. Den Beteiligten war auch klar, dass die Löhne und Preise nicht von selber sinken würden und dass Notenbanken nicht einfach die Geldmenge verringern können.

 

Die Deflation der Löhne und Preise nach dem Krieg musste mit einer mörderischen Wirtschaftskrise auf den Märkten durchgesetzt werden, deshalb konnte man auch nicht gleich zum Kriegsende damit beginnen. Die kriegführenden Staaten hatten fast alle den Goldstandard ausgesetzt und der automatische Mechanismus des Goldstandards, der bei steigenden Preisen und Löhnen oder aus anderen Gründen abfließendem Gold eine Absatzkrise und Massenarbeitslosigkeit bewirkt, musste erst durch die Rückkehr zum Goldstandard wieder in Kraft gesetzt werden. Diese Rückkehr zu einem globalen Goldstandard dauerte bis zum Jahr 1928, als sich auch Frankreich wieder diesem Währungsmechanismus anschloss.

 

Selbstverständlich wollten alle Spekulanten von der Großen Depression noch extra profitieren und ihre Aktien rechtzeitig zu Höchstkursen verkaufen. Das war der eigentliche Grund für den Boom an der Wallstreet und die aufgeregte Berichterstattung der Presse, mit der das Publikum zum Kauf dieser Aktien verleitet wurde, bis die Hausse 1929 durch die Zinserhöhungen der FED beendet wurde.

 

Mit der Börsenspekulation hatte die Notenbank eine gute Ausrede für die kräftige Erhöhung der Zinsen, die nicht nur die Börsenkurse in den Keller trieben, sondern die ganze Weltwirtschaft. Wie man die Zinsen nach dem Börsencrash schnell wieder senkt, um eine Rezession der Wirtschaft zu verhindern, wäre die nicht gewollt gewesen, war selbstverständlich jedem Notenbanker bekannt. Man hatte jetzt aber mit dem Goldstandard einen Vorwand, die Zinsen nicht zu senken, musste man doch einen Abfluss der eigenen Goldreserven ins Ausland ständig verhindern, indem jedes Land seine Zinsen noch höher hielt als die anderen Staaten.

 

So konnte man diese für die Wirtschaft und die erwerbslosen Menschen mörderische Hochzinspolitik immer begründen. Den Bankiers war klar, dass der Goldstandard nur ein Vorwand für die gewünschte Geldpolitik war, denn eigentlich hätte ja genau das Land, dem das Gold zufloss, die Zinsen senken und seine Wirtschaft damit beleben müssen. So aber konnten die Notenbanker vor dem Publikum auf das Ausland und die Entwicklung der Goldreserven verweisen und die restriktive Geldpolitik fortsetzen.

 

Selbstverständlich kann ich diese Darstellung der Großen Depression mit Quellen belegen, sowohl für die Befürworter dieser Deflation der Löhne und Preise wie für die Gegner dieser Politik. Es ist kein Geheimnis, auch wenn man das Publikum bis heute über die wirklichen Hintergründe der Weltwirtschaftskrise schamlos belogen hat. Der erste Weltkrieg hatte die Löhne und Preise um das Zwei- bis Zweieinhalbfache in den USA und in Großbritannien steigen lassen. Die reichen Rentiers fühlten sich durch die Inflation um einen Teil ihrer Kriegsprofite betrogen und die Rentiersklasse in GB und den USA war mit den (internationalen: also maßgeblich an der Kriegsfinanzierung Englands und Frankreichs beteiligten) Bankiers, die ihre Interessen vertraten, mächtig und skrupellos genug, um die Weltwirtschaftskrise zu dem Zweck zu inszenieren, die Löhne und Preise wieder auf das Vorkriegsniveau von 1913 herunter zu brechen.

 

Wie es ja schon 1918 ganz offen im Parlament diskutiert und in der Presse für die eingeweihten Kreise der herrschenden Klasse klar propagiert und angekündigt worden war.

 

Deflation ist Hochzinspolitik

Weil wir uns gerade in einer Zeit sehr niedriger Nominalzinsen befinden, muss ich kurz das Thema der Realzinsen behandeln, die in der Weltwirtschaftskrise 1929-33 wie auch seit Beginn der Eurokrise eine große Rolle spielten. Bei Nominalzinsen von beinahe Null sind viele Laien geneigt, der Geldpolitik eine expansive Wirkung zuzuschreiben. Dies ist ein gefährlicher Irrtum und leider sehr verbreitet. Wenn Sie im Jahr 2010 in Spanien für einen nominal niedrig verzinsten Kredit Ihrer deutschen Hausbank ein Haus am Strand erworben hätten, wäre das wegen des hohen Realzinses ein schlechtes Geschäft geworden. Denn die Hauspreise sind im Schnitt um 10% im Jahr gesunken. Diese 10% Preisverfall müssen Sie zum niedrigen Nominalzins ihres Immobilienkredits hinzurechnen, um den Realzins zu erhalten. In Zeiten niedriger Nominalzinsen sinken meist die Löhne und die Preise für Immobilien und andere Vermögenswerte, das ist real betrachtet Hochzinspolitik. Wer die Geldpolitik steuert, weiß das auch. Man weiß vor allem auch, dass das Publikum den Zusammenhang zwischen Deflation und hohem Realzins nicht sieht und nicht versteht. Daher wird in Zeiten der absichtlich verursachten Krisen mit allen Mitteln wie Sozialabbau und Deregulierung auf das Sinken der Löhne und Preise hingearbeitet. 

 

Es geht bei der Güternachfrage für Investition und Konsum immer um den Realzins, die Summe von Nominalzins und der Preisänderung. Zum Beispiel führen sehr stark fallende Löhne zu einem entsprechend hohen Realzins, daher verstärkt sich eine Wirtschaftskrise durch sinkende Löhne. Eine Deflation, wie es sie von 1929 bis 1933 gab oder auch heute wieder speziell in den Euro-Krisenstaaten, ist also trotz nominal niedriger Zinsen eine in realen Größen betrachtete Hochzinspolitik mit verheerenden Folgen: Häuser oder Maschinen fallen mit den sinkenden Löhnen und der Deflation bei Rohstoffen im Preis und dieser Preisverfall war von 1929 bis 1933 mit mehr als 10% anzusetzen, die zum Nominalzins zu addieren sind. Die heute sinkenden Löhne und Immobilienpreise in Griechenland, Spanien oder Portugal sind ebenso jedes Jahr zum Nominalzins zu addieren, um die Ursache der verheerenden Wirtschaftskrise zu verstehen.

 

Für die breite Masse des Publikums bleibt die Krisenursache bei Deflation meist ein Rätsel: Sollte die Beschäftigung bei sinkenden Löhnen nicht steigen, wie von der korrupten VWL gelehrt wird? Müssten die Löhne nicht noch mehr sinken, solange die Massenerwerbslosigkeit immer mehr zunimmt, wie die Professoren fordern? Die falschen Lehren der VWL-Professoren verschärfen die Krisen und das ist so beabsichtigt und gewollt: Krisen werden immer absichtlich inszeniert, die Weltwirtschaftskrise damals wie die Eurokrise heute. Anders als in der mit hohen Nominalzinsen verursachten Weltrezession der frühen 1980er Jahre, lässt sich die restriktive Geldpolitik bei Deflation vor dem breiten Publikum verstecken. Zum Beispiel in Japan wurde den Bürgern jetzt über zwei Jahrzehnte immer der niedrige Nominalzins der Bank von  Japan vorgehalten, während die Deflation nur an den Börsenkursen und Immobilienpreisen zu erkennen war. Real betrachtet ist die Wirtschaftsflaute in Japan seit der um das Jahr 1990 von den USA erzwungenen Aufwertung des Jen - mit der Folge der Deflation der Vermögenswerte - kein Rätsel, sondern das Ergebnis real völlig überhöhter Zinsen. Auch während der Großen Depression 1929-33 waren die Nominalzinsen nicht auffallend hoch, real lagen die Zinsen 1929-33 jedoch über 20%. Das kapiert das Publikum nur schwer!

 

Auswirkungen expansiver und restriktiver Geldpolitik auf das Sozialprodukt in den USA
Auswirkungen expansiver und restriktiver Geldpolitik auf das Sozialprodukt in den USA

Rechts sehen Sie die Verdopplung des Sozialprodukts der USA durch expansive Geldpolitik von 1914 bis 1929, dann wieder von 1938 bis 1945 und mit dem Beginn des Kalten Krieges ab 1950 bis Ende der 60er Jahre. In den beiden ersten Fällen war die expansive Geldpolitik einem Weltkrieg zu verdanken, in den 50er und 60er Jahren dem Kalten Krieg. Mit Vernunftgründen war dagegen der Vorliebe der herrschenden Kreise für eine möglichst restriktive Geldpolitik wie 1929-1937 nicht beizukommen. Auch von 1945-50 konnten sich kurzfristig die Kräfte durchsetzen, die nach Kriegsende erst mal die Inflation bekämpfen, die Konjunktur abkühlen sowie Löhne und Lebensstandard der Arbeiter wieder absenken wollten. Der kalte Krieg sorgte schnell für das Wirtschaftswunder in Deutschland, bis in den 70er Jahren der Zusammenbruch des Ostblocks abzusehen war. Jetzt triumphierten die Neoliberalen über die Keynesianer und betreiben seit bald vierzig Jahren Politik für Rentiers und Kapitalisten: hohe Zinsen, Steuergeschenke für die Reichen, Sozialabbau, Niedriglöhne und eine absichtlich erzeugte Massenarbeitslosigkeit zur Erpressung der Lohnabhängigen. 

 

Bei Vollbeschäftigung und hoher Auslastung des Produktionspotenzials steigen die Löhne und Preise. Es kommt zu Inflation und die Kaufkraft der Geldvermögen nimmt ab. Von einem Boom profitieren die Arbeiter durch steigende Löhne und sich ständig bessernde Arbeitsbedingungen, mehr Urlaub und weniger Druck und Stress, die Unternehmer durch die Möglichkeit, ihre Güter bei hoher Nachfrage mit Gewinn zu verkaufen. Die Eigentümer großer Geldvermögen müssen bei Inflation niedrige oder gar negative Realzinsen hinnehmen und fordern deshalb ständig ein Abwürgen der Konjunktur durch sogenannte Stabilitätspolitik.

 

Bei Absatzkrisen und Massenarbeitslosigkeit sinken die Preise und Löhne. Die Herbeiführung von Krisen und Arbeitslosigkeit mit einer restriktiven Kreditpolitik ist die einzige Möglichkeit, wie eine Notenbank die Inflation bekämpfen und ein Sinken der Löhne und Preise am Markt durchsetzen kann. Alle typischen Wirtschaftskrisen der letzten 200 Jahre wurden von den Notenbanken absichtlich inszeniert! Die bewusste Erzeugung von Massenarbeitslosigkeit ist vor allem ein wirksames Instrument, um die Löhne zum Vorteil der Profite zu drücken, den Sozialstaat im Interesse des Kapitals zu zerschlagen und die lohnabhängigen Arbeiter zu disziplinieren und härter auszubeuten. Das ist das offene Geheimnis der Geldpolitik im Kapitalismus.

 

Dass Wirtschaftskrisen absichtlich von den Mächtigen durch ihre Geldpolitik verursacht werden, ist deshalb ein offenes Geheimnis, weil es jeder verantwortliche Bankier, Ökonom und Politiker immer gewusst hat, ohne dass es jemals dem breiten Publikum in den Massenmedien oder in Schulen und Universitäten verraten worden wäre. Die Mitglieder der herrschenden Klasse verständigen sich darüber in kunstvollen Wendungen, die der einfache Bürger und selbst der Student der Ökonomie nicht verstehen kann oder auch nicht verstehen will. Es ist auch wirklich kein erfreuliches Thema, aber wir sollten uns damit befassen, damit es in Zukunft aufhört. Wenn nicht wir, wer sonst? 

Wichtige Quellen zur Großen Depression 1929-33


Erwerbslosenrate in den USA (Wikipedia)
Erwerbslosenrate in den USA (Wikipedia)

Mit den nachfolgenden Zitaten können Sie die Diskussion verfolgen, die der Großen Depression seit etwa 1918 voraus ging.

 

Wir haben hier auf der einen Seite die Anhänger der Deflation aus dem Umfeld der internationalen Bankiers, die mit allen Mitteln die im Krieg gestiegenen Preise und Löhne zu senken gedachten.


Auf der Gegenseite befand sich Keynes - vermutlich mit Unterstützung durch Alfred Milner selbst, aber nicht seiner Secret Society, des sogenannten Kindergartens, bis zu Milners Tod im Mai 1925. Einen weiteren einflussreichen Mitstreiter hatte Keynes mit Max Aitken, 1st Baron Beaverbrook, dem sogenannten „First Baron of Fleet Street“, der einen Großteil der britischen Presse beherrschte.

 

Den Hebel zur Lohn und Preissenkung schuf man durch die Große Depression mit einer Erwerbslosenrate von 20% in den USA. Dies war von Anfang an so geplant und nachfolgend finden Sie die benötigten Quellen und Belege für diese Behauptung.

 

Ökonomen und Historiker werden es trotz aller Beweise weiter leugnen.  

 

Das Cunliffe-Komitee des britischen Parlaments

 

Die Preise hatten sich in England durch den Großen Krieg seit 1914 mehr als verdoppelt und das britische Parlament beauftragte bereits im Januar 1918 ein Komitee unter der Leitung des Gouverneurs der Bank von England, Walter Cunliffe, das eine Deflationspolitik für die Zeit nach dem Kriegsende vorbereiten sollte. Es war kein Geheimnis für Bankiers und Politiker, dass es nach dem Krieg zu einer gewaltigen Wirtschaftskrise kommen sollte. Das breite Publikum jedoch hat die gewählten Worte des Parlamentskomitees sicher nicht verstanden; lesen Sie also sehr sorgfältig und versuchen Sie zu begreifen, welche Konsequenzen der Versuch haben musste, die englische Ökonomie wieder in den Vorkriegszustand mit einer Geldmenge von nur noch etwa 180 Millionen Pfund statt 382 Millionen Pfund zurück zu versetzen. Man hat dann damit bis 1929 gewartet, weil Frankreich erst 1928 wieder zum Goldstandard kam. Das britische Empire konnte eine derart brutale Depression nicht im Alleingang durchführen; es ging nur als deflationäre Depression der ganzen Weltwirtschaft.

 

Auszug aus dem »Interim Report of the Cunliffe Committee« vom 15. August 1918, der Final Report ist hier bei der St. Luis FED zu finden. Der Bericht zeigt den enormen Anstieg der umlaufenden Banknoten vom 1914-18 mit ungedeckten Banknoten in Höhe von 230 Millionen Pfund:

 

13. The amounts on 30 June 1914, may be estimated as follows:

Fiduciary Issue of the Bank of England £18,450,000;

Bank of England notes issued against gold coin or bullion £38,476,000

Estimated amount of gold coin held by banks (excluding gold coin held in the Issue Department of the Bank of England) and in public circulation £123,000,000

Grand Total £179,926,000

 

The corresponding figures of 10 July 1918, as nearly as they can be estimated, were:

Fiduciary Issue of the bank of England £18,450,000

Currency notes not cover by gold £230,412,000

Total Fiduciary Issues £248,862,000

Bank of England notes issued against coin and bullion £65,368,000

Currency notes covered by gold £28,500,000

Estimated amount of gold coin held by banks (excluding gold coin held by Issue Department £40,000,000 of Bank of England), say

Grand Total £382,730,000

There is also a certain amount of gold coin still in the hands of the public which ought to be added to the last-mentioned figure, but the amount is unknown.

 

14. As Bank of England notes and currency notes are both payable at the Bank of England in gold coin on demand this large issue of new notes, associated, as it is, with abnormally high prices and unfavourable exchanges, must have led under normal conditions to a rapid depletion, threatening ultimately the complete exhaustion, of the Bank’s gold holdings. Consequently, unless the Bank had been prepared to see all its gold drained away, the discount rate must have been raised to a much higher level, the creation of banking credit (including that required by the government) would have been checked, prices would have fallen and a large portion of the surplus notes must have come back for cancellation. In this way an effective gold standard would have been maintained in spite of the heavy issue of notes.But during the war conditions have not been normal.

 

Das Komitee empfahl die Rückkehr zum Goldstandard nach dem Krieg zu den Vorkriegsparitäten und die Senkung der Preise durch hohe Zinsen. Man war sich aber unsicher, wie schnell das durchzuführen sein würde.

 

15. We shall not attempt now to lay down the precise measures that should be adopted to deal with the situation immediately after the war. These will depend upon a variety of conditions which cannot be foreseen, in particular the general movements of world prices and the currency policy adopted by other countries. But it will be clear that the conditions necessary to the maintenance of an effective gold standard in this country no longer exist, and it is imperative that they should be restored without delay.

 

Hier beschreibt das Parlamentskomitee, wie ein Goldstandard arbeitet: 

 

 

18. Under an effective gold standard all export demands for gold must be freely met. A further essential condition of the restoration and maintenance of such a standard is therefore that some machinery shall exist to check foreign drains when they threaten to deplete the gold reserves. The recognized machinery for this purpose is the Bank of England discount rate. Whenever before the war the Bank’s reserves were being depleted, the rate of discount was raised. This, as we have already explained, by reacting upon the rates for money generally, acted as a check which operated in two ways.

On the one hand, raised money rates tended directly to attract gold to this country or to keep here gold that might have left. On the other hand, by lessening the demands for loans for business purposes, they tended to check expenditure and so to lower prices in this country, with the result that imports were discouraged and exports encouraged, and the exchanges thereby turned in our favour. Unless this twofold check is kept in working order the whole currency system will be imperilled.

To maintain the connection between a gold drain and a rise in the rate of discount is essential to the safety of the reserves. When the exchanges are adverse and gold is being drawn away, it is essential that the rate of discount in this country should be raised relatively to the rates ruling in other countries. Whether this will actually be necessary immediately after the war depends on whether prices in this country are then substantially higher than gold prices throughout the world. It seems probable that at present they are on the whole higher, but, if credit expansion elsewhere continues to be rapid, it is possible that this may eventually not be so.

 

Hier meine Übersetzung für den Punkt 18, der zum Verständnis der Funktionsweise des Goldstandards wichtig ist:

 

18. Unter einem wirksamen Goldstandard muss allen Forderungen nach Gold für den Export uneingeschränkt entsprochen werden. Eine weitere grundsätzliche Bedingung für die Wiederherstellung und Durchführung eines derartigen Standards ist daher, dass ein Mechanismus vorgesehen ist, um Abflüsse ins Ausland zu hemmen, sobald diese die Reserven an Gold bedrohen. Der bekannte Mechanismus für diesen Zweck ist die Diskontrate der Bank von England. Wann immer vor dem Krieg die Bankreserven sich zu erschöpfen drohten, wurde die Diskontrate erhöht. Dies funktionierte, wie wir bereits erklärt haben, mit den Auswirkungen auf die allgemeinen Zinsen für Geld, als Hemmung in zweierlei Weise.

 

Auf der einen Seite werden erhöhte Zinsen direkt Gold in dieses Land ziehen oder das Gold hier halten, das sonst abgeflossen wäre. Auf der anderen Seite, über die Senkung der Kreditnachfrage für Geschäftszwecke, hemmen sie die Ausgaben und senken so die Preise in diesem Land mit dem Ergebnis, dass Importe erschwert und Exporte gefördert werden und sich die Handelsbilanz zu unserem Vorteil wendet. Wenn dieses zweifache Hemmnis nicht funktionsfähig gehalten wird, wird das gesamte System der Währung gefährdet.

 

Die Verbindung zwischen einem Abfluss von Gold und der Erhöhung der Diskontrate ist grundlegend für die Sicherheit der Reserven. Wenn die Zahlungsbilanz ungünstig ist und Gold abgezogen wird, dann ist es grundsätzlich wichtig, dass die Diskontrate in diesem Land relativ zu den in anderen Ländern geltenden Raten angehoben wird. Ob dies jetzt notwendig sein wird, sofort nach dem Krieg, hängt davon ab, ob die Preise in diesem Land dann wesentlich höher als die Goldpreise auf dem Weltmarkt sein werden. Es scheint möglich, dass sie gegenwärtig insgesamt höher sind, aber, wenn die Kreditexpansion überall weiter hoch bleibt, dann könnte es vielleicht auch nicht der Fall sein.

 

Die Parlamentskommission fasste ihre Empfehlungen so zusammen:

 

The prerequisites for the restoration of an effective gold standard are:

a) The cessation of government borrowing as soon as possible after the war. We recommend that at the earliest possible moment an adequate sinking fund should be provided out of revenue, so that there may be a regular annual reduction of capital liabilities, more especially those which constitute the floating debt.

b) The recognized machinery, namely the raising and making effective of the Bank of England discount rate, which before the war operated to check a foreign drain of gold and the speculative expansion of credit in this country, must be kept in working order. This necessity cannot, and should not, be evaded by any attempt to continue differential rates for home and foreign money after the war.

c) The issue of fiduciary notes should, as soon as practicable, once more be limited by law, and the present arrangements under which deposits at the Bank of England may be exchanged for legal tender currency without affecting the reserve of the Banking Department should be terminated at the earliest possible moment.

 

Es waren die üblichen Ratschläge zur Verursachung einer möglichst schweren Wirtschaftskrise, nämlich den Haushalt auszugleichen und die Staatsverschuldung zu senken, den Diskontsatz der Notenbank erhöhen und damit die Kreditexpansion zu beschränken und die Notenbank durch Gesetze zu dieser restriktiven Kreditpolitik zu zwingen, damit diese dem zu erwartenden Druck, ihre restriktive Geldpolitik aufzugeben, mit Verweis auf die Gesetze widerstehen kann.

 

No doubt it would be possible for the Bank of England, with the help of the joint stock banks, without any legal restriction on the note issue, to keep the rate of discount sufficiently high to check loans, keep down prices, and stop the demand for further notes. But it is very undesirable to place the whole responsibility upon the discretion of the banks, subject as they will be to very great pressure in a matter of this kind. If they know that they can get notes freely, the temptation to adopt a lax loan policy will be very great. In order, therefore, to ensure that this is not done, and the gold standard thereby endangered, it is, in our judgement, imperative that the issue of fiduciary notes shall be, as soon as practicable, once more limited by law, and that the present arrangements under which deposits at the Bank of England may be exchanged for legal tender currency without affecting the reserve of the Banking Department shall be terminated at the earliest possible moment.

 

Wie sich die hohen Zinsen tatsächlich in einer schrecklichen Krise auswirken, hat das Komitee nicht deutlich gemacht, obwohl der gerade zitierte Auszug zeigt, wie sehr man sich dort der Auswirkungen einer restriktiven Kreditpolitik bewusst war. Denn die Preise sinken nicht einfach, weil die Zinsen erhöht werden, sondern die hohen Zinsen lösen eine brutale Absatzkrise aus. Diese deflationäre Depression mit Massenarbeitslosigkeit soll dann zu sinkenden Löhnen und Preisen führen. Keynes hat das klar beschrieben:

 

Deflation does not reduce wages »automatically«. It reduces them by causing unemployment. The proper object of dear money is to check an incipient boom. Woe to those whose faith leads them to use it to aggravate a depression!

Keynes, »The Economic Consequences of Mr. Churchill« (1925), Essays in Persuasion, London 1963, S. 259.

 

Meine Übersetzung:

 

Deflation senkt die Löhne nicht »automatisch«. Sie senkt sie durch die Verursachung von Arbeitslosigkeit. Die eigentliche Aufgabe von knappem Geld ist es, einen beginnenden Boom zu hemmen. Wehe denen, die sich durch ihre Überzeugung dazu verleiten lassen, es zur Verschärfung einer Depression zu benutzen.

 

 

Die Deflationisten

Robert Brand (1878–1963) war ein Mitglied von Milners Kindergarten, der von Carroll Quigley in seinem wichtigen Werk The Anglo-American Establishment beschrieben wurde. 

 

Seit 1902, nach dem zweiten Burenkrieg, war Robert Brand ein Mitarbeiter des Gouverneurs Alfred Milner in Südafrika. Im Jahr 1909 ging er zur Investment-Bank „Lazard Brothers and Company“, deren geschäftsführender Direktor er bald wurde. Brand war federführend in der von Milner im Jahr 1909 gegründeten Gesellschaft The Round Table, die eine enge Zusammenarbeit innerhalb des britischen Commonwealth und mit den USA anstrebte. Dazu wurde 1910 eine Zeitschrift gegründet, das The Round Table Journal, in dem im Dezember 1918 der nachfolgend zitierte Artikel von Robert Brand erschien. Nach Carroll Quigley vertrat Brand hier den Standpunkt der „Internationalen Bankiers“, mit denen er eng verbunden war. Aus der Sicht dieser Bankiers konnte Großbritannien seine bis zum Weltkrieg unangefochtene Führung im globalen Finanzsystem nur behaupten, wenn das Pfund Sterling durch eine harte Deflationspolitik zum Goldstandard zu den Vorkriegskursen zurück gebracht würde:

 

“That nation will recover quickest after the war which corrects soonest any depreciation in currency, reduces by production and saving its inflated credit, brings down its level of prices, and restores the free import and export of gold. ... With all our wealth of financial knowledge and experience behind us it should be easy for us to steer the right path—though it will not be always a pleasant one—amongst the dangers of the future. Every consideration leads to the view that the restoration of the gold standard—whether or not it can be achieved quickly—should be our aim. Only by that means can we be secure that our level of prices shall be as low as or lower than prices in other countries, and on that condition depends the recovery of our export trade and the prevention of excessive imports. Only by that means can we provide against and abolish the depreciation of our currency which, though the [existing] prohibition against dealings in gold prevents our measuring it, almost certainly exists, and safeguard ourself against excessive grants of credit.”

The Anglo-American Establishment, Kap 7

 

Damals wie heute wurde nur den Eingeweihten der Geldpolitik bei der Lektüre solcher Artikel klar, dass die darin geforderte Preissenkung eine brutale Deflationskrise als Mittel zu ihrer Durchsetzung erfordern würde. Schließlich waren die Löhne und Preise zu halbieren, was dann mit der Großen Depression bis 1931 tatsächlich gelang, wie Keynes später zeigen konnte, der diese Politik in den 20er Jahren noch zu verhindern suchte.

 

Hier ein Auszug aus Quigleys Buch über die Differenzen zwischen Milner und seinem Kindergarten hinsichtlich der geplanten, durchgesetzten und schließlich mit dem Ausscheiden Englands aus dem Goldstandard 1931 beendeten Deflationspolitik.

 

Both Toynbee and Milner were early suspicious of the virtues of free trade - not, however, because tariffs could provide high profits for industrial concerns but because tariffs and imperial preference could link the Empire more closely into economic unity. In his later years, Milner became increasingly radical, a development that did not fit any too well with the conservative financial outlook of Brand, or even Hichens. As revealed in his book Questions of the Hour(1923), Milner was a combination of technocrat and guild socialist and objected vigorously to the orthodox financial policy of deflation, balanced budget, gold standard, and free international exchange advokated by the Group after 1918. This orthodox policy, inspired by Brand and accepted by The Round Table after 1918, was regarded by Milner as an invitation to depression, unemployment, and the dissipation of Britain`s material and moral ressources. On this point there can be no doubt that Milner was correct. Not himself a trained economist, Milner, nevertheless, saw that the real problems were of a technical and material nature and that Britain`s ability to produce goods should be limited only by the real supply of knowledge, labor, energy, and materials and not by the artificial limitations of a deliberately restricted supply of money and credit. This point of view of Milner`s was not accepted by the Group until after 1931, and not as completely as by Milner even then. The point of view of the Group, at least in the period 1918-1931, was the point of view of the international bankers with whom Brand, Hichens, and others were so closely connected. This point of view, which believed that Britain`s prewar financial supremacy could be restored merely by reestablishing the prewar financial system, with the pound sterling at its prewar parity, failed completely to see the changed conditions that made all efforts to restore the prewar system impossible. The Group`s point of view is clearly revealed in The Round Table articles of the period. In the issue od December 1918, Brand advocated the financial policy which the British government followed, with such disastrous results, for the next thirteen years. 

Quigley, The Anglo-American Establishment, S. 131/132

 

Quigley zeigt auf, dass Milner von 1918 bis zu seinem Tod 1925 zwar auf dem Höhepunkt seiner Karriere war, aber bezüglich der Geldpolitik keinen Einfluss auf seinen „Kindergarten“ hatte. Die britischen Imperialisten der Milner-Gruppe kontrollierten während der Weltwirtschaftkrise den von ihnen geschaffenen Völkerbund und dessen Unterorganisationen. Die International Labour Organization (ILO) in Genf propagierte unter dem Einfluss der Milner-Leute in den 1930er Jahren, dass der technische Fortschritt die Ursache der Massenarbeitslosigkeit wäre. Der technische Fortschritt (die bösen Microprozessoren) als Ursache der Massenarbeitslosigkeit war dann wieder in den 1980er Jahren das große Thema für  Gewerkschaften und SPD in Deutschland.

 

Keynes argumentiert gegen den Goldstandard und die geplante Deflation

 

Zuerst eine ganz grundsätzliche Aussage zu den Schriften von Keynes, von denen dem Publikum vor allem die „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ bekannt ist: Keynes hat sich in seiner „Allgemeinen Theorie“ nicht mehr zu den Ursachen der Großen Depression geäußert; sie ist deshalb nur eine Streitschrift für eine expansive Geld- und Finanzpolitik in den Zeiten einer Depression geworden und keine Hilfe zum Verständnis der Zusammenhänge und Hintergründe von Geldpolitik und Konjunkturverläufen.

 

In seinen Schriften bis zur Weltwirtschaftskrise hat Keynes vor der Deflationspolitik deutlich gewarnt und damit auch die Deflationspolitik für die Krise verantwortlich gemacht. Diese Schriften, die wir vor allem in dem Band Essays in Persuasion gesammelt finden, sind daher wesentlich wichtiger als die Allgemeine Theorie und werden aus genau diesem Grund von den Professoren vor ihren Studenten und von den Massenmedien vor deren Publikum kaum erwähnt.

 

Die Essays enthalten den Kampf von Keynes gegen den Goldstandard und die Deflationspolitik, die entscheidende Auseinandersetzung der 20er Jahre, ob die Währung gegen das Gold abgewertet wird oder die Löhne und Preise mit einer deflationären Depression niedergebrochen werden. Nachfolgend immer zuerst meine Übersetzung und darunter das originale Zitat mit der Quellenangabe.

 

Keynes war der Auffassung, dass die Währung ohne Goldstandard mit Vernunft reguliert werden könne, dass es also weder eine Rückkehr zum Goldstandard, noch zum Niveau der Löhne und Preise der Vorkriegszeit geben müsse und dürfe:

 

Wahrhaftig, der Goldstandard ist schon ein barbarisches Relikt. Wir alle, vom Gouverneur der Bank von England abwärts, sind nun in erster Linie interessiert an der Erhaltung der Stabilität von Wirtschaft, Preisen und Beschäftigung und wollen diese nicht, wenn wir die Wahl treffen müssen, vorsätzlich dem abgenutzten Dogma opfern, das seinen Wert einmal bei £3:17:10½ die Unze hatte. Fürsprecher des veralteten Standards erkennen nicht, wie entfernt er nun vom Geist und den Erfordernissen der Zeit ist. Ein regulierter, nichtmetallischer Standard hat sich unbemerkt durchgesetzt. Er existiert.

 

In truth, the gold standard is already a barbarous relic. All of us, from the Governor of the Bank of England downwards, are now primarily interested in preserving the stability of business, prices, and employment, and are not likely, when the choice is forced on us, deliberately to sacrifice these to the outworn dogma, which had its value once, of £3:17:10½ per ounce. Advocates of the ancient standard do not observe how remote it now is from the spirit and the requirements of the age. A regulated non-metallic standard has slipped in unnoticed. It exists.

Keynes, »Alternative Aims in Monetary Policy« (1923), Essays, S. 208.

 

Der Goldstandard hatte seit fast einem Jahrhundert für ein nur wenig schwankendes Preisniveau in England gesorgt und damit für eine Klasse von Rentiers, die von ihrem angelegten Geld sicher vor Inflation und ohne Risiko von den Zinsen leben konnten. Bis es durch den Weltkrieg zu einem enormen Preisanstieg kam, der aber mit der Großen Depression wieder korrigiert wurde. Der Essay stammt aus dem Jahr 1923, für die gesammelten Essays konnte Keynes das Preisniveau des Jahres 1931 ergänzen, das wieder dem von 1844, 1881 und 1914 entsprach; jedenfalls bis zum Ausscheiden Englands aus dem Goldstandard im September 1931, was zu einer Abwertung des Pfundes und wieder steigenden Preisen führte.

 

Annähernd das gleiche Preisniveau herrschte in den Jahren 1826, 1841, 1855, 1862, 1867 und 1915. Die Preise waren auch gleich in den Jahren 1844, 1881 und 1914. [Und wieder, wie man jetzt ergänzen kann, in 1931!] Wenn wir die letzten Jahre auf einem Index mit 100 ansetzen, dann werden wir für den Zeitraum von fast einem Jahrhundert zwischen 1826 bis zum Kriegsausbruch die höchste Abweichung in jeder Richtung mit 30 Punkten finden, der Index steigt nie über 130 und fällt nie unter 70.

 

Approximately the same level of price ruled in or about the years 1826, 1841, 1855, 1862, 1867, 1871, and 1915. Prices were also level in the years 1844, 1881, and 1914. [And again, it is now possible to add, in 1931.] If we call the index number of these latter years 100, we find that, for the period of close to an century from 1826 to the outbreak of war, the maximum fluctuation in either direction was 30 points, the index number never rising above 130 and never falling below 70.

Keynes, »Social Consequences of Changes in the Value of Money« (1923), Essays, S. 88f.

 

Weil diese Stabilität der Kaufkraft des Pfundes für die Rentiers derart erfreulich war, gab es schon zu Kriegsende eine Mehrheit in den für die Geldpolitik maßgeblichen Kreisen, die Rückkehr zum Goldstandard zu den Vorkriegsparitäten möglichst bald umzusetzen.

 

Es wird oft vorausgesetzt, dass die Wiederherstellung des Goldstandards, also die Einlösung jeder nationalen Währung zu einem festgelegten Verhältnis in Gold, in jedem Fall unser Ziel sein muss; und dass der wichtigste Streitpunkt der ist, ob für die nationalen Währungen der Vorkriegskurs zum Gold wieder hergestellt werden sollte oder ein den gegenwärtigen Verhältnissen entsprechend weit niedrigerer Kurs; in anderen Worten: die Wahl zwischen Preissenkung und Währungsabwertung.

 

It is often assumed that the restoration of the gold standard, that is to say, of the convertibility of each national currency at a fixed rate in terms of gold, must be, in any case, our objective; and that the main question of controversy is whether national currencies should be restored to their pre-war gold value or to some lower value nearer to the present facts; in other words, the choice between Deflation and Devaluation.

Keynes, »Alternative Aims in Monetary Policy« 1923, Essays, S. 186.

 

Auch in Italien gab es Bestrebungen, die Kaufkraft der Lira wieder anzuheben und Keynes hat sich in diesem Essay über das mangelnde ökonomische Verständnis Mussolinis lustig gemacht:

 

In Italien, wo gesunde ökonomische Ansichten viel Einfluss haben und das fast reif für eine Währungsreform sein könnte, hat Signor Mussolini gedroht, die Lira zu ihrem früheren Wert anzuheben. Zum Glück für den italienischen Steuerzahler und die italienische Wirtschaft hört die Lira nicht einmal auf einen Diktator und kann nicht mit Rizinusöl geschmiert werden. Aber so ein Geschwätz kann positive Reformen verzögern; freilich mag bezweifelt werden, ob so ein guter Politiker so eine Politik vorgeschlagen hätte, sogar aus Angeberei und im Überschwang, wenn er verstanden hätte, dass in anderen, doch angemessenen Worten es folgendermaßen lautet: »Meine Politik wird die Löhne halbieren, die Last der Staatsschulden verdoppeln und die Preise, die Sizilien für seine Exporte von Orangen und Zitronen erhalten kann, auf 50 Prozent reduzieren.«

Wenn die Wiederherstellung der Vorkriegsparität vieler europäischer Währungen zum Gold weder wünschenswert noch möglich ist, welche Kräfte oder Argumente konnten diese unerwünschte Unmöglichkeit zur erklärten Politik der Mehrheit werden lassen? Die nachfolgenden sind die wichtigsten:

1. Den Goldwert einer Landeswährung auf dem niedrigen Stand zu belassen, auf den der Krieg ihn gebracht hat, ist eine Ungerechtigkeit gegenüber der Rentiersklasse und den anderen, deren Einkommen in Geld festgesetzt ist, und praktisch ein Vertragsbruch; ihren Wert zurück zu gewinnen würde eine Ehrenschuld begleichen…

2. Die Rückkehr einer Währung zu ihrem Vorkriegs-Goldkurs erhöht das finanzielle Ansehen eines Landes und fördert das zukünftige Vertrauen…

3. Wenn der Goldkurs einer Landeswährung erhöht werden kann, werden die Arbeiter von niedrigeren Lebenshaltungskosten profitieren, ausländische Güter werden billiger zu erhalten sein und in Gold festgesetzte Auslandsschulden (wie gegenüber den Vereinigten Staaten) sind mit weniger Anstrengungen zu tilgen.

 

In Italy, where sound economic views have much influence and which may be nearly ripe for currency reform, Signor Mussolini has threatened to raise the lira to its former value. Fortunately for the Italian taxpayer and Italian business, the lira does not listen even to a dictator and cannot be given castor oil. But such talk can postpone positive reform; though it may be doubted if so good a politician would have propounded such a policy, even in bravado and exuberance, if he had understood that, expressed in other but equivalent words, it was as follows: »My policy is to halve wages, double the burden of the National Debt, and to reduce by 50 per cent the prices which Sicily can get for her exports of oranges and lemons.«

If the restoration of many European currencies to their pre-war parity with gold is neither desirable nor possible, what are the forces or the arguments which have established this undesirable impossibility as the avowed policy of most of them? The following are the most important:

1. To leave the gold value of a country`s currency at the low level to which war has driven it is an injustice to the rentier class and the others whose income is fixed in terms of currency, and practically a breach of contract; whilst to restore its value would meet a debt of honour. …

2. The restoration of a currency to its pre-war gold value enhances a country`s financial prestige and promotes future confidence. …

3. If the gold value of a country`s currency can be increased, labour will profit by a reduced cost of living, foreign goods will be obtainable cheaper, and foreign debts fixed in terms of gold (e.g. to the United States) will be discharged with less effort.

Keynes, »Alternative Aims in Monetary Policy« 1923, Essays, S. 190-194.

 

Keynes versuchte, mit einer Abwägung zwischen Inflation und Deflation seine Leser gegen die Deflationspolitik einzunehmen:

 

Wir sehen deshalb, dass steigende Preise wie fallende Preise ihre charakteristischen Nachteile haben. Die Inflation im ersten Fall bedeutet Ungerechtigkeit für Einzelne und Klassen, besonders für Rentiers, und ist daher schlecht für das Sparen. Die Deflation, die fallende Preise verursacht, bedeutet für die Arbeiter Verarmung und für die Wirtschaft eine Beschränkung der Produktion durch die führenden Unternehmer, in ihrem Bestreben, Verluste für sich zu vermeiden, und ist daher verheerend für die Beschäftigung…

Daher ist Inflation ungerecht und Deflation ist unzweckmäßig. Von den beiden ist vermutlich Deflation, wenn wir eine Hyperinflation wie in Deutschland ausschließen, das größere Übel; denn es ist schlimmer, in einer verarmten Welt Arbeitslosigkeit zu verursachen, als den Rentier zu enttäuschen.

 

We see, therefore, that rising prices and falling prices each have their characteristic disadvantage. The Inflation which causes the former means Injustice to individuals and to classes, - particularly to rentiers; and is therefore unfavourable to saving. The Deflation which causes falling prices means Impoverishment to labour and to enterprise by leading entrepreneurs to restrict production, in their endeavour to avoid loss to themselves; and is therefore disastrous to employment…

Thus Inflation is unjust and Deflation is inexpedient. Of the two perhaps Deflation is, if we rule out exaggerated inflations such as that of Germany, the worse; because it is worse, in an impoverished world, to provoke unemployment than to disappoint the rentier.

Keynes, »Social Consequences of Changes in the Value of Money« (1923), Essays, S. 102f.

 

In seinem Essay zu den sozialen Konsequenzen der Änderungen des Geldwertes erläuterte Keynes, dass von einer Deflation nur die Klasse der Rentiers profitiert, während Arbeiter wie Händler, Fabrikanten, Investoren und Bauern die gewaltigen Nachteile hinnehmen müssen:

 

Die grundsätzlichen Argumente gegen Deflation fallen unter zwei Gesichtspunkte.

An erster Stelle ist Deflation unerwünscht, weil sie, was immer schädlich ist, eine Änderung der geltenden Kaufkraft bewirkt und in ungerechter Weise Reichtum umverteilt, sowohl bezüglich des Wirtschaftsgeschehens wie der sozialen Stabilität. Preissenkung, wie wir bereits gesehen haben, beinhaltet eine Übertragung von Reichtum vom Rest der Gesellschaft zur Klasse der Rentiers und zu allen Eigentümern von Ansprüchen auf Geld; gerade so, wie Inflation das Gegenteil bewirkt. Genauer gesagt beinhaltet sie eine Übertragung von allen Schuldnern, also von Händlern, Fabrikanten und Farmern, zu den Gläubigern, von den Aktiven zu den Inaktiven.

Aber während das Auspressen der Steuerzahler zur Bereicherung der Rentiers das hauptsächlichste Ergebnis ist, haben wir eine weitere, viel gewaltsamere Störung in der Übergangszeit. Die Politik eines stetigen Anhebens der Kaufkraft der Währung eines Landes um beispielsweise 100 Prozent über ihre aktuelle Kaufkraft läuft für jeden Händler und Fabrikanten auf die Ankündigung hinaus, dass auf einige Zeit seine Waren und Rohstoffe stetig in seinem Bestand an Wert verlieren, und für jeden, der sein Geschäft mit geliehenem Geld finanziert, dass er früher oder später 100 Prozent seiner Verbindlichkeiten verliert (denn er muss real gerechnet doppelt so viel zurückzahlen, als er geliehen hat). Moderne Unternehmen, hauptsächlich mit geliehenem Geld ausgeführt, müssen durch einen derartigen Prozess fast unvermeidlich zum Stillstand kommen. Es wird im Interesse jedes Unternehmers sein, für die kommende Zeit sein Geschäft einzustellen, und eines jeden, der eine Investition plant, seine Aufträge so lange wie möglich aufzuschieben. Der Klügste wird derjenige sein, der seine Anlagen zu Geld macht, sich den Risiken und Anstrengungen jeder Aktivität entzieht und in ländlicher Abgeschiedenheit die versprochene stetige Wertsteigerung seines flüssigen Geldes abwartet. Die Erwartung einer vielleicht eintretenden Deflation ist schlimm genug; eine sichere Erwartung ist verheerend.

 

The simple arguments against Deflation fall under two heads.

In the first place, Deflation is not desirable, because it effects, what is always harmful, a change in the existing Standard of Value, and redistributes wealth in a manner injurious, at the same time, to business and to social stability. Deflation, as we have already seen, involves a transference of wealth from the rest of the community to the rentier class and to all holders of titles to money; just as Inflation involves the opposite. In particular it involves a transference from all borrowers, that is to say from traders, manufacturers, and farmers, to lenders, from the active to the inactive.

But whilst the oppression of the taxpayer for the enrichment of the rentier is the chief lasting result, there is another, more violent, disturbance during the period of transition. The policy of gradually raising the value of a country`s money to (say) 100 per cent above its present value in terms of goods amounts to giving notice to every merchant and every manufacturer, that for some time to come his stock and his raw materials will steadily depreciate on his hands, and to every one who finances his business with borrowed money that he will, sooner or later, lose 100 per cent on his liabilities (since he will have to pay back in terms of commodities twice as much as he has borrowed). Modern business, being carried on largely with borrowed money, must necessarily be brought to a standstill by such a process. It will be to the interest of everyone in business to go out of business for the time being; and of everyone who is contemplating expenditure to postpone his orders so long as he can. The wise man will be he who turns his assets into cash, withdraws from the risks and the exertions of activity, and awaits in country retirement the steady appreciation promised him in the value of his cash. A probable expectation of Deflation is bad enough; a certain expectation is disastrous.

Keynes, »Social Consequences of Changes in the Value of Money« (1923), Essays, S. 189f.

 

In seinem Essay gegen die Rückkehr zum Goldstandard durch Churchill lässt Keynes seinen Ärger deutlich erkennen:

 

Aber ich glaube, dass Mr. Churchills Experten auch die technischen Schwierigkeiten nicht verstanden und unterschätzten, eine allgemeine Senkung der internationalen Geldpreise zu bewirken. Wenn wir die Kaufkraft des Sterling um 10 Prozent erhöhen, übertragen wir etwa 1.000.000.000 Pfund in die Taschen der Rentiers aus den Taschen der übrigen von uns und wir erhöhen die reale Last der Staatsschulden um etwa 750.000.000 Pfund… Ich vermute, dass die Geister seiner Berater noch immer in der akademischen Phantasiewelt hausen, bevölkert von Wirtschaftsredakteuren der City of London, Mitgliedern von Cunliffe- und Währungs-Komitees und dergleichen mehr, in der die notwendigen Anpassungen »automatisch« auf eine »gesunde« Politik der Bank von England folgen.

 

But I think that Mr. Churchill`s experts also misunderstood and underrated the technical difficulty of bringing about a general reduction of internal money values. When we raise the value of sterling by 10 per cent we transfer about £1,000,000,000 into the pockets of the rentiers out of the pockets of the rest of us, and we increase the real burden of the National Debt by some £750,000,000… I think that the minds of his advisers still dwelt in the imaginery academic world, peopled by City editors, members of Cunliffe and Currency Committees et hoc genus omne, where the necessary adjustments follow »automatically« from a »sound« policy by the Bank of England.

Keynes, »The Economic Consequences of Mr. Churchill« (1925), Essays, S. 250f.

 

Im Jahr 1925, dem Jahr der Rückkehr Englands zum Goldstandard, hat Keynes die Konsequenzen einer Deflationspolitik ganz drastisch geschildert, dass nämlich Krise und Massenarbeitslosigkeit die konkreten Mittel der Deflationspolitik sein werden:

 

Die Bank von England ist gezwungen, den Kredit nach allen Spielregeln des Goldstandards zu beschränken. Sie handelt damit gewissenhaft und »gesund«. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass eine harte Krediteinschränkung – und niemand wird leugnen, dass die Bank das macht – notwendig die Verschärfung der Arbeitslosigkeit unter den gegenwärtigen Umständen dieses Landes beinhaltet. Was wir brauchen, um heute wieder zu Wohlstand zu kommen, ist eine großzügige Kreditpolitik. Wir wollen Geschäftsleute ermutigen, neue Unternehmen zu beginnen, nicht, wie wir es tun, sie abschrecken. Deflation senkt die Löhne nicht »automatisch«. Sie senkt sie durch die Verursachung von Arbeitslosigkeit. Die eigentliche Aufgabe von knappem Geld ist es, einen beginnenden Boom zu hemmen. Wehe denen, die sich durch ihre Überzeugung dazu verleiten lassen, es zur Verschärfung einer Depression zu benutzen.

 

The Bank of England is compelled to curtail credit by all the rules of the gold standard game. It is acting conscientiously and »soundly« in doing so. But this does not alter the fact that to keep a tight hold on credit – and no one will deny that the Bank is doing that – necessarily involves intensifying unemployment in the present circumstances of this country. What we need to restore prosperity to-day is an easy credit policy. We want to encourage business men to enter on new enterprises, not, as we are doing, to discourage them. Deflation does not reduce wages »automatically«. It reduces them by causing unemployment. The proper object of dear money is to check an incipient boom. Woe to those whose faith leads them to use it to aggravate a depression.

Keynes, »The Economic Consequences of Mr. Churchill« (1925), Essays, S. 259.

 

Im Jahr 1925 fragt Keynes noch, ob die Öffentlichkeit eine brutale Krise zur Durchsetzung der Deflationsziele dulden wird, vor allem die vorsätzliche Erzeugung von Massenarbeitslosigkeit. Das war selbstverständlich nicht mehr so einfach durchsetzbar, wie einst noch nach dem Krieg gegen Napoleon. Daher dauerte der Beginn der Deflationspolitik noch bis 1929 und Keynes selbst wurde damals von der Krise überrascht und war zunächst an der Börse falsch investiert. Aber wie leicht das Publikum zu täuschen sein würde, hat er doch richtig geahnt:

 

Die Frage ist, wie weit die öffentliche Meinung so eine Politik zulassen wird. Es würde der Regierung politisch unmöglich sein einzugestehen, dass sie vorsätzlich die Arbeitslosigkeit verschärft hat, sogar wenn die Mitglieder des Währungs-Komitees ihr ein Argument dafür liefern. Andererseits ist es möglich, dass eine Deflation ihre Folgen bewirkt, ohne bemerkt zu werden. Deflation, sobald sie einmal auch noch so gering beginnt, verstärkt sich fortschreitend. Sobald der Pessimismus allgemein die Geschäftswelt beherrscht, kann der daraus folgende stockende Geldumlauf die Deflation ein großes Stück weiter bringen, ohne dass die Bank den Zinssatz erhöhen oder die Einlagen [Deposits? Vermutlich meinte Keynes die eingeräumten Kredite] senken müsste. Und weil dem Publikum besondere Gründe immer eher einleuchten als logische Zusammenhänge, wird die Depression auf die ökonomischen Streitpunkte, die sie begleiten, zurückgeführt werden, auf den Dawes Plan, auf China, auf die unvermeidbaren Folgen des Großen Krieges, auf Zölle, auf hohe Steuern, auf alles in der Welt außer auf die grundsätzliche Geldpolitik, die das ganze Geschehen in Gang gesetzt hat.

 

The question is how far public opinion will allow such a policy to go. It would be politically impossible for the Government to admit that it was deliberately intensifying unemployment, even though the members of the Currency Committee were to supply them with an argument for it. On the other hand, it is possible for Deflation to produce its effects without being recognized. Deflation, once started ever so little, is cumulative in its progress. If pessimism becomes generally prevalent in the business world, the slower circulation of money resulting from this can carry Deflation a long way further, without the Bank having either to raise the bank-rate or to reduce its deposits. And since the public always understands particular causes better than general causes, the depression will be attributet to the industrial disputes which will accompany it, to the Dawes Scheme, to China, to the inevitable consequences of the Great War, to tariffs, to high taxation, to anything in the world except the general monetary policy which had set the whole thing going.

Keynes, »The Economic Consequences of Mr. Churchill« (1925), Essays, S. 263f.

 

Keynes hat dann, als es so weit war, selbstverständlich schneller als die breite Öffentlichkeit das Ausmaß der geplanten Krise gesehen:

 

Die Welt hat erst langsam verstanden, dass wir dieses Jahr im Schatten einer der größten ökonomischen Katastrophen der modernen Geschichte leben.

 

The world has been slow to realize that we are living this year in the shadow of one of the greatest economic catastrophes of modern history.

Keynes, »The Great Slump of 1930« (1930), Essays, S. 135.

 

Keynes versuchte 1930 wieder, vor den Folgen der Deflation zu warnen. Wie weit er damit Erfolg hatte, lässt sich kaum beurteilen, aber seine Äußerungen und Artikel in der Presse sollen maßgeblich dazu geführt haben, dass der Bank von England schon 1931 das Gold ausging. Das war das Ende des Goldstandards und der Deflationspolitik für den Sterling-Block aus Großbritannien und mehreren sich der Abwertung des Sterling anschließenden Staaten bereits zum Jahresende 1931.

 

Mehr noch, auch wenn wir vielleicht erfolgreich den Stand der Produktion wieder herstellen auf dem niedrigeren Niveau der Nominallöhne entsprechend (sagen wir) dem Preisniveau vor dem Krieg, wären unsere Probleme nicht gelöst. Denn seit 1914 wurde eine gewaltige Last von Schulden aufgenommen, sowohl national wie international, die in Geldsummen festgesetzt ist. Daher lässt jeder Fall der Preise diese Schuldenlast steigen, weil sie den Wert des Geldes steigen lässt, in dem sie festgelegt ist. Wenn wir beispielsweise auf das Niveau der Preise vor dem Krieg zurück kommen wollten, würden die britischen Staatsschulden um 40 Prozent höher als 1924 und doppelt so hoch als 1920 sein; der Young Plan würde weit schwerer auf Deutschland lasten als der Dawes-Plan, zu dem man sich darauf geeinigt hat, dass er nicht erfüllt werden konnte; die Verschuldung gegenüber den Vereinigten Staaten durch deren Verbündete im Großen Krieg würde 40-50 Prozent mehr an Gütern und Dienstleistungen entsprechen als zu dem Datum, als die Vereinbarungen getroffen wurden; die Verpflichtungen von Schuldnerstaaten wie denen von Südamerika und Australien würden unerfüllbar werden ohne eine Verringerung ihres Lebensstandards zum Wohl ihrer Kreditgeber; Landwirtschaft und Haushalte quer durch die Welt, die Hypotheken aufgenommen haben, würden sich als das Opfer ihrer Gläubiger erleben. In einer solchen Lage muss es zweifelhaft sein, ob die nötigen Anpassungen noch zur rechten Zeit vorgenommen werden können, um eine Serie von Bankrotten, Säumnissen bei der Zahlung und Zahlungsverweigerungen zu verhindern, welche die kapitalistische Ordnung bis auf ihre Grundmauern erschüttern würden. Dies würde ein fruchtbarer Boden für Agitation, Aufruhr und Revolution.

 

Moreover, even if we were to succeed eventually in re-establishing output at the lower level of money-wages appropriate to (say) the pre-war level of prices, our troubles would not be at an end. For since 1914 an immense burden of bonded debt, both national and international, has been contracted, which is fixed in terms of money. Thus every fall of prices increases the burden of this debt, because it increases the value of the money in which it is fixed. For example, if we were to settle down to the pre-war level of prices, the British National Debt would be nearly 40 per cent greater than it was in 1924 and double what it was in 1920; the Young Plan would weigh on Germany much more heavily than the Dawes Plan, which it was agreed she could not support; the indebtedness to the United States of her associates in the Great War would represent 40-50 per cent more goods and services than at the date when the settlements were made; the obligations of such debtor countries as those of South America and Australia would become insupportable without a reduction of their standard of life for the benefit of their creditors; agriculturists and householders throughout the world, who have borrowed on mortgage, would find themselves the victims of their creditors. In such a situation it must be doubtful whether the necessary adjustments could be made in time to prevent a series of bankruptcies, defaults, and repudiations which would shake the capitalist order to its foundations. Here would be a fertile soil for agitation, seditions, and revolution.

Keynes, »The Great Slump of 1930« (1930), Essays, S. 138f.

 

Keynes macht sofort die hohen Zinsen für die Krise verantwortlich und fordert 1930 Zinssenkungen:

 

Keynes appellierte an die Zentralbanken, deren entschlossenes Handeln die Krise sofort beenden könnte (auch wenn das breite Publikum dies nicht ahnte und um die Zusammenhänge nicht wissen konnte):

 

Aber niemand kann den ersten Schritt tun außer den Verantwortlichen der Zentralbanken der wichtigsten Gläubigerstaaten; noch kann irgendeine Zentralbank isoliert genug unternehmen. Entschlossenes Handeln durch die Federal Reserve Banks der Vereinigten Staaten, die Bank von Frankreich und die Bank von England würde mehr bewirken, als die meisten Bürger bereitwillig glauben werden, welche die Symptome oder häufigen Begleiterscheinungen mit der Krankheit selbst verwechseln.

 

But no one can take the first step except the central banking authorities of the chief creditor countries; nor can any one Central Bank do enough acting in isolation. Resolute action by the Federal Reserve Banks of the United States, the Bank of France, and the Bank of England might do much more than most people, mistaking symptoms or aggravating circumstances for the disease itself, will readily beliefe.

Keynes, »The Great Slump of 1930« (1930), Essays, S. 146.

 

In seinem 1930 erschienenen Werk „Treatise on Money“, 1931 in Deutsch „Vom Gelde“, machte Keynes die Hochzinspolitik und nicht vorrangig den Börsencrash für die Weltwirtschaftskrise verantwortlich:

 

Somit schreibe ich den Niedergang von 1930 in erster Linie den verheerenden Wirkungen der langen Periode teuren Geldes, die dem Zusammenbruch der Aktienmärkte voraufging, auf die Investitionstätigkeit zu und erst in zweiter Linie dem Zusammenbruch selbst. Nachdem jedoch der Zusammenbruch eingetreten war, verschärfte er die Lage besonders in den Vereinigten Staaten außerordentlich, indem er einen Abbau des Betriebskapitals verursachte. Außerdem förderte er die Entstehung einer Gewinndeflation noch auf zwei anderen Wegen, durch eine Entmutigung der Investitionstätigkeit und durch eine Ermutigung der Spartätigkeit.

Keynes, Vom Gelde, Duncker und Humblot, Berlin 1983, S. 456

 

In der ganzen Nachkriegszeit waren für Keynes die Zinsen zu hoch gewesen:

 

Die auffallendste Veränderung der Investitionsfaktoren in der Nachkriegszeit, verglichen mit den Verhältnissen der Vorkriegszeit, ist in dem hohen Strand des Marktzinses zu erblicken. Sehr stark verallgemeinernd kann man sagen, dass der langfristige Zinssatz heute um 50% höher liegt als vor 20 Jahren.

Keynes, a.a.O., S 602

 

Seine Aussage widerspricht den Behauptungen der Neoliberalen, in den 1920er Jahren wären die Zinsen zu niedrig gewesen und hätten zu einer künstlich verstärkten Konjunktur geführt. Keynes forderte nach den ersten Verheerungen der deflationären Depression - die Preise für Massenware an landwirtschaftlichen Erzeugnissen von Weizen, Kaffee, Baumwolle, Seide und Rohstoffen wie Kupfer, Zinn, Kautschuk waren schon um ein Drittel gefallen, der Produktionsindex der USA war um 20% gefallen, in England, USA und Deutschland waren bereits 10 Millionen Arbeiter erwerbslos - die Senkung der Zinsen:

 

Die Bank von England und das Bundesreserveamt könnten auf ihre Mitgliedsbanken einen Druck ausüben, um etwas zu erreichen, was diesen Banken, wenn sie alle gemeinsam handelten, zu ihrem privaten Nutzen gereichen würde, nämlich die Senkung des Zinssatzes, den sie Einlegern gewähren, auf einen sehr niedrigen Stand, sagen wir 1/2%. Gleichzeitig sollten diese beiden Institutionen in ihrer Diskontpolitik und in ihrer Offenen-Markt-Politik bis zum äußersten gehen, nachdem sie vorher übereingekommen sind, Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, daß Schwierigkeiten auf Grund internationaler Goldbewegungen eine solche Politik durchkreuzen. Das heißt, sie sollten sich zusammentun, um einen sehr niedrigen kurzfristigen Zinsfuß aufrechtzuerhalten und langfristige Effekten zu kaufen, entweder gegen eine Ausdehnung des Zentralbankgeldes oder gegen den Verkauf von kurzfristigen Effekten, bis der kurzfristige Markt gesättigt ist.

Keynes, a.a.O. S. 609


Im Oktober 1931, England und die Länder des Sterling-Blocks hatten im September 1931 den Goldstandard aufgegeben, schrieb Keynes im Vorwort zur 1932 erschienen deutschen Ausgabe, dass er ursprünglich beim Verfassen des Buches erwartet hatte, dass die Anhänger des Goldstandards eine vernünftige Politik betreiben würden:

 

Aber ich schrieb auch (S. 534), daß "die Entwicklung ganz anders verlaufen kann. Die Freunde des Goldes werden sich äußerst klug und gemäßigt verhalten müssen, wenn sie eine Revolution vermeiden wollen". Tatsächlich sind sie weit davon entfernt gewesen, sich klug oder gemäßigt zu verhalten, und jetzt stehen wir mitten in der Revolution. Bei der Niederschrift dieser Zeilen erscheint es fast als möglich, daß das ganze System der Goldwährung zusammenbricht.

Keynes, a.a.O. Vorwort S. VIII

 

Keynes machte also ganz deutlich die Anhänger des Goldstandards für die Verheerungen der Weltwirtschaftskrise als Folge des unklugen und unmäßigen Verhaltens der maßgeblichen Kräfte des Finanzsystems verantwortlich.

 

Im Jahr 1931 beschreibt Keynes in einer Radiosendung das ganze Elend der von dieser Deflationspolitik ausgelösten Not auf der Erde:

 

In den drei wichtigsten Industriestaaten der Welt, Großbritannien, Deutschland und den Vereinigten Staaten, schätze ich, dass vermutlich 12.000.000 Industriearbeiter freigesetzt sind. Aber ich bin mir nicht sicher ob heute nicht noch mehr menschliches Elend in den großen landwirtschaftlichen Staaten herrscht – Kanada, Australien und Südamerika, wo sich Millionen kleiner Farmer ruiniert sehen durch den Fall der Preise für ihre Erzeugnisse, so dass ihre Erlöse nach der Ernte ihnen viel weniger einbringen, als sie die Feldfrüchte zu produzieren gekostet hat. Denn der Fall in den Preisen der großen Hauptprodukte der Welt wie Weizen, Wolle, Zucker, Baumwolle und natürlich noch vieler anderer Waren war einfach katastrophal. Die meisten dieser Preise sind nun unter ihrem Vorkriegsstand; jedoch die Kosten, wie wir alle wissen, bleiben weit über ihrem Vorkriegsstand. Vor einer oder zwei Wochen, so wurde berichtet, wurde Weizen in Liverpool zum niedrigsten Preis verkauft, der jemals aufgezeichnet wurde seit der Zeit von Charles II. vor über 250 Jahren. Wie ist es möglich für Farmer, unter solchen Bedingungen zu leben? Natürlich ist es unmöglich.

 

In the three chief industrial countries of the world, Great Britain, Germany, and the United States, I estimate that probably 12,000,000 industrial workers stand idle. But I am not sure that there is not even more human misery to-day in the great agricultural countries of the world – Canada, Australia, and South America, where millions of small farmers see themselves ruined by the fall in the prices of their products, so that their receipts after harvest bring them in much less than the crops have cost them to produce. For the fall in the prices of the great staple products of the world such as wheat, wool, sugar, cotton, and indeed most other commodities has been simply catastrophic. Most of these prices are now below their pre-war level; yet costs, as we all know, remain far above their pre-war level. A week or two ago, it is said, wheat in Liverpool sold at the lowest price recorded since the reign of Charles II. More than 250 years ago. How is it possible for farmers to live in such conditions? Of course it is impossible.

Keynes, »Saving and Spending« (Jan. 1931, A Broadcast Address), Essays, S. 148f.


Gegen den inzwischen aufgekommenen Verdacht, dass die Große Depression die Folge einer Bankiersverschwörung sei, behauptete Keynes, dass die Bankiers blind und ihre Ökonomen Dummköpfe wären:

 

Banken und Bankiers sind von Natur aus blind. Sie haben nicht gesehen, was sich ereignen würde. Einige von ihnen haben ihn sogar begrüßt, den Fall der Preise auf den Stand von vor dem Krieg, den sie in ihrer Unschuld als das gerechte und »natürliche« und unvermeidbare Niveau erachteten, um es so zu sagen, das Niveau der Preise, an das ihre Geister in ihren prägenden Jahren gewöhnt wurden. In den Vereinigten Staaten beschäftigen einige von ihnen sogenannte »Ökonomen«, die uns sogar noch heute erzählen, dass unsere Probleme aus der Tatsache folgen, dass die Preise einiger Güter und Dienste immer noch nicht weit genug gefallen wären, unbekümmert um den offensichtlichen Umstand, dass ihr Rezept, wenn es angewandt werden könnte, eine Gefahr für die Zahlungsfähigkeit ihres Instituts wäre.

 

Banks and bankers are by nature blind. They have not seen, what was coming. Some of them have even welcomed the fall of prices towards what, in their innocence, they have deemed the just and »natural« and inevitable level of pre-war, that is to say, to the level of prices to which their minds became accustomed in their formative years. In the United States some of them employ so-called »economists« who tell us even to-day that our troubles are due to the fact that the prices of some commodities and some services have not yet fallen enough, regardless of what should be the obvious fact that their cure, if it could be realised, would be a menace to the solvency of their institution.

(Keynes, »The Consequences to the Banks of the Collapse of Money Values« (Aug. 1931), Essays, S. 176).

 

 

Der Macmillan Report:

 

Die britische Regierung hatte gleich nach dem Börsencrash das Macmillan Committee eingesetzt, das die Ursachen der Depression untersuchen sollte. Es ging besonders um die Frage, ob und wie das Banken- und Finanzsystem die britische Industrie und den Handel fördere oder behindere. Dem Komitee gehörte außer Keynes auch der ehemalige Schatzkanzler und damalige Chef der Midland Bank Reginald McKenna an, der wie Keynes ein Gegner des Goldstandards war. 

 

Im Juni 1931 erschien der Macmillan Report (archive.org), in dem sich Keynes gegen die Treasury View durchgesetzt hatte. Die Treasury View war die Behauptung, dass nur durch die Rückkehr zum Goldstandard die britische Industrie und der internationale Handel der Briten wieder wie vor dem Krieg aufblühen könnten. Der Macmillan Report wollte zwar den Goldstandard noch nicht aufgeben, aber er führte den Goldstandard und die Deflation der Preise als die hauptsächliche Ursache der Krise an und forderte von der Bank von England in enger Zusammenarbeit mit den anderen Zentralbanken geldpolitische Maßnahmen, um das internationale Preisniveau wieder auf den Stand von 1928 anzuheben und auf diesem Level zu halten:

 

The fall in wholesale commodity prices has adversely affected shareholders and entrepreneurs and has led to an increase in unemployment. A rise in prices, however, would transfer purchasing power from those in receipt of fixed income to the shareholder and entrepreneur and those whose employment ist invreased. Moreover, it would lead to a decrease in the burden of war debts.

 

Hence, the Committee concludes that the International Price Level should be forced up to the 1928 level by the Bank of England and other central banks working in the closest co-operation. Although this clearly involves a system of international currency management, and manifold difficulties which only experience can solve, it should, nevertheless, be "the prime object of international statesmanship" to attain the new level of prices and, having achieved it, to maintain it with as much stability as possible.

Summary of the Macmillan Report (S. 4)

 

Die geforderte Zusammenarbeit der Zentralbanken zur Anhebung des internationalen Preisniveaus gelang jedoch nicht. Vor allem in den USA bestimmten bis 1933 die Deflationisten die Geldpolitik und Frankreich hortete Gold und verschärfte damit die Probleme aller anderen Länder im Goldstandard. Mit der Aufgabe des Goldstandards im September 1931 konnte der Sterling Block die deflationäre Depression durch die Abwertung gegen das Gold und damit die im Goldstandard verbliebenen Länder beenden.

 

Dem Report wurden zusätzliche Erklärungen mehrerer Komissionsmitglieder angefügt, die noch deutlichere Aussagen enthalten. Zum Beispiel heißt es im ersten Absatz des "Addendum I." auf Seite 12:

 

ADDENDUM I. 

Signed by Sir Thomas Allen and Messrs. Ernest Bevin, J. M. 
Keynes, R. McKenna, J. Prater Taylor, A. A. G. Tulloch. 

The signatories to this Addendum recall that in the Main Report 
it is recognised that the remedies for the world depression lie in an 
expansion of purchasing power ; in the encouragement of borrowing 
if necessary under guarantees; in a reduction in the cost of both long- 
terra and short-term credit ; and in the encouragement of enterprise 
and investment. 

 

Die Bevölkerungsentwicklung in den USA

Sie sehen hier in der Statistik von 1950 den schweren Einbruch der Bevölkerung genau ab dem Beginn der Krisenjahre nach 1929. Ab dem Kriegsbeginn 1940 geht die Entwicklung der Bevölkerung wieder auf den normalen Stand zurück und schrumpft nicht länger, sondern steigt trotz Krieg.

 

Gegenüber der ursprünglichen Dynamik der Bevölkerungsentwicklung haben die USA in den Jahren 1930 bis 1940 mehr als 8 Millionen Menschen verloren. Das zeigt nur annähernd den vorzeitigen Tod von Menschen während der Weltwirtschaftskrise, ohne die auch die Zahl der über 60-jährigen Bürger wohl wesentlich höher im Jahr 1950 gewesen wäre. Alte und Kinder sind immer besonders betroffen.

 

Ein Teil des Bevölkerungsrückgangs ist allerdings auch durch die in den Jahren der Weltwirtschaftskrise stagnierende Migration verursacht.

 

Offizielle Untersuchungen zu den Auswirkungen der Krise auf die Bevölkerung fehlen leider nicht nur für die USA.

 

 

Keynes und die Cambridge Apostel

Die wichtige Frage, warum Keynes während der Weltwirtschaftskrise und danach in Cambridge keinen großen Kreis mit begeisterten Studenten und Anhängern um sich schuf, die später seine Lehre hätten bewahren und in die Welt hinaus tragen können, harrt in einem Agententhriller ihrer Lösung. Der Thriller ist wichtig: Nur deshalb, weil Keynes unter seinen Aposteln keine wirklichen Anhänger fand, konnte seine Lehre sofort von Hicks und Samuelson gekapert und bis heute verfälscht werden.

 

Die Cambridge Apostles wurden weltweit bekannt durch einen Spionagering aus einflussreichsten Persönlichkeiten, die für die Sowjetunion gearbeitet haben:

 

Kim Philby, MI6-Officer und Journalist

Guy Burgess, ein MI6-Officer und Sekretär des stellvertretenden Außenministers

Anthony Blunt, Kunsthistoriker und Doppelagent (MI6 und KGB-Spion)

Donald MacLean, hochrangiger Beamter des Außenministeriums

Michael Straight, publisher of The New Republic magazine

 

Weitere Personen bleiben bis heute das Thema von Spekulationen, unter den Verdächtigen sind auch Ludwig Wittgenstein, der 1935 Russland bereiste, und Victor Rothschild, in dessen Haus einige dieser Apostel verkehrten und wohnten, die in sehr engen Beziehungen zu den oben genannten Personen standen, wie allerdings auch Keynes selbst.

 

Writers have accused several other Apostles of being witting Soviet agents. Roland Perry in his book, The Fifth Man (London: Pan Books, 1994) makes a circumstantial case against Victor Rothschild, 3rd Baron Rothschild, who was a friend to both Burgess and Blunt. The espionage historian John Costello in The Mask of Treachery (London: William Collins & Sons, 1988) points a finger at the mathematician Alister Watson. Kimberley Cornish, in his controversial The Jew of Linz (London: Century, 1998), makes the rather extravagant claim that Ludwig Wittgenstein was the "éminence grise" of the Cambridge spies. (Wikipedia)


Die Begeisterung für Stalin statt für Keynes wurde bei den Cambridge Aposteln vermutlich ganz gezielt geschürt, um die Bildung eines einflussreichen Kreises von Anhängern der Lehre von John Maynard Keynes zu verhindern. Das erklärt die Schwärmerei des Ludwig Wittgenstein für die UDSSR oder gar den engen Umgang eines Victor Rothschild mit einem Moskauer Agentennetz. Seinerzeit wunderte man sich, warum Ludwig Wittgenstein einige seiner Freunde ermunterte, am spanischen Bürgerkrieg teilzunehmen, wo sie dann ihr Leben verloren, und andere dazu brachte, ihre wissenschaftliche Karriere zu opfern, um die reine Luft des Proletariats zu atmen. Aber das eigentliche Ziel war wohl, begabte Studenten aus dem Umkreis von Keynes zu entfernen, ob sie Agenten für Moskau wurden, in Spanien ihr Leben verloren oder nur ihre Karriere opferten, war egal.

 

Victor Rothschild, a member of the famous banking dynasty, was born in 1910. A talented scientist, Rothschild joined MI5 during the Second World War. This included working with Arthur Koestler to produce anti-Nazi propaganda. In 1940 Rothschild suggested that Anthony Blunt should be invited to join the secret service. He also rented a house to his friend Guy Burgess.

After the liberation of France Rothschild worked with Dick White, Kim Philby and Malcolm Muggeridge at the MI6 offices established at the Rothschild family mansion in Paris.

(Spartacus Educational)

 

Das Spiel wurde später mit den Neomarxisten der 68-er Jahre wiederholt. Die Studenten glaubten, dass Keynes doch nur den blöden Kapitalismus retten wollte, es nun aber darum ginge, die nach Marx unvermeidbare Krise des Kapitalismus für die Weltrevolution zu benutzen. Keynes war wohl zu gutmütig und naiv im Umgang mit den Kreisen von Rothschild und Wittgenstein und schrieb sogar an den russischen Botschafter in London, um Ludwig Wittgenstein für seinen Besuch der UDSSR zu empfehlen.

 

Der englische König Georg V. hatte bereits im Jahr 1925 von der Universität Cambridge Auskunft verlangt, warum die Erstsemester im Fach Ökonomie von einem Marxisten indoktriniert wurden (Kimberley Cornish, Hamburg 1998, S. 120). Das war die Zeit, in der Keynes seine Essays gegen den Goldstandard publizierte.

 

Maurice Herbert Dobb (24 July 1900 – 17 August 1976) was a British economist at Cambridge University and a Fellow of Trinity College, Cambridge. He is remembered as one of the pre-eminent Marxist economists of the 20th century.

... Dobb's house, "St Andrews" in Chesterton Lane, was a frequent meeting place for Cambridge communists that it was known locally as "The Red House". ...

... In 1920 Dobb joined the Communist Party and in the 1930s was central to the burgeoning Communist movement at the university. One of his recruits was Kim Philby, who later became a high-placed mole within British intelligence. It has been suggested that Dobb was a "talent-spotter" for the Comintern.

 

Keynes hatte sich die Kuckuckseier selber ins Nest gesetzt - man kannte seine Gefühle für junge Männer gut und nutzte sie aus:

 

When Dobb’s turn came to present, he delivered an ardent defense of Marx’s economics. Keynes shredded him in the subsequent discussion but admired the young man’s audacity. A few years later, after Dobb had finished a PhD at the London School of Economics, Keynes helped secure him a post at Cambridge. When Keynes travelled to Moscow, Dobb came along as his companion.

Maurice Dobb was one of Keynes’ favorite students.


Maurice Dobb wollte die Lehre von Keynes nie verstehen und hat wohl bei den Studenten in Cambridge gezielt für Verwirrung und Unverständnis gesorgt. Doch Keynes war ein naiver Ehrenmann, der sich vermutlich gar nicht vorstellen konnte, wozu solche Leute fähig sind, für deren Karriere er sich noch eingesetzt hatte.

 

 

 

Ralph G. Hawtrey kritisiert die Bank von England

 

Ralph George Hawtrey - einer der zu Unrecht vergessenen Ökonomen - war ein Freund von John Maynard Keynes und von 1904-45 ein führender Mitarbeiter des britischen Schatzamts. Er machte die restriktive Geldpolitik vor allem der Bank von England für die Große Depression verantwortlich, wie die folgenden Zitate (zuerst meine Übersetzung, dann das Original) belegen:


Als der Einbruch kam im Oktober 1929, wurde die Bankrate gesenkt. Aber sie ging nicht herunter auf 5 Prozent bis Dezember, noch unter 5 Prozent bis Februar 1930. Die Rate von 3½ Prozent, die man als den Beginn von »billigem Geld« ansehen mag, wurde nicht vor dem 20. März erreicht, zwanzig Wochen nach der ersten Senkung von den 6½ Prozent zuvor.

Eine so lange Verzögerung steht in auffallendem Kontrast zu den schnellen Wechseln von knappem Geld zu billigem Geld, die für fast ein halbes Jahrhundert vor dem Krieg praktiziert worden waren. Als die Bankrate auf 3 Prozent gesunken war, im May 1930, hatte die Depression ihren ausschlaggebenden und schrecklichen Einfluss nicht nur auf England, sondern auf die ganze Welt.

 

When the break came in October, 1929, bank rate was reduced. But it did not get down to 5 per cent. till December, nor below 5 per cent. till February, 1930. The rate of 3½ per cent. which may be regarded as the beginning of «cheap money” was not reached till the 20th March, twenty weeks after the first reduction from 6½ per cent.

So long a delay is in conspicuous contrast with the prompt transitions from dear money to cheap money that had been practiced for nearly half a century before the war. By the time bank rate came down to 3 per cent. In May, 1930, the depression had gained a decisive and terrible hold not only upon England but upon the entire world.


Hawtrey, Trade Depression and the Way Out, London 1933, S. 27

 

Sobald die Geldpolitik die Depression und vor allem die Deflation der Preise verursacht hatte, brauchte die Geldpolitik nicht länger sichtbar restriktiv zu bleiben. Man konnte vor dem Publikum auf die doch niedrigen Zinsen verweisen, weil die fallenden Preise die niedrigen Nominalzinsen zu völlig überhöhte Realzinsen werden ließen.

 

Sobald die Depression die Welt im Griff hatte, brauchte es wenig unterstützende Taten, um ihren verheerenden Fortschritt zu sichern. Es mag einen gewaltigen Kampf brauchen, einen Mann in einen Teich zu werfen, jedoch sobald er darin ist, mag es ganz einfach sein, ihn jedesmal mit einem Stab zurückzustoßen, wenn er versucht herauszuklettern.  

 

The depression once securely fastened on the world, little positive action was required to maintain its disastrous progress. It may require a violent struggle to throw a man into a pond, and yet, once he is in, it may be quite easy to push him back with a pole every time he tries to climb out.


Hawtrey, »Trade Depression«, London 1933, S. 36. 

 

Hawtrey hat ganz deutlich darauf verwiesen, dass es keine aktuelle Inflation am Ende der 20er Jahre zu korrigieren gab. Die Inflation, die mit der Geldpolitik korrigiert werden sollte, war ja die über ein Jahrzehnt zurückliegende Inflation der Kriegsjahre gewesen:

 

Wenn wir eine Erklärung für die beispiellose Schwere der Depression suchen, werden wir sie vor allem in der Tatsache finden, dass die Krediteinschränkung von 1928-29 zu einer Zeit aufgebürdet wurde, als es keine Inflation zu korrigieren gab. Vergleichbar drastischen Krediteinschränkungen war die Welt bei verschiedenen Gelegenheiten in der Vergangenheit ausgesetzt gewesen, aber nur in Zeiten, in denen Kreditexpansion über Jahre Auftrieb gewonnen hatte und außer Kontrolle zu geraten drohte wie in 1906-7, in 1872-73, in1856-57 und, am deutlichsten sichtbar von allen, in 1920. Im Jahr 1929 war keine Inflation. Die Industrieproduktion hatte ein Maximum erreicht in den USA, aber die Preise waren nicht gestiegen und waren tatsächlich seit 1925 kräftig gefallen. Profite waren hoch und der resultierende, sensationelle Anstieg der Börsenkurse hatte zu einer Angst vor Inflation geführt und den Vorwand für die Krediteinschränkung unterstützt. Aber Inflation kann nur auf den Gütermärkten wirken. Ein Anstieg der Preise von Wertpapieren und Beteiligungen ist an sich kein Anlass für eine überzogene Güternachfrage. 

 

If we seek an explanation of the unparalleled severity of the depression, we shall find it primarily in the fact, that the credit restriction of 1928-29 was imposed at a time when there was no inflation to be corrected. Equally drastic credit restrictions had been imposed on the world on various occasions in the past, but only at times when credit expansion had been gaining impetus for years, and was threatening to get out of hand, as in 1906-7, in 1872-73, in 1856-57, and, most conspicuously of all, in 1920. In 1929 there was no inflation. Industrial activity hat attained a maximum in the United States, but prices had not been rising, and had indeed fallen substantially since 1925. Profits were high, and the resulting sensational rise in prices of stocks and shares had induced a fear of inflation, and supplied the pretext for the credit restriction. But inflation can only take effect in the commodity markets. A rise in prices of stocks and shares does nothing in itself to cause an excessive demand for commodities.


Hawtrey, »Trade Depression«, S. 34f. 

 

Hawtrey´s Theory of Business Cycle

Hawtreys Erklärung von Boom und Krise durch die Expansion und Kontraktion des Bankkredits anlässlich der Weltwirtschaftskrise ist selbstverständlich allgemein bekannt, aber nur den Eingeweihten und nicht den einfachen Studenten der VWL oder gar dem Publikum. Das folgende Zitat ist ein Beispiel dafür, wie noch die unnötige Thematik der Geldmenge und ihrer Umlaufgeschwindigkeit zur Verwirrung der Leser ergänzt wird, während in Wirklichkeit nur die großzügige oder restriktive Kreditpolitik (niedrige oder hohe Zinsen und lockere oder hohe Anforderungen an die Kreditwürdigkeit) durch das Bankensystem die Konjunktur steuert:

 

An increase in the supply of money (through expansion of bank credit) accompanied by an increase in its velocity of circulation initiates the period of prosperity. An increased money supply results in increased consumer`s outlays. And increased consumer`s outlays cause the upswing of the business cycle. On the contrary, a decrease in the supply of money (through contraction of bank credit) accompanied by a decrease in its velocity of circulation initiates the period of depression. A decreased money supply results in decreased consumer`s outlays. And decreased consumer`s outlays cause the downswing of the business cycle. Since the expansion and contraction of money supply is brought about through the expansion and contraction of bank credit, the banking system is, in fact, responsible for the operation of the business cycle.
R. Jayaprakash Reddy, Advanced Business Economics, New Delhi, 2004, S. 11

 

Ebenso beispielhaft betont Reddy gleich danach, dass Hawtreys Erklärung der Depression erstens die realwirtschaftlichen Ursachen der Konjunktur nicht beachte (zu Recht, die Depressionen haben keine realwirtschaftlichen, sondern nur monetäre Ursachen); zweitens wäre die Expansion oder Kontraktion des Kredits nicht die Ursache der Konjunktur, sondern deren Folge (Blödsinn); drittens könne die Expansion des Kredits die Konjunktur nicht beleben, denn wenn dies so wäre, könnte ja jedes Land einfach durch expansive Kreditpolitik die Depression beenden (ja, genau so war und ist es), während der Großen Depression hätten mehrere Staaten erfolglos versucht, mit einer expansiven Kreditpolitik die Konjunktur zu beleben (das muss Reddy geträumt haben); viertens wären die großen Firmen doch in der Lage, Investitionen aus ihren Gewinnen zu finanzieren und bräuchten gar keine Kredite (dafür brauchen deren Kunden Kredit zum Kauf zusätzlicher Güter), der Kredit würde also überschätzt (bestenfalls für Investitionen, aber nicht für die Güternachfrage); fünftens würde Hochzinspolitik keine Depression auslösen, wenn die Grenzproduktivität des Kapitals höher als die Zinsen wäre (ist aber nicht der Fall), weil die Geschäftsleute bei hohen Gewinnaussichten (haben sie aber bei Hochzinspolitik natürlich nicht) mit ihren Investitionen einfach fortfahren würden (tun sie aber bei Hochzinspolitik nicht). Die üblichen bescheuerten Einwände gegen die monetäre Krisentheorie, aber wenigstens hat Reddy diese überhaupt erwähnt; die meisten anderen "Ökonomen" schweigen Hawtrey einfach tot.

Gustav Cassel über den Goldstandard und die Krise

Einer der vielen und heute meist vergessenen Ökonomen, die wie Keynes schon in den 20er Jahren vor der kommenden Wirtschaftskrise gewarnt hatten, war der schwedische Ökonom Gustav Cassel (1866-1945). Er befürchtete frühzeitig eine Verknappung der Goldreserven und eine missbräuchliche Geldpolitik der Notenbanken, die einerseits Überschussreserven an Gold horten und andererseits durch Deflationspolitik die Wirtschaft abwürgen könnten.

 

Having repeatedly blamed the Federal Reserve in the past for its failure to share its gold reserves with the rest of the world, Cassel again took note of France, whose share of world gold reserves had soared from 7 percent in 1926 to nearly 20 percent in 1930: “It is especially remarkable that the Bank of France has consistently and quite unnecessarily acquired enormous amounts of gold without troubling in the least about the consequences which such a procedure was bound to have on the gold supply of the rest of the world.”

 

Cassel continued to hammer away at these themes in 1931. In January, in “The Shortage in the Supply of Money,” Cassel argued that the fall in prices was due entirely to the restriction in the supply of money due to increasing demand by central banks for gold cover. He dismissed the idea that the fall in prices was the inevitable consequence of overproduction; “there is no foundation for such fatalistic views.” Because monetary authorities can control the supply of money, there was no need to maintain a stringent policy simply to maintain an arbitrary cover ratio: “It is unreasonable to put a brake on the progress of the entire world economy simply because we cannot produce a corresponding supply of money.”

 

Douglas A. Irwin: Anticipating the Great Depression? Gustav Cassel’s Analysis of the Interwar Gold Standard (PDF)

 

Selbst ohne den Goldstandard offiziell aufzugeben, hätten die Notenbanken sich auf eine vernünftige Geldpolitik einigen können, um die Preise zu stabilisieren. Aber dies war ja eben nicht gewollt, gewusst hätte man es schon und gefordert wurde es von bekannten Persönlichkeiten wie Gustav Cassel in ihren Büchern und Zeitungsartikeln, sogar schon lange vor dem Beginn der Deflationären Depression.

 

Gustav Cassel machte vor allem die USA und Frankreich für die Verknappung des Goldes bei den anderen Notenbanken verantwortlich:

 

This underlying cause became effect when France, in 1928, entered the gold-standard system and began to draw gold to herself on a large scale, and when, at the same time, America ceased that exports of capital which previously had served to maintain equilibrium in her balance of payments. The consequence was such a drain on the gold reserves of other countries as to cause the breakdown of the international gold-standard system. The sudden increase in the value of gold meant a corresponding fall of the general price level of commodity prices, the effect of which was a general distrust and unwillingness to invest savings in production and a widespread incapacity of debtors – private and public – to meet their obligation, causing a further destruction of confidence . . . . This, in a few words, is the true exposition of what has happened and of what, in a period of some years, has brought the world’s economy to a crisis threatening to develop into a complete catastrophe. (a.a.O. S. 23)

 

Hawtrey und Cassel waren in den 1920er Jahren sehr einflussreiche Ökonomen, deren Warnungen vor einer durch den Goldstandard ausgelösten deflationären Depression der Weltwirtschaft auch Beachtung fanden. Das nachfolgend verlinkte Paper untersucht, was aus ihren Theorien wurde:

 

But, amazingly, altough Hawtrey and Cassel had warned almost ten years earlier that restoring the gold standard without limiting the international demand for gold would cause an economic disaster, and although they specifically warned against the actions of both the French and the American monetary authorities in the late 1920s that triggered the initial downturn, an continued to speak out against the monetary policies that intensified the Depression, their analysis of the Great Depression is now almost entirely forgotten. (Seite 2) 

What Ever Happened to Hawtrey and Cassel (PDF)

 

 

 

Robert Latham Owen

Der Senator Robert Latham Owen kritisierte bereits die restriktive Geldpolitik der FED zu Beginn der 20er Jahre und erklärte die Weltwirtschaftskrise 1929-33 mit der Geldpolitik der FED:

 

In the campaign of 1920, under the pretext of lowering the cost of living, those in charge of some of the largest banks demanded the contraction of credit and currency. This was done in spite of nine protests I had made on the floor of the Senate between January and June of 1920. Policies pursued by those in charge of the Central Federal Reserve Banks resulted in raising the value of money 80%, from an index of 60 in May 1920 to an Index of 107 in June 1921.

 

Again, under President Hoover, the contraction of credit took place on such a colossal scale as to force the dollar index (purchasing power) to 166. The consequence was universal bankruptcy, every bank in the United States being forced to suspend operations at the close of Hoover's services.

 

Owen, Robert L. "Foreword" (dated October 29, 1934) to Money Creators by Gertrude M. Coogan, 1935, Sound Money Press, Chicago.

 

Irving Fisher: "The Debt-Deflation Theory of Great Depressions" 1933

Jede Depression kann beendet oder von vornherein verhindert werden, wenn die Geldpolitik das Preisniveau über dem Level stabilisiert, auf dem die Verschuldung zwischen den Gläubigern und ihren Schuldnern vereinbart wurde:

 

38. On the other hand, if the foregoing analysis is correct, it is always economically possible to stop or prevent such a depression simply by reflating the price level up to the average level at which outstanding debts were contracted by existing debtors and assumed by existing creditors, and then maintaining that level unchanged.

"The Debt-Deflation Theory of Great Depressions", Econometrica, S. 346 (PDF)

 

 

Präsident Hoover über die Drahtzieher der Krise

Hoover war selbstverständlich nicht so dumm, dass er zum ahnungslosen Opfer der falschen Ratschläge seines Finanzministers Andrew William Mellon (wie üblich wieder ein „Philanthrop“, also aus den Familien der Räuberbarone und US-Gangsterkapitalisten) geworden wäre. Hoover selbst hatte sein erstes großes Vermögen während der chinesischen Aufstände gegen die Besatzer und Drogenhändler gemacht. Da wurde behauptet, dass aus der Villa eines reichen Chinesen auf die Kolonialtruppen geschossen worden sei, der Mann wurde in einen Kerker geworfen und sollte am nächsten Morgen hingerichtet werden. Hoover ließ sich von dem reichen Chinesen alle Rechtsvollmachten erteilen. Der Chinese kam zwar damit frei, aber Hoover hatte mit den Vollmachten dessen Firmenanteile auf sich und seine Kumpane überschreiben lassen.

 

The »leave-it-alone liquidationists« headed by Secretary of the Treasury Mellon … felt that government must keep its hands off and let the slump liquidate itself. Mr. Mellon had only one formula: »Liquidate labour, liquidate stocks, liquidate the farmers, liquidate real estate« … He held that even panic was not altogether a bad thing. He said: »It will purge the rottenness out of the system. High costs of living and high living will come down. People will work harder, live a more moral life. Values will be adjusted, and enterprising people will pick up the wrecks from less competent people«.

Hoover, Memoirs, Band 3, New York 1952, S. 30.


Meine Übersetzung:


Die »Hände-weg Liquidationisten«, geführt von Finanzminister Mellon, … glaubten, dass die Regierung ihre Hände heraus halten und die Krise sich selber liquidieren lassen soll. Mr. Mellon hatte nur eine Redewendung: »Liquidiert Arbeit, liquidiert Wertpapiere, liquidiert die Farmer, liquidiert Immobilien« … Er glaubte, dass selbst Panik nicht unbedingt eine schlechte Sache war. Er sagte: »Es wird die Fäulnis aus dem System waschen. Hohe Kosten für die Lebenshaltung und hohe Lebensstandards werden herunter kommen. Leute werden härter arbeiten, ein moralischeres Leben führen. Werte werden gesetzt und unternehmende Leute werden aufsammeln, was die weniger fähigen Leuten zurück lassen«.

 

Der Auszug aus Hoovers Memoiren zeigt aber sehr gut, dass die Bankiers und Gangsterkapitalisten der USA in der Krise ein Instrument zur Lohn- und Preissenkung und für ihre Spekulationen in Wertpapieren und Immobilien, vor allem aber eine Maßnahme zur Disziplinierung der Arbeiter sahen. 

 

 

Argumente der Liquidationisten

George Norris, Gouverneur der FED von Philadelphia, vertrat auf dem Treffen des "Open Market Committee" am 23. Juni 1930 den Standpunkt der Überproduktion:

 

... in his view the current business and price recession was to be ascribed largely to overproduction and excess productive capacity in a number of lines of business rather than to financial causes, and it was his belief that easier money and a better bond market would not help the situation but on the contrary might lead to further increases in productive capacity and further overproduction. (Chandler: American Monetary Policy 1928-1941, 1971, S. 136-37)

 

Am 25. September 1930 argumentierte Norris auf der Open Market Policy Conference (Chandler, 1971, S. 137):

 

We believe that the correction must come about through reduced production, reduced inventories, the gradual reduction of consumer credit, the liquidation of security loans, and the accumulation of savings through the exercise of thrift. These are slow and simple remedies, but just as there is no "royal road to knowledge", we believe there is no short cut or panacea for the rectification. ...

 

We have been putting out credit in a period of depression, when it was not wanted and could not be used, and will have to withdraw credit when it is wanted and can be used.

 

Norris bekundete tatsächlich die Meinung, dass die Geldpolitik noch zu expansiv gewesen wäre, weil in der Depression doch wenig Kredit nachgefragt werde. Dass er wirklich so dumm gewesen sein sollte, die Zusammenhänge irrtümlich derart auf den Kopf zu stellen, ist freilich kaum anzunehmen.

 

Friedrich August von Hayek behauptete 1932 in “The Fate of the Gold Standard”, dass die Zinssenkungen den notwendigen Liquidationsprozess verhindert und damit die Krise verlängert und verschlimmert hätten:

 

It is a fact that the present crisis is marked by the first attempt on a large scale to revive the economy... by a systematic policy of lowering the interest rate accompanied by all other possible measures for preventing the normal process of liquidation, and that as a result the depression has assumed more devastating forms and lasted longer than ever before.

 

Ein typischer Liquidationist war Lionel Robbins von der London School of Economics, der noch 1935 in seinem Buch The Great Depression (PDF, S. 70) behauptete:

 

Debts are incurred which it is impossible to repay. Stocks are produced and accumulated which it is impossible to sell at a profit. Loans are made which it is impossible to recover. Both in the sphere of finance and in the sphere of production, when the boom breaks, these bad commitments are revealed. Now in order that revival may commence again, it is essential that these positions should be liquidated. There is nothing which is more damaging to confidence, nothing therefore which is more deflationary, than the exisistence on a large scale of bad business positions. They affect the whole business atmosphere.

 

Zur Vorbereitung der Weltwirtschaftskrise hatten vor allem drei Ökonomen, Friedrich August von Hayek, Lionel Robbins und Joseph Schumpeter, den "Liquidationismus" als ökonomische Theorie ausgearbeitet. In dieser waren Krisen mit bankrottierenden Firmen unvermeidbar und nötig, um falsche und nicht rentable Investitionen zu liquidieren, damit danach der Aufschwung der Ökonomie wieder kräftig und erfolgreich werden könne. Theoretisch war dagegen schwer zu argumentieren, aber die praktische Erfahrung hat dann dem breiten Publikum die Absurdität dieser Ideologie der Deflationisten überzeugend vor Augen geführt.

 

… Hoover had been one of the most enthusiastic proponents of “liquidationism” during the Great Depression himself. And the unwillingness to use policy to prop up the economy during the slide into the Depression was backed by a large chorus, and approved by the most eminent economists – most of them “Austrian” in the sense of Friedrich Hayek and Joseph Schumpeter.

DeLong, online essay, undated zitiert aus: LAWRENCE H. WHITE, Did Hayek and Robbins Deepen the Great Depression?, S. 4

 

Eine interessante PPT mit Essay dazu:

 

J. Bradford De Long: Liquidation Cycles and the Great Depression (PPT) oder Liquidation Cycles and the Great Depression (PDF)

 

 

Frederick Soddy

Frederick Soddy (1877-1956) erhielt 1921 den Nobelpreis für Chemie. Er beschäftigte sich auch mit Banken und Wirtschaft. Seine Einsichten zum Geldsystem und den Verursachern der Krisen wurden mit Nichtbeachtung gestraft.

 

In dem schon 1934 veröffentlichten Buch über die Rolle des Geldes in der Wirtschaft hat Soddy die inflationierenden Folgen der Kreditschöpfung und die deflationären Folgen des Goldstandards völlig zutreffend beschrieben:

 

Viewed from the standpoint of a single selfcontained community, the gold-standard involves an almost self-evident contradiction. It is a system in which money was supposed to have been kept of constant value with reference to gold and in which the manner of issuing new money was such that it necessarily reduces in proportion the value of the rest. For since there are no more goods and services on sale than before the issue, what is on sale is divided among more money units, so that each becomes worth proportionally less, and the new issue merely dilutes the value of the old. In practice, this fundamental contradiction resolved itself into its two parts or phases the inflationary period when the price-level was being forced up by new issues, and the deflationary period when it was being forced down again by the destruction of money.

FREDERICK SODDY, THE ROLE OF MONEY, London 1934. S. 116f


Das Buch von Soddy lässt sich im Internet finden. Er kritisiert da speziell die Internationalen Bankiers, die nach seiner Überzeugung mit expansiver Kreditpolitik Boom und Inflation erzeugen oder mit restriktiver Geldpolitik und anderen Tricks ganz nach ihren Interessen und Wünschen die ganze Weltwirtschaft oder gezielt einzelne Länder in schwere Krisen bis zur Verelendung treiben können:


But in this sordid game the international banker soon learned that he had the whip-hand, and could absolutely control the situation and force the internal bankers to follow his lead. For by lending at any time to a country under circumstances which make it more profitable for that country to take the loan not in the form of goods but in gold, with which to buy in a third country what the loan is really required for, he could drain the gold out of each country in turn. So he could enforce deflation and a break of prices leading to prolonged economic depression there, until its workers were reduced to a more humble and less independent frame of mind. The gold-standard became not so much a device for forcing back, after inflation, the monies of all countries adopting it, and for maintaining their constant relative exchange value, as one for forcing down wages and prices in all countries to the level of the poorest and most backward.

THE ROLE OF MONEY, S. 119f

 

 

J. Bradford DeLong über die Liquidationisten und Deflationisten

Der Österreicher Joseph Schumpeter war in Harvard ein Propagandist des Deflationismus und behauptete, dass die Politik die Krise ihr für die Zukunft produktives Werk tun lassen sollte. Schumpeter hatte für seine Theorie der „schöpferischen Zerstörung“ den Lehrstuhl in Harvard erhalten:

 

For example, from Harvard Joseph Schumpeter argued that there was a "presumption against remedial measures which work through money and credit. Policies of this class are particularly apt to produce additional trouble for the future." From Schumpeter's perspective, "depressions are not simply evils, which we might attempt to suppress, but forms of something which has to be done, namely, adjustment to change." This socially productive function of depressions creates "the chief difficulty" faced by economic policy makers. For "most of what would be effective in remedying a depression would be equally effective in preventing this adjustment."

J. Bradford DeLong

 

Die Wortführer der Austrian Economics, Hayek und Mises, verbreiteten die These, dass Krisen die wichtige Funktion hätten, die Fehlinvestitionen der Vergangenheit zu beseitigen, damit in Zukunft ausreichend Kapital und Arbeitskräfte für bessere Investitionen zur Verfügung stünden:

 

Hayek and company believed that enterprises are gambles which sometimes fail: a future comes to pass in which certain investments should not have been made. The best that can be done in such circumstances is to shut down those production processes that turned out to have been based on assumptions about future demands that did not come to pass. The liquidation of such investments and businesses releases factors of production from unprofitable uses; they can then be redeployed in other sectors of the technologically dynamic economy. Without the initial liquidation the redeployment cannot take place. And, said Hayek, depressions are this process of liquidation and preparation for the redeployment of resources.


Schumpeter und Konsorten warnten vor inflationistischen Maßnahmen zur Überwindung der deflationären Depression. Eine Erholung der Wirtschaft aus der Krise sei nur dann gesund, wenn sie von selber käme:

 

As Schumpeter put it, policy does not allow a choice between depression and no depression, but between depression now and a worse depression later: "inflation pushed far enough [would] undoubtedly turn depression into the sham prosperity so familiar from European postwar experience, [and]... would, in the end, lead to a collapse worse than the one it was called in to remedy." For "recovery is sound only if it does come of itself. For any revival which is merely due to artificial stimulus leaves part of the work of depressions undone and adds, to an undigested remnant of maladjustment, new maladjustment of its own which has to be liquidated in turn, thus threatening business with another [worse] crisis ahead."


Wir haben hier also den klaren Beweis, dass die führenden Ökonomen die Große Depression ausdrücklich für eine “gute Medizin” hielten und den in Not und Elend gestürzten Menschen bewusst nicht helfen wollten, weil die Ökonomen mit wenigen Ausnahmen wie Hawtrey und Keynes die großen Verheerungen der Krise begrüßten. So dumm können die VWL-Professoren aber auch damals schon nicht gewesen sein, sondern es ging - abgesehen von den Interessen der Rentiers und Spekulanten – um die Disziplinierung der lohnabhängigen Arbeiter. Die Krise sollte die Arbeiterklasse wieder das Arbeiten für Hungerlohn lehren und das ist typischer Klassenkampf von oben, nicht theoretische Verblendung:

 

This doctrine--that in the long run the Great Depression would turn out to have been "good medicine" for the economy, and that proponents of stimulative policies were shortsighted enemies of the public welfare--drew anguished cries of dissent from those less hindered by their theoretical blinders. British economist Ralph Hawtrey scorned those who, like Robbins and Hayek, wrote at the nadir of the Great Depression that the greatest danger the economy faced was inflation. It was, Hawtrey said, the equivalent of "Crying, 'Fire! Fire!' in Noah's flood."


Schließlich rebellierten an den angloamerikanischen Universitäten die jungen Studenten gegen ihre Professoren und die Ideen von Keynes und des New Deal setzten sich politisch durch:

 

John Maynard Keynes also tried to bury the liquidationists in ridicule. Later on Milton Friedman would recall that at the Chicago where he went to graduate school such dangerous nonsense was not taught--but that he understood why at Harvard-where such nonsense was taught-bright young economists might rebel, reject their teachers' macroeconomics, and become followers of Keynes. Friedman thought that Keynesianism was wrong--but not crazy.

 


Ludwig von Mises über die Ursache der Großen Depression

 

Selbstverständlich wusste Mises, dass die Große Depression Deflationspolitik gewesen ist, mit der die Wiederherstellung des Geldwertes der Vorkriegszeit versucht wurde:

 

Man hat in England nach den napoleonischen Kriegen und dann wieder nach dem Weltkrieg die entwertete Währung auf die Goldparität der Vorkriegszeit zurückgeführt, weil man die andere Alternative - die Stabilisierung der Währung auf dem der augenblicklichen Goldagiogestaltung entsprechenden Stande - für eine Art Staatsbankerott und für ungerechtfertigte Schädigung aller jener hielt, die aus der Zeit des höheren Geldwerts stammende Forderungen hatten. Das Geldwesen war nun einmal durch die Inflation zerrüttet und die Grundlage aller Kreditgeschäfte war erschüttert; man sah in der Wiederherstellung des alten Geldwertes den besten Ausweg aus einer verfahrenen Lage. Dass man damit das alte Unrecht nicht immer gutmachte, weil die, deren Forderungen in der Zwischenzeit in entwertetem Geld zurückgezahlt worden waren, und die, die ihre Forderungen mittlerweile abgetreten hatten, keine Entschädigung erhielten, und dass man neues Unrecht durch Aufwertung der in schlechterem Geld abgeschlossenen Darlehen schuf, wurde nicht beachtet. Es wäre nicht zutreffend, da von einem Eingriff zu Gunsten der Gläubiger und zu Lasten der Schuldner zu sprechen. Was geschah, war ein Versuch, die Folgen eines vorangegangenen Eingriffs zu beheben und eine für schlecht erachtete Währungspolitik zu liquidieren. Man wusste nicht, wie man das beabsichtigte Ziel ohne die Benachteiligung der Schuldner erreichen könnte, und so glaubte man, diese mit in Kauf nehmen zu müssen.

Ludwig von Mises, Nationalökonomie, 1940, S. 683

 

Er hat sich natürlich so unverständlich ausgedrückt, dass es nur der Leser versteht, der es schon längst weiß.

 

 

Karl Marx über die Krisen und das Bankensystem

 

Die Anhänger des Marxismus stellen bis heute - die Geldpolitik ist bei ihnen kein Thema - die Krisen als unvermeidbare Krisen des Kapitalismus dar. Diese wären die Folgen des tendenziellen Falls der Profitrate und des kapitalistischen Systems, in dem die Produzenten, die Lohnarbeiter, nicht die Eigentümer der von ihnen produzierten Güter sind.

 

Karl Marx hat selbstverständlich die Hintergründe der Krisen besser gekannt, sich aber nur einmal darüber deutlich ausgelassen:

 

Das Kreditsystem, das seinen Mittelpunkt hat in den angeblichen Nationalbanken und den großen Geldverleihern und Wucherern um sie herum, ist eine enorme Zentralisation und gibt dieser Parasitenklasse eine fabelhafte Macht, nicht nur die industriellen Kapitalisten periodisch zu dezimieren, sondern auf die gefährlichste Weise in die wirkliche Produktion einzugreifen - und diese Bande weiß nichts von der Produktion und hat nichts mit ihr zu tun. Die Akte von 1844 und 1845 sind Beweise der wachsenden Macht dieser Banditen, an die sich die Finanziers und stock-jobbers anschließen.

(Karl Marx, Kapital III, Berlin 1983, Kap. 33, S. 560)

 

Die ungeheure Macht dieser Banditen erleben wir heute auch und gerade bei unseren sogenannten Marxisten. Nach bald 40 Jahren geldpolitisch verursachter Krisen, dadurch steigender Profite für das Kapital und wachsender prekärer Arbeits- und Lebensverhältnisse für die lohnabhängigen Arbeiter, weigern sich die Marxisten noch immer, sich mit der Geldpolitik überhaupt zu befassen und diese zu kritiseren. Stattdessen wollen sie die "Wertform analysieren" und wichtigtuerisch über den "Geldfetisch" labern.

 

Was Eugen Dühring bereits wusste

Bei den herrschenden Zuständen in der Volkswirtschaftslehre stolpern wir manchmal über ganz alte Schriften, deren Autor zum Beispiel bereits den bis heute gelehrten Unsinn über die angebliche Kapitalbildung durch das Sparen (I=S) bekämpft hatte.

 

Der jetzt traditionelle Fehler, die sogenannte Ueberschussbildung auf den rein negativen Act der Einschränkung der Consumtion zurückzuführen, ist auch insofern derjenige Ad. Smiths, als dieser Denker sich nicht von der Vorstellung losmachen kann, derzufolge Consumtionsartikel, nicht aber, wie es richtig gedacht sein würde, productive Kräfte der Gegenstand des Sparens und Schönens sein sollen. Ad. Smith hat das Gleichgewicht zwischen Consumtion und Consumtion mit demjenigen zwischen Consumtion und Production verwechselt und daher die letztere Bilanz ihrem Wesen nach niemals gehörig begriffen. Fassen wir das Ergebniss unserer Erörterungen kurz zusammen, so beruht die Capitalbildung nicht auf der Ersparung von Lebensbedürfnissen, ja nicht einmal auf der Schonung der eigentlichen Nahrungsmittel und mithin niemals auf der Enthaltung von der Consumtion, sondern im Gegentheil auf der zweckmässigen Anlegung der verfügbaren wirthschaftlichen Kräfte und Mittel. Diese zweckmässige Anlegung schliesst selbst dann keine Enthaltung von der Consumtion ein, wenn es sich darum handelt, von blossem Ackerbau zu umfangreicherer Industrie überzugehen. Denn alsdann wird grade die heimische Consumtion der Nahrungsmittel und sogar deren Production gesteigert. Dieser Uebergang ist aber eines der grossartigsten Beispiele der Schöpfung von Nationalcapital.

Eugen Dühring: Kritische Grundlegung der Volkswirtschaftslehre, Berlin 1866 S. 391 (archive.org)

 

Er erklärte die Hintergründe der geforderten Rückkehr zum Goldstandard bereits ein halbes Jahrhundert vor Keynes:

 

Der Uebergang von einer vorherrschend papiernen Währung zur Wiederherstellung eines Metallfusses bringt erfahrungsmässig colossale Werthveränderungen und Verschiebungen der socialen Positionen der verschiedenen Classen mit sich. Ein Theil der Grundbesitzer wird fast regelmässig ruinirt, und die Pfandgegenstände selbst, die doch nicht als Dinge, sondern wesentlich ihrem Werthe nach für die Sicherstellungen der Forderungen Bedeutung haben, werden von dem Schicksal der allgemeinen Entwerthung ergriffen. Die von der vorherrschenden Volkswirthschaftslehre mit Unrecht empfohlene künstliche, willkürliche und daher verhältnissmässig plötzliche Rückkehr zum Metallfuss macht alles Zählen auf die Zuverlässigkeit der Einzelnen zu Schanden. Eine Hypothekenkrisis ist offenbar eine kleine sociale Revolution; denn sie ist eine indirecte Expropriation und betrifft einen ansehnlichen Theil aller Grundeigenthümer. Sie spielt das Grundeigenthum in die Hände der jeweiligen Geldbesitzer und ist daher dem händlerischen System durchaus nicht unerwünscht. Ueberhaupt sind ähnliche allgemeine Creditstörungen den Besitzern so zu sagen flüssiger Mittel stets vortheilhaft und hieraus begreift sich, warum es stets gewisse Classen geben müsse, die an der Erzeugung der Creditanarchie ein Interesse haben. Diese Classen greifen alsdann, wenn der allgemeine Credit ruinirt und die Vermittlung des wirthschaftlichen Kreislaufs mehr als je auf Metallgeld angewiesen ist, mit ihren so zu sagen metallnen Waffen ein, und bemächtigen sich solcher Rechte und Werthe, die sonst nie in ihre Hände gelangt sein würden.

Eugen Dühring: Kritische Grundlegung der Volkswirtschaftslehre, Berlin 1866 S. 407 (archive.org)

 

 

Franklin Delano Roosevelt

Auszug aus einer Rede von 1936:

 

For twelve years this Nation was afflicted with hear-nothing, see-nothing, do-nothing Government. The Nation looked to Government but the Government looked away. Nine mocking years with the golden calf and three long years of the scourge! Nine crazy years at the ticker and three long years in the breadlines! Nine mad years of mirage and three long years of despair! Powerful influences strive today to restore that kind of government with its doctrine that that Government is best which is most indifferent.

 

For nearly four years you have had an Administration which instead of twirling its thumbs has rolled up its sleeves. We will keep our sleeves rolled up.

 

We had to struggle with the old enemies of peace—business and financial monopoly, speculation, reckless banking, class antagonism, sectionalism, war profiteering.

 

They had begun to consider the Government of the United States as a mere appendage to their own affairs. We know now that Government by organized money is just as dangerous as Government by organized mob.

 

Speech at Madison Square Garden (October 31, 1936)

 

Der Einbruch der Konjunktur 1937 in den USA

Der New Deal hatte in den USA mit heftigsten Widerständen zu kämpfen. So kam es zu der Forderung nach einem Haushaltsausgleich für das Jahr 1937, die sofort in einem schweren Einbruch der Konjunktur und einem hohen Anstieg der Massenerwerbslosigkeit führte. Wie wir das von den Neoliberalen gewohnt sind, aber auch von den Marxisten, wird der Rückfall in die Depression durch den geplanten Haushaltsausgleich für das Jahr 1937 in den USA immer als angeblicher Beweis dafür angeführt, dass die keynesianische Politik zur Belebung der Konjunktur gescheitert wäre und nicht funktionieren könne. Angeblich könne der Kapitalismus seine Krisen, so die Marxisten, nur noch durch Krieg überwinden. In den USA wurde die Vollbeschäftigung tatsächlich erst durch den Weltkrieg erreicht.

 

Doch die keynesianische Politik braucht keine Kriege, weil die Konjunktur sich problemlos mit dem Bau von Schulen, Altenheimen und Freizeitparks oder durch Sozialleistungen und Renten statt Panzerarmeen und Luftflotten, Sold und Munitionsverbrauch ankurbeln lässt. Der Nutzen von Kriegen bei der Überwindung einer deflationären Depression besteht einzig darin, dass dann jeder, der die volle Auslastung des Produktionspotentials verhindern und lieber hart sparen, die Staatsausgaben kürzen, den Haushalt ausgleichen, die Schulden senken und den Gefahren der Inflation wehren möchte, kurzerhand vor ein Kriegsgericht kommt. Daher geben die Anhänger des “sound money” ihren Widerstand gegen die Belebung der Konjunktur im Krieg sofort auf, während sie noch 1937 in den USA mit der Forderung nach einem Haushaltsausgleich einen neuen Einbruch der Konjunktur verschuldet haben.

 

Vielleicht sollten wir die Anhänger der Geldwertstabilität und des gesunden Geldes in Friedenszeiten vor ein Krisengericht stellen können, dann klappt es mit der Konjunkturbelebung auch ohne Krieg und Kriegsgerichte.

 

Mariner Eccles

Aussage vor dem Komitee des US-Senats 1933:

 

We have a complete economic plant able to supply a superabundance of not only all the necessities of our people, but the comforts and luxuries as well. Our problem, then, becomes one purely of distribution. This can only be brought about by providing purchasing power sufficiently adequate to enable the people to obtain the consumption goods which we, as a nation, are able to produce.

Testimony of Marriner Eccles (PDF)

 

Die Wirtschaft ist in der Lage, die Bevölkerung ausreichend nicht nur mit dem Notwendigen, sondern auch mit Komfort und Luxus zu versorgen; es ist nur ein Problem der Verteilung der Einkommen. Die Kaufkraft der Menschen muss ausreichend hoch sein, um die Güter zu kaufen, die wir produzieren können.

 

It is national disgrace that such suffering should be permitted in this, the wealthiest country in the world. The present condition is not the fault of the unemployed, but that of our business, financial, and political leadership. It is incomprehensible that the people of this country should very much longer stupidly continue to suffer the wastes, the bread lines, the suicides, and the despair, and be forced to die, steal, or accept a miserable pittance in the form of charity which they resent, and properly resent. We shall either adopt a plan which will meet this situation under capitalism, or a plan will be adopted for us which will operate without capitalism. (ebenda S. 713)

 

 

Was wusste die breite Bevölkerung?

Was man in all der vielen "wissenschaftlichen" Literatur über die Weltwirtschaftskrise nicht lesen wird, war der einfachen und breiten Bevölkerung in aller Welt völlig klar bewusst. Aus dem Brief eines Farmers an Roosevelt:

 

I am a farmer … Last spring I thought you really intended to do something for this country. Now I have given it all up. Henceforward I am swearing eternal vengeance on the financial barons and will do every single thing I can to bring about communism.

An Indiana Farmer to Franklin D. Roosevelt, October 16, 1933

David M. Kennedy, Freedom from Fear: The American People in Depression and War, 1929-1945, Seite 190


In der breiten Bevölkerung scheint die Überzeugung stets weit verbreitet gewesen zu sein, dass die Zinsen die wahre Ursache der Krisen sind. Von der Fachwelt wurde diese Ansicht zwar zur Kenntnis genommen, aber eher abgewertet oder abgewehrt. Ein Beispiel:


Mehr noch als auf dieses Empfinden einer Ungerechtigkeit dürfte die Unbeliebtheit des Zinses zurückzuführen sein auf die Beobachtung, daß an seiner Höhe die Verwirklichung von Plänen scheitert, deren Ausführung offensichtlich Nutzen bringen würde. Nimmt man dazu die in der Einleitung erwähnte Situation an, daß Arbeitskräfte und Rohstoffe brachliegen, so daß alle realen Voraussetzungen für eine Verwirklichung solcher Pläne gegeben sind, so erscheint der Zins als die Wurzel alles Übels. Da der Zins der Preis, die Leihgebühr für das Geld ist, das zur Ausführung der Pläne benötigt wird, und da andererseits die Geldzeichen willkührlich vermehrt werden können, so schließt der Laie, daß diejenigen Kreise, in deren Hand die Möglichkeit der Geldschöpfung gelegt ist, aus Habgier oder aus Dummheit die Geldmenge willkürlich einschränken und den Zins heraufschrauben, ohne Rücksicht darauf, daß ihre überhöhte Forderung die wirtschaftliche Tätigkeit des Volkes zum Erliegen bringt.

Carl Föhl, Geldschöpfung und Wirtschaftskreislauf, Duncker & Humblot, München und Leipzig 1937, S. 192


Da kann man nur staunen, wie die Laien das Problem sofort genau erkannt und theoretisch gelöst hatten, an dem die Ökonomen sich noch in unzähligen dicken Werken ohne rechten Erfolg abarbeiten würden.

 

Alexander Del Mar

 

Ein vergessener Autor:

 

Alexander del Mar (1836–1926) was an American political economist, historian, numismatist and author. He was an organizer and director of the U.S. Bureau of Statistics in 1866-69.


Vermutlich waren seine Bücher zu gut und man hat ihn deshalb vergessen. Außer für die Geschichte des Geldes und Münzwesens hat er sich für den römischen Kaiserkult interessiert und dessen zu wenig erforschten Zusammenhänge mit dem Christentum. Die meisten seiner Bücher sind jetzt gerade neu aufgelegt worden von Verlagen, die sich auf solche vergessenen Werke spezialisiert haben. 

 

Alexander Del Mar über die Bekämpfung der Inflation:

 

On the other hand, the interests of Labour forbid the consideration of any policy designed to diminish the Measure of Value. We may with justice oppose further inflation, we may put an end to those mischievous agencies which tamper with the Measure of Value; but we can never dare, we should never wish, to contract it, nor permit it to contract; for, as history abundantly testifies, a contraction of money, when production is increasing and commerce expanding, means the arrest of one and the extermination of the other. And it is, perhaps, the conviction of these consequences, crudely formed in the popular mind, which lies at the basis of the many illiterate plans and ill-adviced clamours for inflation, which, both in Europe and America, mark the financial and political measures of recent years.

A History of Money in Ancient Countries (Preface X)


Es geht um die Bekämpfung der Inflation durch eine Politik des knappen Geldes und deren Auswirkungen auf die davon betroffenen Arbeiter, die damit ihre Jobs verlieren und sich und ihre Familien nicht mehr ernähren können. Auch die heute bestehende Massenarbeitslosigkeit in den USA und Europa wurde absichtlich mit restriktiver Geldpolitik zur Inflationsbekämpfung erzeugt und bewirkt sinkende Löhne und Preise, also Geldwertstabilität im Interesse aller Rentiers und Kuponschneider.

 

Weil der Text oben etwas schwierig ist, hier noch meine Übersetzung:

 

Andererseits verbietet das Interesse der Arbeiter jeden Plan, das Wertmaß(Geld) zu verknappen. Wir mögen uns mit Recht jeder weiteren Inflation widersetzen, wir können jenen schädlichen Einrichtungen ein Ende setzen, die den Geldwert manipulieren; aber wir dürfen es nie wagen, sollten niemals wünschen, ihn zu senken oder sein Sinken zulassen; denn, wie die Geschichte vollauf beweist, eine Verknappung des Geldes, während die Produktion steigt und der Handel wächst, bedeutet einerseits Beschränkung und andererseits Auslöschung. Und es ist vermutlich das Wissen um diese Folgen, in roher Form im breiten Bewusstsein, das all den vielen ungebildeten Plänen und falsch beratenen Forderungen nach Inflation zugrunde liegt, die, in Europa wie in Amerika, die finanziellen und politischen Botschaften der vergangenen Jahre kennzeichneten.

 

Er hat die Große Depression nicht mehr erleben müssen, die absichtlich durch restriktive Geldpolitik betrieben wurde, um den Goldstandard zu den Paritäten von 1913 nach dem Ersten Weltkrieg wieder durchzusetzen. Wikipedia:


Del Mar was a rigorous historian who made important contributions to the history of money. He was distinctly hostile to a central monetary role for gold as a commodity money. He believed strongly in the legal function of money. Del Mar has dedicated practically his whole lifetime to original research in the great libraries and coin collections of Europe on the subject of the history on money and finance. Alexander Del Mar died in 1926 at the age of ninety.

 

Thomas M. Humphrey: Classical Deflation Theory

 

Hier noch ein Text der Richmond-FED, in dem die Deflationspolitik und das Wissen der klassischen Ökonomen über dieses Thema offen angesprochen ist. Einige kurze Auszüge - ich empfehle, unbedingt den kompletten Text aus dem Jahr 2004 zu lesen:

 

Generally, classicals wrote during or following periods of wartime inflation under inconvertible paper currencies. At such times the government had committed itself to return to gold convertibility at the pre-war parity. Such restoration, of course, meant that the price of gold, goods, and foreign exchange—all of which had risen roughly in the same proportion during the war—had to fall to their pre-inflation levels. Achieving these price falls, however, required contractions of the money stock and so the level of aggregate nominal spending. Owing to the above-mentioned temporary rigidities in either final product prices or nominal costs of production, these falls in spending would depress output and employment first before they lowered costs and/or prices. With prices sticky, falling expenditure would show up in reductions in the quantity of goods sold. Unsold goods, the difference between production and sales, would pile up in inventories, thus inducing producers to cut back output and lay off workers.

T. M. Humphrey: Classical Deflation Theory (pdf)

 

Es ist also bekannt, dass Deflationspolitik eine verheerende Auswirkung auf Konjunktur, Produktion und Beschäftigung hat.

 

Most famously, deflationary fears became reality in the 1929–1933 Great Contraction in the United States when prices fell by a fourth while output was falling by two-fifths.


Selbstverständlich weiß man nicht erst seit heute, sondern - wie der oben zitierte Alexander del Mar beweist – schon seit jeher, dass jede Deflationspolitik die Konjunktur einbrechen lässt und die Produktion noch mehr sinken lässt als die Preise.

 

Die klassische Literatur hat im Gegensatz zu den Neoklassikern den Schaden der Deflationspolitik ausführlich behandelt. Allerdings ist genau dieses Thema dann von den Neoklassikern unterdrückt worden.

 

This article is an attempt to repair this deficiency. It shows that the speculations of six leading classical monetary theorists—namely David Hume, Pehr Niclas Christiernin, Henry Thornton, David Ricardo, Thomas Attwood, and Robert Torrens—constitute a rich and coherent body of deflation theory, the constituent components of which survive today even as they are often wrongly attributed to neoclassical writers.


1. DAVID HUME (1711–1776):


In his 1752 essay, “Of Money,” Hume stresses the inertia of sluggish prices as the channel through which deflationary monetary contraction temporarily reduces output and employment.


2. PEHR NICLAS CHRISTIERNIN (1725–1799):


In his 1761 Lectures on the High Price of Foreign Exchange in Sweden he argued that the best policy was to forgive the inflation that already had occurred and to stabilize prices at their prevailing, post-inflation level. The level of prices did not matter for real variables as much as changes in the level. Decisionmakers could get used to any price level, provided it was constant. They could not, however, tolerate the risks associated with deviations from that level. It followed that under no circumstances should prices be deflated.


3. HENRY THORNTON (1760–1815):


Thornton concludes that deflation is the wrong way to spur exports and check imports and thus to remedy real-shock-induced deficits in the balance of payments. Deflation is ill-advised because “To inflict such a pressure on the mercantile world as necessarily causes an intermission of manufacturing labour is obviously not the way to increase that exportable produce, by the excess of which, above the imported articles, gold is to be brought into the country” (118). Better to ride out the real disturbances with unchanged, or even increased, issues of paper money until the disturbances correct themselves.


4. DAVID RICARDO (1772–1823):


Seine Einsicht kam allerdings zu spät und die mörderische Deflationspolitik nach den napoleonischen Kriegen war auf seinen ursprünglichen Rat hin schon mit ihren verheerenden Folgen durchgezogen worden:

 

As he wrote in a September 1821 letter to John Wheatley, “I never should advise a government to restore a currency, which was depreciated 30 percent, to par; I should recommend ... that the currency be fixed at the depreciated value by lowering the standard [i.e., raising the par], and that no further deviations take place. It was [a] currency ... within 5 percent [of par] and not with a currency depreciated 30 percent, that I advised a recurrence to the old standard” (Ricardo [1821] 1951, IX, 73–74).

Ricardo’s advice is of more than antiquarian interest. It speaks to today’s distinction between zero-inflation versus price-level targeting where the former allows for price drift and the latter does not.


5. THOMAS ATTWOOD (1783–1856):


Ricardo’s price-stabilizing objective was anathema to Attwood who, hailing from an area particularly hard hit by post-war depression, advocated full employment instead. “The first and most important duty for the Legislature to attend to,” he said, “is to take care that an ample demand for labour is restored and maintained throughout the country” (Attwood [1843] 1964, 17). By ample demand, he meant “a demand for labour . . . permanently greater than its supply” (17).


6. ROBERT TORRENS (1780–1864):


No survey of classical deflation theory would be complete without mention of Robert Torrens’s efforts to incorporate tariffs into the theory. Already in 1812 he had recommended raising the domestic tariff as a means of preventing price declines when restoring convertibility. Admitting that such a restriction on trade would be to sacrifice the advantages of international specialization and division of labor, he argued that the avoided costs of deflation outweighed the forfeited gains from free trade (Viner 1937, 207).


7. CONCLUSION:


If the classical writers surveyed in this essay are at all correct, then current concern over deflation is fully justified: For the essence of the classical doctrine is that there is every reason to spare the economy the adverse real effects of deflationary pressure. These effects, whether caused by lags of sticky prices behind money; or by lags of sluggish wages, interest, taxes, and other costs behind prices; or by rising real debt burdens and the resulting defaults and bankruptcies; or by cash hoarding in anticipation of future price declines; or to a combination of these and other causes, are likely to be painful in the extreme—especially so for deflations that are sharp, sudden, or sustained.


Da würde man sich doch wünschen, dass die Erkenntnisse der FED in den USA endlich auch von der herrschenden Volkswirtschaftslehre zur Kenntnis genommen würden. 

 

Der Streit um die Kreditschöpfung in Deutschland

Bei damaligen wirtschaftspolitischen Diskussionen in Deutschland ist immer zu beachten, dass wegen der Verträge über die Reparationszahlungen ein Ausscheiden Deutschlands aus dem Goldstandard als Vorbedingung für eine expansive Kreditschöpfung bis September 1931 nicht möglich war. Erst als England selbst den Goldstandard aufgab hätte Deutschland sich der britischen Abwertung des Pfundes anschließen können. Der Reichskanzler Brüning, der kurz vor dem Ersten Weltkrieg an der London School of Economics der Fabian Society Ökonomie studiert hatte (und nach allen Regeln der Geheimpolitik bei der Gelegenheit von dieser Seite als Agent angeworben wurde, was seine steile politische Karriere nach dem Krieg und 1939 seinen Lehrstuhl in Harvard erklären würde), lehnte dies jedoch ab und reagierte auf die Abwertung des Pfundes mit einer verschärften Deflationspolitik durch weitere Notverordnungen. Die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld wurde noch einmal weiter verkürzt, so dass ein bedeutender Teil der deutschen Arbeiter in die Suppenküchen und Parteiorganisationen von KPD und NSDAP getrieben wurde. Die SPD verteufelte unter dem Einfluss von Marxisten wie Rudolf Hilferding und Fritz Naphtali weiterhin jede Beschäftigungspolitik als inflationistisch und mit marxistischen Überzeugungen unvereinbar. Nur von den Gewerkschaften wurde mit dem WTB-Plan, benannt nach Wladimir Woytinsky, Fritz Tarnow und Fritz Baade, aktive Konjunkturpolitik propagiert. Der WTB-Plan wurde aber im Frühjahr 1932 von der SPD-Führung unter Otto Wels und Rudolf Breitscheid mit dem Argument abgelehnt, man solle nicht "Arzt am Krankenbett des Kapitalismus spielen".

 

Zu den frühen Anhängern einer Konjunkturbelebung durch expansive Geld- und Finanzpolitik zählten in Deutschland Robert Friedländer-Prechtl, Heinrich Dräger, Ernst Wagemann und ab September 1931 Wilhelm Lautenbach:

 

Betrachten Sie es aber bitte jetzt nicht als Vermessenheit, wenn ich Ihnen unter diesen Umständen trotzdem mit einer großen inneren Sicherheit meine eigene Auffassung vortrage, wobei ich zu Ihrer Beruhigung gleich vorausschicken will, daß diese Auffassung sich weitgehend deckt mit der von hervorragenden Vertretern der Cambridger Nationalökonomischen Schule, insbesondere von Robertson und Keynes. Sie stellt im übrigen in gewissem Sinne eine Entwicklung und zugleich Synthese der beiden bisher hauptsächlich vertretenen Konjunktur- und Krisentheorien dar.

Die eine dieser Theorien, die sogenannte monetäre Konjunkturtheorie, sieht in der Kredit- und Geldpolitik die bestimmende Ursache und den zu reichenden Grund für das Auf und Ab der Konjunktur und erblickt demzufolge in der Kreditverknappung den Grund für die Depression und ihre fortwährende Verschärfung;

Wilhelm Lautenbach, Vortrag in der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg, Dezember 1931, in Zins, Kredit und Produktion (1952), S. 155f (PDF)

 

Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise war Hjalmar Schacht aus dem Amt des Reichsbankpräsidenten ausgeschieden und wurde im Frühjahr 1933 wieder von Hitler mit diesem Amt betraut. Hjalmar Schacht, der mindestens seit den 1920er Jahren durch die Reparationsverhandlungen in enger Verbindung mit den führenden angloamerikanischen Bankiers stand, verbreitete in seinem 1932 erschienenen Buch einen besonders saudummen Spruch, der aber für die Diskussionen der Deflationisten typisch ist: Es fehle der deutschen Wirtschaft nicht an Geld, sondern an Kapital; dieses müsse jedoch erst erarbeitet und erspart werden.

Die Reichsbank in der Weltwirtschaftskrise

Die Reichsbank war seit 1924 nach dem Dawes-Plan eine von der Regierung unabhängige Anstalt, deren Präsident durch den 14-köpfigen Generalrat bestimmt wurde, dem sieben ausländische Finanzexperten angehören mussten. Kurz nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise hatte Hjalmar Schacht das Amt des Präsidenten der Reichsbank niedergelegt und am 12. März 1931 wurde der ehemalige Reichskanzler Hans Luther (ein Nachfahr des Bruders von Martin Luther) dessen Nachfolger. In seinen Memoiren erfahren wir nur, welchen wichtigen Leuten er während der Weltwirtschaftskrise als Reichsbankpräsident die Hand schütteln durfte. Im März 1933 wurde er wieder von Hjalmar Schacht abgelöst, der dann eine expansive Geldschöpfung zur Überwindung der Krise betrieb, und Hans Luther wurde noch mit dem wichtigen Posten des deutschen Botschafters in den USA belohnt.

 

Die Einführung zu Hans Luthers Memoiren "Vor dem Abgrund" verfasste dessen enger Freund Edgar Salin, der in New York den Bankier Jakob Heinrich Schiff zum Onkel hatte. Salin stand in engem Kontakt mit dem Kreis um Stefan George und kam nach einer schweren Kriegsverwundung 1918 in den Auswärtigen Dienst; er wurde Referent in der politischen Abteilung der deutschen Gesandtschaft in Bern, wo er spätestens mit der angloamerikanischen Intelligence in enge Verbindung gekommen sein musste, vermutlich aber schon durch den George-Kreis. 1927 wurde Edgar Salin auf einen Lehrstuhl der Universität Basel berufen, wo er sich mit Wirtschaftsgeschichte und Politischer Ökonomie befasste, also ein Spezialist für Wirtschaftskrisen sein musste.

 

Obwohl man vielleicht bei Hans Luther noch annehmen durfte, dass er von Geldpolitik keine Ahnung hatte, gilt dies auf keinen Fall für dessen engste Freunde. Allerdings waren der Reichsbank und ihrer Geldpolitik enge Grenzen durch den Dawes-Plan gezogen und eine Chance für eine expansive Geldpolitik hätte wohl nur der Anschluss an die Abwertung Englands und dessen Ausscheiden aus dem Goldstandard geboten. Andererseits müssen mindestens die engen Freunde von Luther genau gewusst haben, wie widersinnig eine besonders restriktive Geldpolitik ist, die dann zum Zusammenbruch der Banken und Firmen und entsprechendem Kapitalabzug ins Ausland führt. Da hält eine expansive Geldpolitik in einer Depression das ausländische Kapital und damit die Goldreserven doch noch eher in einem stark im Ausland verschuldeten Land.

Wladimir Woytinsky und der WTB-Plan

Der aus Russland geflohene ehemalige Menschewik und Fürsprecher eines unabhängigen Georgien, Wladimir Woytinsky (1885-1960), war in Berlin der Chefstatistiker des ADGB geworden. Seine sehr interessanten Memoiren unter dem Titel Stormy Passage empfehle ich zur Lektüre. Über die Politik von Brüning lesen wir dort:

 

Yet Brüning was a man of high intelligence and irreproachable integrity. His suicidal policy stemmed from his general philosophy. He feared the phantom of a runaway inflation; he did not like the idea of pampering the unemployed by creating jobs; and he thought that a public works program was a luxury Germany could not afford. (S. 466)

 

Das ist selbstverständlich Blödsinn. Brüning hatte kurz vor dem Ersten Weltkrieg Ökonomie ausgerechnet an der London School of Economics studiert. Seine politische Karriere in der Weimarer Republik dürfte darauf beruhen, dass er in London von britischen Kreisen für ihre Interessen angeworben wurde. Die LSE war in der Weltwirtschaftskrise die Propagandaschleuder der bösartigsten Deflationisten, da brauchen wir Brünings Notverordnungen für das Volk nicht mit irrationaler Inflationsangst zu erklären.

 

Woytinsky stellte sich sofort bei Ausbruch der Weltwirtschaftskrise gegen die Deflationspolitik von Regierung und Reichsbank, wobei er in der Gewerkschaft die Unterstützung des Herausgebers der Zeitung "Die Arbeit" fand, in der er seine Position publizieren konnte.

 

Dafür wurde er von Seiten der deutschen Sozialdemokratie und deren Organ "Vorwärts!" sofort heftig attackiert. Die Parteiökonomen Rudolf Hilferding und Fritz Naphtali erklärten, die Ideen von Woytinsky würden gegen das Wertgesetz von Karl Marx verstoßen und die Krise noch durch eine Inflation verschärfen.

 

Im Heft 6 der Gewerkschaftszeitschrift "Die Arbeit" erschien von Woytinsky im Juni 1931 der Artikel Aktive Weltwirtschaftspolitik (PDF), in dem er eine noch lange sich hinziehende schwere Krise befürchtete und die Krise durch eine expansive Geldpolitik zur Anhebung der Preise überwinden möchte, was völlig richtig war. In seiner Untersuchung der langfristigen Preis- und Konjunkturentwicklung weist Woytinsky in diesem Artikel nach, dass Perioden sinkender Preise mit Krisen und hoher Erwerbslosigkeit verbunden waren, während in Phasen hoher Beschäftigung und guter Konjunktur die Preise stiegen. Daraus leitet er die Forderung nach einer Reflation, also der Anhebung der Preise, zur Überwindung der Krise her. Dabei betonte Woytinsky ausdrücklich die Enteignung des Schuldners zum Vorteil der Gläubiger und die Ausplünderung der Schuldnerstaaten wie Deutschland zu Gunsten der Gläubigerstaaten, also vor allem den USA, durch den starken Fall der Preise.

 

Zur Erklärung der Änderungen des Preisniveaus verwies Woytinsky auf die Goldversorgung in der Vergangenheit und erklärte die aktuelle Deflation mit der schon vom im Juni 1929 eingesetzten Goldausschuss des Völkerbundes (mit dem oben schon erwähnten Gustav Cassel - in Genf hatten einige Leute das Elend kommen sehen und noch verhindern wollen) in einem Zwischenbericht vom September 1930 festgestellten Goldknappheit. Diese Goldknappheit wurde mit einer falschen Verteilung der Goldreserven verschärft, die sich größtenteils in den USA und Frankreich befanden und dort von der Geldpolitik neutralisiert wurden, so dass die Weltwirtschaft unter verheerendem Goldmangel litt. Der gesamte Artikel von Woytinsky ist erstaunlich zutreffend und beweist, dass den hauptberuflich zuständigen Leuten, wie etwa den Bankiers und maßgeblichen Wirtschaftsprofessoren, die wirklichen Zusammenhänge und Krisenursachen kaum weniger bekannt gewesen sein dürften. Woytinsky forderte wie Gustav Cassel eine Herabsetzung der Golddeckung und eine Clearingpolitik zwischen den Notenbanken zur optimalen Geldschöpfung unter den Bedingungen des Goldstandards.

 

Wladimir Woytinsky in Aktive Weltwirtschaftspolitik, S. 429, über die Arbeit des im Juni 1929 vom Völkerbund eingesetzten Goldausschusses:

 

Auf Grund seiner eingehenden Untersuchung gelangte der Goldausschuss zu dem Schluss, dass eine Goldknappheit in der Welt in der allernächsten Zeit zwangsläufig eintreten muss. Über ihre Auswirkungen äussert sich der Bericht wie folgt:

“Es liegt von vornherein auf der Hand, dass, falls es eine durch die Goldknappheit bedingte Tendenz der Preis-Baisse gibt, diese Tendenz die für eine Depression üblichen Störungen verschärfen wird. Dies wird besonders stark für bestimmte Länder ins Gewicht fallen, sofern die Verteilung der Goldvorräte aus irgendeinem Grunde die volle Verwertung der letzteren verhindert.

Ferner wird die Auswirkung einer vorübergehenden Preisdepression zwangsläufig verschärft, falls diese mit einer andauernden, durch die Goldknappheit bedingten Preis-Baisse zusammenfällt.”

Der Goldausschuss hütet sich, laut zu sagen, dass die heutige Preisdepression mit der von ihm theoretisch vorausgesehenen Preis-Baisse identisch ist. Er beschränkt sich vielmehr auf allgemeine Formulierungen, die allerdings einleuchtend genug sind.

 

Die Frankfurter Gesellschaft für Konjunkturforschung ermöglichte Woytinsky eine Publikation seiner Vorschläge zu einer international abgestimmten Politik gegen die Krise, die leider seinerzeit kaum beachtet und bis heute totgeschwiegen wurde: Internationale Hebung der Preise als Ausweg aus der Krise, Leipzig 1931.

 

Das Parteiorgan der SPD, der "Vorwärts!", publizierte zwei scharfe Kritiken, "accusing me of luring the labor unions into a new inflation" (a.a.O. S. 465). Woytinsky sandte sofort eine fundierte Widerlegung an den Vorwärts, deren Publikation mit der Behauptung abgelehnt wurde, dass das Thema zu kompliziert für das Publikum wäre und ja bereits in zwei Artikeln behandelt worden sei. Entsprechende Absagen bekam Woytinsky von allen anderen Parteizeitungen der SPD.

 

In der Ausgabe 7/1931 der Zeitschrift "Die Arbeit" (PDF) erschien ein Artikel von Fritz Naphtali, der unter dem Titel "Neuer Angelpunkt der aktiven Konjunkturpolitik oder Fehlleitung von Energien" die Vorschläge von Woytinsky als inflationistisch und unbrauchbar abkanzelte.

 

Die von Woytinsky geforderte “Aktive Weltwirtschaftspolitik” lehnte Fritz Naphtali ab,

 

  weil ich in seinen Vorschlägen für ein neues Aktionsprogramm die Gefahr der Fehlleitung von Energien der Arbeiterbewegung erblicke.

 

Die Ideen von Woytinsky würden sich

 

auf dem Gebiet der Währungspolitik bewegen, auf dem mehr als auf irgendeinem anderen Gebiet die Gefahr besteht, dass von der Überbetonung an sich sehr ernsthaft zu diskutierender Probleme nur ein Schritt führt zu der Fülle von Scharlatanerien, die gerade jetzt mehr denn je in Umlauf gesetzt werden mit der Vorstellung, als ob die Lösung der sozialen Frage nur ein Problem der Geldtechnik wäre.

 

Naphtali wollte die Debatte vor allem von den Fragen der Geldpolitik weglenken. Er verwies auf seine Schrift von 1928, in der er eine aktive Konjunkturpolitik vertreten hatte, und

 

dass ich in dieser Schrift und später eine Reihe von praktischen konjunkturpolitischen Forderungen entwickelt habe, deren Schwerpunkt ich allerdings im Gegensatz zu Woytinsky nicht auf dem Gebiet der Währungspolitik sehe.

 

An Stelle der Geldpolitik wollte Naphtali diskutieren,

 

dass die Ursachen der Krisen zu suchen sind in der Entstehung von Proportionalitätsstörungen, von Missverhältnissen in der Entwicklung der einzelnen Produktionszweige und in der Entwicklung von Produktionskapazität und Konsumkraft, die auf der kapitalistischen Produktionsanarchie und der dem Kapitalismus eigenen Verteilung des Sozialproduktes beruhen.

 

Naphtali wies die Kritik von Woytinsky zurück, die von der SPD erörterten Themen wären

 

eine »Einlullung der Arbeiterschaft mit der sozialistischen Zukunftsmusik«, die nun durch ein alleinseligmachendes internationales Währungsprogramm »abgelöst« werden muss.

 

Naphtali ging dann in seinem Artikel auf die Bewegung der Preise ein, deren Steigen und Fallen nicht die Ursache von Boom und Krise, sondern deren Folge wäre. Was aber Woytinsky sicher auch nicht bestritten hätte, denn die ganze Absatzkrise wurde ja zu dem Zweck inszeniert, die Preise und Löhne als Folge der Krise zum Fallen zu bringen. Naphtali erklärte aber den Ausbruch der Krise mit “Überkapitalisierung” und anderen Missverhältnissen, statt mit der Absicht der Geldpolitik, die Preise zu senken:

 

“Wenn auf Grund der im Verhältnis zum Wachstum der Massenkaufkraft erfolgten Überkapitalisierung oder auf Grund der Entwicklung von Missverhältnissen zwischen den einzelnen Produktionszweigen der Konjunkturumschwung (Krise oder Depression) eintritt, so kommt dies zuerst in der Absatzstockung, im Anschwellen der Lager, im Übergewicht des Angebots auf dem Warenmarkt zum Ausdruck, und dadurch wird die Preissenkung eingeleitet.”

 

Dann geht es so noch weiter, dass niemals das Preisniveau einheitlich steige oder falle und dergleichen mehr.

 

Also eine sehr geistreiche und geschickte Gegenposition gegen Woytinsky, die darauf abgestellt war, die Deflationspolitik aus der Kritik und ganz aus dem Blick zu nehmen, während Woytinsky genau die Deflationspolitik zum Thema und Ziel der Gegenwehr der Arbeiter erklärt hatte. In derselben Ausgabe (gleich nach dem Artikel von Naphtali) können Sie die scharfe Entgegnung von Wladimir Woytinsky auf Naphtali unter dem Titel "Und dennoch Weltwährungspolitik gegen die Weltwirtschaftskrise" lesen. Trotz seiner guten Argumente hatte Woytinsky selbst bei den Gewerkschaftern Probleme:

 

They liked my idea of public works but were accustomed to look upon Hilferding as the greatest authority on economic theory since Karl Marx. (S. 466)

 

Als England den Goldstandard verließ, kam es wieder zu einer Kontroverse mit Woytinsky, der die Entscheidung der Briten für sinnvoll hielt, während Hilferding beim ADGB dafür sorgen wollte, dass die Gewerkschaften das Vorbild der Briten nicht unterstützen. Wenn man nicht davon ausgehen will, dass er bewusst gelogen hat, müsste man an Hilferdings ökonomischem Verstand zweifeln:

 

That afternoon the ADGB board met to hear Hilferding on the British devaluation. He characterized the decision of the Bank of England as insanity. London had abdicated its role as the economic center of the world. It would need half a century to recover. Other countries should disengage themselves from the British mess and build up the world economy without Great Britain. Germany`s main task continued to be to protect its currency.
I asked Hilferding, "How will the devaluation of the pound affect unemployment in England?"
"Unemployment will increase," he replied without hesitation.
"How soon will the increase begin?"
"In a few days ... or perhaps a month. Certainly very soon." (Stormy Passage, S. 467)


Im Heft 1/1932 der Zeitschrift "Die Arbeit" resümierte Woytinsky unter dem Titel "Wann kommt die aktive Wirtschaftspolitik?" die Entwicklung der letzten sieben Monate und wandte sich gegen die damals üblichen Konjunkturtheorien, die eine Selbstheilung der Wirtschaft in Aussicht stellten und die Starrheit der Löhne für das Ausbleiben der Erholung verantwortlich machten - in Lateinamerika, wo keine Lohnbindung existierte, erholte sich die Wirtschaft ebensowenig aus der Krise.

 

Im Winter 1931/32 waren 40 Prozent der Arbeiter in Deutschland erwerbslos, mehr als 8 Millionen Arbeiter, laut den Angaben von Woytinsky (S. 468), dem als Chefstatistiker des ADGB nicht nur die offiziell verlautbarten Zahlen vorlagen. Von den anderen arbeitete die Hälfte in Kurzarbeit, nur die verbleibenden 30 Prozent in Vollzeit. Angesichts der weiter fortgesetzten Deflation betonte Woytinsky die Dringlichkeit eines Beschäftigungsprogramms zur Belebung der Konjunktur:

 

Die Krisenbekämpfung heißt aber Arbeitsbeschaffung. Und wer Arbeitsbeschaffung sagt, der hat von der Kreditschöpfung gesprochen. (a.a.O. S. 24)

 

Im Januar 1932 wurde der sogenannte WTB-Plan des ADGB vorgestellt, der durch staatliche Maßnahmen - vor allem für den Ausbau der Infrastruktur, die Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen und die Instandsetzung von Häusern - bis zu einer Million Erwerbslosen wieder ein Einkommen verschaffen sollte. Er wurde nach Woytinsky und Fritz Tarnow, dem Vorsitzenden des Holzarbeiterverbandes im ADGB, und Fritz Baade, dem Sprecher der SPD für die Landwirtschaft, benannt. Die SPD lehnte den Plan sofort ab und agitierte mit ihrer gesamten Presse dagegen.

 

So kam es, dass die Erwerbslosen bei dieser SPD-Politik doch lieber KPD oder NSDAP wählten. Die SPD war erst nach ihrem vernichtenden Wahlergebnis im Juli 1932 bereit, mit dem ADGB über den WTB-Plan zu reden. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Breitscheid und der Parteivorsitzende Wels mit den vorgeblichen Wirtschaftsexperten Hilferding und Naphtali wollten die Maßnahmen aber nicht durch Kreditschöpfung, sondern durch eine "volkstümliche Anleihe" oder gar mit einer Auslandsanleihe (Naphtali) finanzieren, was das Arbeitsbeschaffungsprogramm unmöglich machen musste. Woytinsky schildert in seinen Memoiren (S. 471) die Diskussion:

 

Hilferding was the next speaker. "Colm and Woytinsky," he said, "are questioning the very foundations of our program, Marx`s theory of labor value. Our program rests on the conviction that labor, and labor alone, creates value. Prices deviate from labor values under the impact of the interplay of supply and demand. Depression result from the anarchy of the capitalist system. If Colm and Woytinsky think they can mitigate a depression by public works, they are merely showing that they are not Marxists."


My first thought was that Hilferding could not have taken that nonsense seriously. Obviously, he had a limitless contempt for his listeners and did not condescend to argue before them but appealed to the clichés in their brains. A score of deputies listened to him as to an oracle... Hilferding ended with an appeal to the party to rise united to the defense of a sound currency and Marxism.

 

In einer Fußnote merkte Woytinsky an, dass er später zu der Überzeugung gelangt sei, dass Hilferding seinen Unsinn zur Werttheorie wirklich geglaubt habe und diese Rede ehrlich gemeint gewesen wäre: "Let the world perish but save the dogma!" Dem will ich mich nicht anschließen, weil nach meiner eigenen Erfahrung die Werttheorie bis heute dazu verwendet wird, jede Diskussion der Geldpolitik als Krisenursache abzuwehren. Das ist kein versehentlicher Irrtum verbohrter Marxisten, sondern gut geplant und bestimmt schon die Kapital-Schulungen. Mit der Werttheorie von Marx wird den Leuten systematisch eingeredet, die Krisen entstünden durch einen "tendenziellen Fall der Profitrate" wegen eines relativen Rückgangs der "allein wertschöpfenden lebendigen Arbeit" durch Rationalisierung und nicht durch restriktive Geldpolitik.

 

Nach der Machtergreifung Hitlers musste Woytinsky, der Sohn eines jüdischen Mathematikprofessors in St. Petersburg, Deutschland verlassen, um seiner Verhaftung als russischer Jude zu entgehen. Nach kurzen Aufenthalten in der Schweiz und Frankreich emigrierte er mit seiner Frau in die USA.

 

Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland

 

Der rasante Aufschwung der deutschen Wirtschaft ab 1933 könnte zu der Vermutung führen, dass Hitler und seine Parteigenossen vielleicht die Grundsätze der Geld- und Konjunkturpolitik und die Ursachen der Weltwirtschaftskrise verstanden hätten. Nachforschungen ergeben jedoch, dass davon keine Rede sein kann. Der Aufschwung der Wirtschaft in Deutschland von 1933 bis 1938 war aber tatsächlich durch eine richtige Wirtschaftspolitik und nicht durch eine außergewöhnliche Aufrüstung bedingt, wie immer wieder behauptet wird, da bis zum Jahr 1938 die deutschen Rüstungsausgaben verglichen mit England nicht auffallend höher waren.

 

Die rasche Ankurbelung der Konjunktur in Deutschland ist also eher darauf zurück zu führen, dass die Verantwortlichen des Regimes sich um ökonomische Ermahnungen zur Sparsamkeit wenig gekümmert haben, sondern einfach für alle ihnen wichtig erscheinenden Aufgaben das erforderliche Geld bewilligten. Weil in einer Ökonomie alles ausgegebene Geld auch gleich wieder verdient wird, muss dabei nur beachtet werden, dass keine Defizite mit dem Ausland entstehen. Dazu wurde ein System für den Außenhandel eingeführt, bei dem alle Handelspartner, die Waren nach Deutschland liefern wollten, auch wieder deutsche Güter abzunehmen hatten.

 

So kam es also durch die Bedenkenlosigkeit der Politik zu einem rasanten Aufschwung, während in den USA im Jahr 1937 der geforderte Haushaltsausgleich einen neuerlichen Absturz in die Depression auslöste. Zur Schande von Keynes bleibt festzustellen, dass selbst er sich der unsinnigen Kampagne für einen Haushaltsausgleich in den USA angeschlossen hatte. In Deutschland konnte es zu einer solchen Sparkampagne nicht mehr kommen, weil die meisten Ökonomen dieser Denkrichtung bis 1937 längst emigriert und die Zeitungen in der Hand von Partei und Regierung waren. So war der New Deal 1937 an den Widerständen in den USA gescheitert und in Deutschland gab es in Friedenszeiten praktisch Vollbeschäftigung. Die Massenarbeitslosigkeit und der Widerstand gegen eine expansive Wirtschaftspolitik endeten in den USA erst mit Kriegsausbruch.

 

Die vollständige Ahnungslosigkeit der deutschen Regierung in Sachen Geldpolitik kann man aus der folgenden Geschichte über den Ökonomen Wilhelm Lautenbach ersehen:

 

... So war es denn auch ein denkwürdiger Augenblick, als dieser feuerköpfige Mann mit der Schärfe des Verstandes und der Zunge, der jede fachliche Unterredung mit seinem Temperament (und der Ausgereiftheit seiner Gedanken) beherrschte, im Frühsommer 1933 zu Hitler geschickt wurde, um ihm die Nationalökonomie der Krisenbekämpfung durch Kreditexpansion im amtlichen Auftrage klarzumachen. Man hat erfahren, daß diese Unterredung zu den seltenen gehört hat, in denen nicht Hitler, sondern der andere das Wort führte. Als Hitler einwandte, daß eine solche Kreditexpansion doch Inflation sei, erwiderte ihm Lautenbach: »Herr Hitler, Sie sind jetzt der mächtigste Mann in Deutschland. Nur eines können Sie nicht: Sie können unter den gegenwärtigen Umständen keine Inflation machen, soviel Sie sich auch anstrengen mögen.« Als Hitler zu bemerken wagte, daß immerhin die von ihm befragten Bankiers anderer Meinung seien, erhielt er prompt die Antwort: »Herr Hitler, Bankiers sind wie Hefebazillen. Wie diese Alkohol fabrizieren, ohne davon zu wissen, so die Bankiers Kredit, ohne sich darüber klar zu sein.«

Aus dem Vorwort von Wilhelm Röpke über Wilhelm Lautenbach, S. X, ZINS, KREDIT UND PRODUKTION von WILHELM LAUTENBACH (PDF), J.C.B. MOHR (PAUL SIEBECK) Tübingen 1952

 

Es waren also in Deutschland die zuständigen Leute in Forschungseinrichtungen und Ministerien, die Beamten, welche sich mit der Geldpolitik auskannten, die ab 1933 die Weichen für eine Belebung der Wirtschaft durch Kreditexpansion stellten. Deren wichtigster Vertreter war Wilhelm Lautenbach, Beamter im Reichswirtschaftsministerium in den 1930er Jahren. Selbst ein Gottfried Feder war völlig ahnungslos hinsichtlich der Verursachung der Weltwirtschaftskrise und hat in seinen Schriften deren "eigentliche Ursache" mit dem üblichen Unsinn wie etwa dem technischen Wandel begründet; mit den übrigen Figuren braucht man sich da gar nicht befassen, selbst Hitler hörte auf die Meinung der Bankiers.

 

Die expansive Geldpolitik in Deutschland wurde maßgeblich durch die Bank von England (BoE) unterstützt. Deren Gouverneur, Montagu Norman, war eng mit dem Präsidenten der deutschen Reichsbank, Hjalmar Schacht, verbunden. Montagu Norman gehörte mit Alexander Shaw, einem Direktionsmitglied der BoE, und Frank Cyril Tiarks, einem Direktor der BoE, zusammen mit sehr einflussreichen britischen Industriellen der pronazistischen Anglo-German Fellowship an. Montagu Norman hatte vor seiner Zeit bei der BoE begeistert als Freiwilliger am Krieg Englands gegen die Buren in Südafrika teilgenommen und dürfte seitdem ein wichtiger Mann im Netzwerk der Milner-Gruppe britischer Imperialisten gewesen sein; ein Agent der britischen Imperialpolitik also, der später wegen seiner politischen Haltung zum NS auch keine Probleme in England bekam.

 

Die Hintergründe der britischen Politik und ihrer Freundeskreise und Förderer des NS wurden von Guido Giacomo Preparata in seinem Buch Conjuring Hitler: How Britain and America Made the Third Reich dargestellt. Hitler hatte aus seiner Sicht durchaus sehr gute Gründe, naiv den Äußerungen der Bankiers zu vertrauen, vor allem der Bankiers der Bank von England, die wie fast alle Bankiers bis heute ihrem Publikum ständig mit angeblichen Inflationsgefahren in den Ohren liegen, auch oder gerade weil sie es selbstverständlich besser wissen. Deutscher Finanzminister seit der Papenregierung und dann unter Hitler, also von Juni 1932 bis Mai 1945, war ein ehemaliger Rhodes Scholar der Uni Oxford, Lutz Graf Schwerin von Krosigk, ein Verwandter (Großneffe) der Jenny Marx.

Von den Maschinenstürmern bis zu den Deflationisten

Die systematische Vorbereitung und Durchführung der deflationären Depression muss sich in den Theorien ihrer Urheber und Mitstreiter über Krisen und Massenarbeitslosigkeit zeigen. Wir dürfen also beginnend in den 20er Jahren eine ansteigende Diskussion unter Ökonomen über realwirtschaftliche Konjunkturtheorien erwarten, von Seiten der Marxisten die Geschichte vom tendenziellen Fall der Profitrate als Ursache der unvermeidbaren Krise des Kapitalismus, für deren Verständnis es jetzt das "Kapital" zu lesen und die Wertform zu analysieren gelte, bis hin zu den Versuchen, beim einfachen Publikum an die Maschinenstürmer zu appellieren und für die Massenarbeitslosigkeit den technischen Fortschritt verantwortlich zu machen. Hier seien nachfolgend nur einige Beispiele erwähnt, die den Leser zu eigenen Nachforschungen anregen sollen.

 

Wenn die Weltwirtschaftskrise absichtlich verursacht wurde, so ist damit zu rechnen, dass deren Verursacher zur Ablenkung von den monetären Zusammenhängen das breite Publikum wie die Studenten und alle wirtschaftspolitisch interessierten Bürger auf falsche Fährten locken wollten. Dies lässt sich leicht zeigen.

Arbeiterfreisetzung durch die Maschine

Der Mann ist heute völlig vergessen, aber er hat in Deutschland exakt zur Weltwirtschaftskrise seine "wissenschaftliche" Arbeit mit dem Thema Die Theorie der Arbeiterfreisetzung durch die Maschine (PDF) vorgelegt. Es handelt sich um einen Alfred Kähler (1900-81), von 1928-33 Leiter einer Arbeitervolkshochschule bei Flensburg. Seine Doktorarbeit wurde von Adolf Löwe betreut, der von 1926 bis 1931 die Konjunkturabteilung des Kieler Weltwirtschaftsinstituts leitete. Zur "wissenschaftlichen Gemeinschaft" um Löwe zählte damals auch Wassily Leontief, der 1928 in Berlin bei Werner Sombart zum Thema "Die Wirtschaft als Kreislauf" promoviert hatte.  Bis zu seiner Emigration nach England, wo er von 1933-40 als Rockefeller-Stipendiat in Manchester wirkte, lehrte Löwe politische Ökonomie am Institut für Sozialforschung der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt, wo er mit seinem Schulfreund Max Horkheimer zusammenarbeitete und mit Theodor Adorno in Kontakt kam. Von 1941 bis 1963 lehrte Löwe als Kollege von Alfred Kähler Wirtschaftswissenschaft an der New School for Social Research, die der inzwischen verstorbene Emil Lederer mitbegründet hatte, der zur Weltwirtschaftskrise seinen Beitrag mit dem Werk Technischer Fortschritt und Arbeitslosigkeit (Mohr Tübingen 1931) geleistet hatte. Was ist die Welt doch klein.

 

Löwe setzte sich in England bei Arthur Cecil Pigou für Kähler um ein Stipendium an der Universität Cambridge ein, was John Maynard Keynes mit seinem Einspruch verhindern konnte (in den Kreisen kennen sich alle). Pigou war 1918 Mitglied des Cunliffe-Komitees des britischen Parlaments gewesen, das die Deflationspolitik nach Kriegsende gefordert hatte, und war als Nachfolger von Alfred Marshall in Cambridge auf den Lehrstuhl für Politische Ökonomie berufen worden. Trotz seiner persönlichen Freundschaft mit Keynes (der smarte Männer wie Pigou verehrte) war er in ökonomischen Fragen dessen entschiedener Gegner und bekam später großen Einfluss auf weitere einschlägig bekannte Leute wie N. Gregory Mankiw, Alan Greenspan, Paul Volcker und Paul Krugman.

 

Argumente gegen die Theorie der von Maschinen verursachten Massenarbeitslosigkeit werde ich mir und Ihnen ersparen. Kähler knüpfte an Ricardo an und wollte wie dieser einst in der nachnapoleonischen Depression die Massenerwerbslosigkeit nicht als Folge unzureichender Nachfrage, das sollte mit dem Say'schen Theorem ausgeschlossen bleiben, sondern mit Kapitalmangel erklären. Dann müsste nämlich mehr "gespart" werden, was die Krisen weiter verschärft. Kähler kritisierte Ricardo nur dafür, dass diesem das Kapital im Lohnfond fehlte, während es doch an Produktionsmitteln mangle. 

 

Realwirtschaftliche Konjunkturtheorien

Weil Konjunkturzyklen monetäre Ursachen haben, konzentrierten sich die Ökonomen seit jeher auf realwirtschaftliche Konjunkturtheorien, wie später noch Schumpeter in seinem einschlägigen Werk Konjunkturzyklen über die Zyklen nach Kondratieff oder Juglar. Danach würden die Konjunkturschwankungen von Zyklen der Investition bestimmt, weil sich angeblich der technische Fortschritt schubweise entfalte, wobei die Krisen gesund und notwendig wären, um Fehlentwicklungen zu korrigieren und die Voraussetzung für neue Prosperität zu schaffen - Schumpeters schöpferische Zerstörung. Dabei ist, wie der Schweinezyklus zeigt, der realwirtschaftliche Ansatz nicht grundsätzlich immer falsch, sondern mag für einzelne Branchen der Ökonomie durchaus auch einmal eine zutreffende Erklärung enthalten. Nur gilt dieser Ansatz eben für die gesamte Makroökonomie nicht, weil da die Geldpolitik die Nachfrage steuert. Das 1939 erschienene Werk Schumpeters wurde mit wenig Beifall aufgenommen, weil Keynes in aller Munde war, weshalb man sich dann darauf verlegen musste, Keynes zu verfälschen, statt sich offen gegen seine Erkenntnisse zu stellen. Es sollte bis zum Siegeszug der Neoliberalen und der von Paul Volcker mit einem FED-Zinssatz von 20% verursachten Weltrezession zu Beginn der 1980er Jahre dauern, dass Schumpeters Konjunkturtheorie an den Universitäten und in den Massenmedien als geniale Erklärung der Krisen gefeiert und Keynes geschmäht wurde. Der britische Economist rühmte Schumpeter nach der Finanzkrise 2009 als einen jener wenigen Intellektuellen, die das Wesen des unternehmerischen Handelns verstanden hätten.

 

Die herrschende Lehre hat eine monetäre Konjunkturtheorie den Vertretern der "Österreichischen Schule" vorbehalten, die eine monetäre Überinvestitionstheorie oder eigentlich Fehlinvestitionstheorie entwickelt hatten, nach der die Krisen ihre Ursache in zu niedrigen Zinsen während des der Krise vorausgehenden Zeitraums hätten. Die Krisen würden sich nur mit immer sehr hohen Zinsen und knappem Geld verhindern lassen, so dass die Deflation ein Dauerzustand der Ökonomie wäre. Der Fortschritt der Produktivität dürfe nicht mehr zu steigenden nominalen Einkommen führen, sondern zu fallenden Preisen, ein für alle Rentiers und Kuponschneider traumhafter Zustand, in denen ihr Geld ohne eigenes Zutun immer mehr wert wird. Die Rentiers und Kuponschneider, die sich mit keinem sachlichen Argument von ihrem persönlichen Interesse abbringen lassen, waren stets begeisterte Anhänger von Mises und Hayek.

 

Der oben bereits erwähnte Adolph Löwe hatte sich 1926 mit dem Thema Wie ist Konjunkturtheorie überhaupt möglich? an der Uni Kiel habilitiert und beeinflusste zunächst die konjunkturpolitischen Diskussionen in Deutschland. Nach seiner Emigration in die USA und nach allen Erfahrungen der Großen Depression arbeitete Löwe weiter an seiner zyklischen Wachstumstheorie, die auf realwirtschaftliche Innovationsschübe abstellte. Er war ein echter Vertreter der deutschen Sozialdemokratie, der Krisen nicht verhindern, sondern mit Karl Marx erklären wollte. Er kritisierte jedoch Marx, weil der nur ein Zwei-Sektoren-Schema statt einem Drei-Sektoren-Schema benutzt habe. Löwe unterschied nämlich nicht nur den Kapitalgüter produzierenden Sektor von dem Sektor der Konsumgüterproduktion, sondern unterteilte ersteren noch in einen Kapital für den Kapitalgütersektor und einen Kapital für den Konsumgütersektor produzierenden Sektor. Jedenfalls genug geistige Ablenkung von den monetären Ursachen der Krisen, wofür Löwe sogar vom großen Sozialistenfeind Friedrich August von Hayek wohlwollend beachtet und zitiert wurde.

 

Der Pigou-Effekt der Deflationisten

Der oben bereits erwähnte Arthur Cecil Pigou versuchte sich noch 1943 an dem Nachweis, dass die Deflation der Preise wie in der Weltwirtschaftskrise durch einen Vermögenseffekt die Nachfrage beleben würde. Der Unsinn ist als Pigou Effekt in die herrschende Lehre eingegangen und war doch durch die Realität längst widerlegt.

 

Reichtum definierte Pigou als die Summe des umlaufenden Geldvermögens und der Regierungsanleihen, geteilt durch das Preisniveau. Die deflationäre Depression würde also die Bürger immer reicher machen und dadurch einen Anstieg der Nachfrage bewirken, der die Weltwirtschaftskrise beenden sollte (in den Vorlesungen der Professoren und im Schnittpunkt der Kurven an der Tafel im Hörsaal bestenfalls).

 

Pigou galt mit dieser Theorie, die auch als Real Balance Effect bekannt wurde, in gewissen Kreisen als Überwinder der von Keynes vertretenen Liquiditätsfalle. Ein kurzer Auszug aus dem englischen Wikipedia:

  1. As unemployment rises,
  2. the price level drops,
  3. which raises real balances,
  4. and thus consumption rises,
  5. which creates a different set of IS-curves on the IS-LM diagram, intersecting the LM curves above the low interest rate threshold of the liquidity trap.
  6. Finally, the economy moves to the new equilibrium, at full employment.

Keynes hatte dazu schon vor der Weltwirtschaftskrise alles Nötige gesagt und geschrieben, aber Kalecki hat dann noch mal betont, dass die Deflation die reale Last der Verschuldung katastrophal steigert, so dass die Krise durch die Deflation immer verheerender wird.


Der Real Balance Effekt wurde 1948 von Don Patinkin aufgegriffen und seitdem immer wieder im Zusammenhang mit der angeblichen Rigidität der Löhne diskutiert. Die Deflation hätte also ihre segensreiche Wirkung der Konjunkturbelebung durchaus erzielt, wenn sich nicht die Arbeiter, unterstützt durch die bösen Gewerkschaften, so massiv gegen die immer weitere Senkung ihrer Löhne gewehrt haben würden.

 

Die angebliche Rigidität der Löhne, die immer noch böswillig als "keynesianische" These zur Erklärung der Krisen gilt, bestand für Keynes einfach darin, dass die Reallöhne im Gegensatz zu den Nominallöhnen gar nicht durch Lohnverhandlungen gesenkt werden können, womit also nicht die Löhne rigide wären, sondern die Theorie Unsinn ist, weil sie den ökonomischen Gesetzen widerspricht, wenn sie sich von mit Massenarbeitslosigkeit erzwungenen nominalen Lohnsenkungen eine Überwindung der Krise verspricht.

 

Die sogenannte Wirtschaftswissenschaft in Deutschland von 1929-33

Die Professoren propagierten das Motto "je niedriger die Löhne, desto höher die Beschäftigung", obwohl die Absicht, mit niedrigeren Produktionskosten die Exporte ins Ausland zu steigern, an den Zollschranken und gezielten Behinderungen deutscher Waren scheitern musste. Blieb also nur der Ruin der Binnenwirtschaft und des Lebensstandards im eigenen Land als Ziel der Lohnsenkungen und Notverordnungen. Die Krisenanalyse gipfelte in dem Vorwurf eines durch die Gewerkschaften künstlich und marktwidrig überhöhten Lohnniveaus als alleiniger oder zumindest wichtigster Krisenursache neben dem Kapitalmangel. Obwohl die Professoren ihren Unsinn in der liberalen Presse ohne Widerspruch verbreiten konnten, blieb ihnen trotzdem eine größere Wirkung versagt, weil die Menschen schnell dieser "Wissenschaft" zu misstrauen begannen.

 

Seit Ludwig Albert Hahn 1920 sein Werk Volkswirtschaftliche Theorie des Bankkredits veröffentlicht hatte, war die Fähigkeit des Bankensystems, durch Kreditschöpfung die Nachfrage zu steuern und damit jederzeit jede Krise beenden zu können, auch offiziell in der akademischen Lehre bekannt, inoffiziell wusste es natürlich schon immer jeder Volkswirt. Hahn hatte mit diesem Buch in seinem jugendlichen Eifer seine Erfahrungen im Vorstand der Deutsche Effecten- und Wechsel-Bank, dass nämlich niemand vor der Vergabe eines Kredits im Tresor der Bank nachschauen braucht, ob er da noch genug Geld findet, zur Förderung seines frühen wissenschaftlichen Ruhms zum Besten gegeben. Bis dahin hatte die Wissenschaft gelehrt, dass Banken nur die eingezahlten Ersparnisse ihrer Kunden weiter verleihen könnten. Aber beim Ausbruch der Weltwirtschaftskrise war die Kreditschöpfung sofort vergessen und Hahn selbst wurde ein eifriger Deflationist, der nur im hemmungslosen Lohnabbau einen Ausweg aus der Krise erkannte.

 

Sogenannte Wissenschaftler wie Walter Eucken, der die Freiburger Schule gegründet hatte, lehnten jede aktive Konjunkturpolitik ab und erwarteten von den Marktkräften die Überwindung der Krise; dass die Krise immer noch nicht überwunden war, bewies für Eucken im September 1931, dass der reinigende "Liquidationsprozess nicht im entferntesten zu Ende geführt" sei. Trotz des unbestreitbaren Mangels an Konsumnachfrage wurde verstärktes Sparen gefordert, um den "Kapitalmangel" und die "Unterakkumulation" der Wirtschaft zu überwinden. Besonders Friedrich August von Hayek propagierte einen angeblich durch Kreditexpansion in den 20er Jahren verursachten Kapitalmangel und eine mit übersteigertem Konsum erfolgte Aufzehrung des Kapitals. Weil die Kreditexpansion vor der Krise deren Ursache sei, wäre es völlig unverantwortlich, die Krise wieder mit einer Kreditexpansion mildern oder gar überwinden zu wollen. Ein harter Preissturz sei das wirksamste Mittel gegen die Krise und die Politik Brünings daher auf dem richtigen Weg.

 

Der ehemalige Gastprofessor der Rockefeller Foundation in den USA und seit 1929 Professor für Ökonomie in Marburg, Wilhelm Röpke, im Jahr 1947 Gründungsmitglied der neoliberalen Mont-Pelerin-Society, erklärte in seinem 1932 erschienenen Buch "Krise und Konjunktur" die Psychologie und seelische Schwankungen zur Ursache von Krisen:

 

In einem Wirtschaftssystem, das auf den freien Entschließungen und Wirtschaftsakten von Millionen von Individuen beruht, müssen die seelischen Schwankungen, denen diese Entschließungen unterliegen, für das Gleichgewicht des Wirtschaftsprozesses von entscheidender Bedeutung sein, und es entsteht die Frage, ob nicht die wirtschaftlichen Bewegungsentscheidungen im letzten Grunde auf solchen Schwankungen der Massenstimmungen und Massenurteile beruhen. Diese Frage wird von der psychologischen Schule der Konjunkturtheorie bejaht (Pigou, Lavington, Schumpeter).

 

Je mehr sich die Krise verschärfte, desto bösartiger wurde von den Professoren der "Staatssozialismus" beklagt und die Unterstützung der Erwerbslosen angeprangert, mit der die "Selbstheilungskräfte des Marktes" gehindert würden. Die sich verstärkenden Forderungen der Bürger nach einer kreditfinanzierten aktiven Wirtschaftspolitik wurden als "Inflationismus" verteufelt, die "Inflationspläne" würden das Ausland verunsichern und das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft untergraben. Ein Moritz Julius Bonn, 1919 Mitglied der deutschen Delegation in Versailles, trat mit der Auffassung vor sein Publikum, die "Deflation des Vertrauens" in die Wirtschaftspolitik könne nicht durch "monetäre Kunststückchen" überwunden werden, vielmehr solle man mit Genügsamkeit ausländisches Kapital nach Deutschland locken (Claus-Dieter Krohn: Wirtschaftstheorien als politische Interessen, Campus Verlag, Frankfurt 1981, S. 149). Bonn war von Sommer 1930 bis Frühjahr 1932 Mitglied der Kommission des Völkerbundes zur Untersuchung der Goldknappheit und der Probleme des Goldstandards, wozu er sich in seiner Biografie äußerte:

 

Das Problem (der Kapitalflucht) war kein technisches − es war nicht die Folge von Fehlkonstruktionen im Mechanismus der Goldwährung −, sondern das Ergebnis unsicherer politischer und wirtschaftlicher Verhältnisse. Man kann kein Währungssystem konstruieren, das schweren politischen Stößen erfolgreich widerstehen und weitgehende wirtschaftliche Fehlkalkulationen überdauern kann.

M. J. Bonn: So macht man Geschichte. Bilanz eines Lebens. List, München 1953. S. 309.

 

Ja, so macht man wirklich Geschichte und wirkt sogar an einer Weltwirtschaftskrise mit. Die Goldkommission des Völkerbundes hätte rechtzeitig zum Aussetzen des Goldstandards aufrufen können, wie es in Kriegszeiten sofort erfolgte, was Leute wie M. J. Bonn wohl zu verhindern wussten.

 

Die wenigen Reformer wie Robert Friedlaender-Prechtl und Heinrich Dräger waren meist aus der mittelständischen Wirtschaft oder wie Wilhelm Lautenbach und Ernst Wagemann aus der Reichsbürokratie oder Außenseiter wie der schon oben erwähnte Wladimir Woytinsky beim ADGB. Ihre Vorschläge wurden von den Vertretern der sogenannten Wirtschaftswissenschaft meist ignoriert, nur der Anfang 1932 vorgelegte Wagemann-Plan erregte die gesammelte Wut der Professorenschaft und der liberalen Presse. Ernst Wagemann war bis 1933 Präsident des Statistischen Reichsamtes. Sein Schwager war der Politiker und Industrielle Hermann Warmbold, unter Brüning, Papen und Schleicher zeitweise Reichswirtschaftsminister und Vorstandsmitglied der BASF, später Aufsichtsratsmitglied der I.G. Farben. Vermutlich befürchteten die Deflationisten von Wagemann durch seinen Schwager einen großen Einfluss auf die Politik der Regierung und starteten sofort eine erregte Kampagne gegen seinen Plan.

 

Von einem Melchior Palyi wurde mit Unterstützung der Reichsbank Anfang 1932 ein "Währungsinstitut" mit einer eigenen Zeitschrift gegründet, das die Gegner der Deflation bekämpfen sollte. Palyi griff Keynes an, der wie Demagogen "Inflationsideen propagiere" und eine unverantwortliche Propaganda für "künstliche Arbeitsbeschaffung" und eine "künstliche Konjunktur" betreibe (Krohn, a.a.O., S. 160f). Einen Aufsatz des oben erwähnten M. J. Bonn zum Thema "Währungsprojekte - und wozu?" ließ die Reichsbank in hoher Auflage drucken und an Geschäftsleute verteilen. Der Sozialdemokrat Carl Landauer verfasste gar als Redakteur für die Zeitung "Der deutsche Volkswirt" eine auch als Broschüre veröffentlichte Artikelfolge unter dem Titel "Anti-Wagemann" zusammen mit Gustav Stolper und L. Albert Hahn, in der vor einer drohenden Inflation durch Kreditschöpfung und Konjunkturpolitik gewarnt wurde. Wagemanns Reformplan würde das letzte Vertrauen in die Geld- und Wirtschaftspolitik zerstören und der "segensvolle Liquidationsprozess" der Krise müsse fortgesetzt werden. Die Kampagne gegen Wagemann führte 1933 zu seiner Entlassung aus seinem Präsidentenamt beim Statistischen Reichsamt durch den neuen Wirtschaftsminister Hugenberg, der ihn gleich noch als Leiter des Instituts für Konjunkturforschung absetzen wollte, damit aber an der NS-Betriebszelle scheiterte, die Wagemann und seine Pläne unterstützt hatte.

 

Marxisten und Sozialisten

Der Marxismus hat weltweit in den 1930er Jahren die Deflationspolitik unterstützt. Bis in die letzten Publikationen wird da jede Diskussion über die Geldpolitik und die monetären Ursachen der Krise abgewehrt. Kein Wort über Keynes oder gar zu seiner Unterstützung kurz vor dem Ausscheiden der Briten und des Sterling-Blocks aus dem Goldstandard. Die Maschinen und die Überproduktion hätten die Massenarbeitslosigkeit verursacht und die einzige Hoffnung der Arbeiter wäre der Sozialismus. Als Beispiel seien hier drei Artikel aus den Jahren 1931 und 1932 der Socialist Party of Great Britain erwähnt:

 

The problem of the capitalists was to sell their goods in limited markets. Competition among them led to the adoption of labour-saving machinery (and unemployment), to periodical over-production crises, and to recurrent danger of war.

...

The Socialist Party of Great Britain alone of all Parties had consistently maintained, amidst the confusion of capitalist parties old and " new," that the only hope of the workers is Socialism.

The Socialist Party versus The New Party Juli 1931

 

Die Deflation der Preise konnte nicht geleugnet werden, aber sie sei vom technischen Fortschritt und dem Missverhältnis von Produktivkräften zu Verbrauchern verursacht. Kapital sei falsch investiert oder gar überinvestiert worden, dazu zitiert man den Prof. Bonn, aber eigentlich waren es die Thesen von Hayek und Mises:

 

We have now got so far behind the fall in prices as to be able to trace it to the persistent disequilibrium between production and consumption that resulted from the increase in the world's productive capacity. This has already been affirmed in several quarters. Thus Prof. Bonn writes:-

"The crisis was ultimately due to the misuse of capital. The savings which productive surplus had yielded, or was expected to yield, had been spent in the construction of newer productive plants of constantly increasing capacity in the hope that the consumers on whose behalf this vast apparatus was to operate would grow up automatically."

To pass from this stage to the statement that the crisis was the result of over-production is not to solve the problem, but merely restate it. The question at once arises, "Why was there over-production?"

...

Not only is production organised for sale at a profit, but it is carried on by the exploitation of legally free workers, working for wages. The consumption of the workers is limited to the amount they receive in wages.

The Cause of the Crisis  May 1932

 

Von der Deflation würden halt die Geldverleiher profitieren, für die Arbeiter wäre das aber egal, wird da allen Ernstes behauptet:

 

During the next phase of the normal cycle of capitalism, when prices are falling, it is the turn of the money-lending capitalist to prosper, the man who has contracted to receive a fixed money return on a certain sum lent or invested. Now it is he who is getting a larger and larger relative share of the total wealth of the capitalist class. Then the Labourite turns soft on his poor, dear friend, the manufacturing capitalist, and joins with him in denouncing the wicked bankers who "grow rich on adversity." What is overlooked all the time is that the workers, as a class, do not alter their general position whatever happens. The ups and downs of prices and interest rates are only a matter between the groups of capitalists themselves, and the changes that take place are not the work of conspiring individuals but are governed by the forces inherent in the capitalist system itself.

One for the Currency Cranks November 1932

 

Und so weiter. Ganz offensichtlich ist der Autor kein ahnungsloser Narr, sondern argumentiert ganz gezielt im Interesse der Deflationisten, die mit ihrer Geldpolitik Abermillionen Arbeiter weltweit auf die Straße geworfen haben, von denen Millionen mit ihren Kindern verhungern werden. Der Arbeiterklasse könne die Deflation egal sein.

 

Wenn die Ursache der Krise der Kapitalismus ist, bleibt natürlich nur die Weltrevolution zur Überwindung der Krise und bis dahin müssen die Erwerbslosen halt hungern. Wer die Geldpolitik für die Krise kritisiert, will nur den Kapitalismus retten, so die Parole der Marxisten bis heute. Das ist aber kein Zufall, sondern weltweit gut organisiert, denn bis zur Weltrevolution kann die Geldpolitik, gedeckt von den dafür geförderten Marxisten und Sozialisten, noch viele Krisen inszenieren.

 

Die Älteren haben noch die Zeit der 68-er Neomarxisten erlebt, als damals von allen gleichgeschalteten Massenmedien Schülern und Studenten der Marxismus gepredigt wurde. Die Aufgabe der Medien war es nicht, tatsächlich eine sozialistische Politik zu fördern, sondern die Gesellschaft auf die ab 1973 und verschärft ab 1980 mit Hochzinspolitik inszenierte Massenarbeitslosigkeit ideologisch vorzubereiten. Während dann die Neomarxisten die Wertform analysiert haben, war das Bürgertum froh, dass die verursachte Massenarbeitslosigkeit kommunistische Gedanken zu unterdrücken half. Die Arbeiter hatten wieder zu kuschen und ihre Ansprüche zu reduzieren. Das war der Hintergedanke gewesen, diese Bewegung der 68-er Neomarxisten durch die Massenmedien zu inszenieren und die Bürger damit gegen jede soziale Politik aufzuhetzen.